Culture | Salto Afternoon

Aufbruch mit Kippenberger

Martin Kippenberger ist zurück in Bozen, mit einer Foto/Video-Arbeit des Künstlerduos Graw Böckler. Wenn das nicht nach „39NULL“ und „Aufbruch“ riecht?
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Foto: Foto: 39Null

Am vergangenen Freitag wurde nicht nur die neue Ausgabe von 39NULL im Atelierhaus des Museion in Bozen vorgestellt, sondern auch eine kleine, schmucke Fotoschau im Eingangsbereich.
Das Titelthema der aktuellen Ausgabe nennt sich Aufbruch. Martin Santner, einer der Magazinmacher, erzählt dazu im Vorgespräch:„Aufbruch bedeutet, dass man unzufrieden ist, mit dem wie es ist, aber auch dass man den Mut haben muss aufzubrechen, auch wenn man nicht weiß, ob es gelingen wird.“ 

Aufbruch bringt in einem Beitrag eine Reisegeschichte von und mit dem Künstler Martin Kippenberger. Viele Südtiroler und Südtirolerinnen erinnern sich sehr lebendig an die jämmerliche Froschattacke der Boulevardzeitung Zett und dem Tagblatt der Südtiroler Dolomiten gegen die Kunsteinrichtung Museion und die damalige Direktorin Corinne Diserens, welche nach nur zwei Ausstellungen bedauerlicherweise ihren Platz räumen musste. Keiner von Athesia hat sich seitdem für den billig inszenierten Kunstskandal entschuldigt. Im Gegenteil, die Leserbriefschreiber wurden immer mehr zum wichtigen Instrument des alteingesessenen Medienhauses.

Nun aber ist Martin Kippenberger wieder zurück, die Gruppe 39NULL stellt ihn aus, in Form einer Foto/Video-Arbeit von Graw Böckler, deren Arbeit auch in der Ausgabe Aufbruch nachgelesen werden kann. Es ist eine Reise, die in die Mitte der 1980er Jahre führt und sich mit einer Reise-Wiederholung der Jetztzeit verwebt:

Im Dezember 1985 feiert Martin Kippenberger eine wilde Abschiedsparty in der Kölner Disco „Alter Wartesaal“. Es ist die Disco, in der ich Martin vor wenigen Monaten kennengelernt habe. „Kippi, komm bitte zurück“, steht auf einem großen Bild mit Zuckerhut. Davor spielt eine Band. Den Morgen danach bringe ich ihn zum Flughafen Frankfurt. Martin fliegt nach Brasilien.
[...]
Die ersten Wochen der „Magical Misery Tour“ verbringt er mit Albert und Freunden in Rio de Janeiro. Im Februar 1986 fliege ich nach Salvador. Martin erwartet mich schon im Bahia Othon Palace, einem großen fünf Sterne Hotel mit Pool und Strand. Er hat mich eingeladen, ihn als Fotografin und Assistentin zu begleiten. Es ist meine erste große Reise außerhalb von Europa und gleichzeitig meine bis dahin größte fotografische Herausforderung. [...]

Wir trinken viel. Martin sammelt die Rechnungen als Zeichenpapier. Auch streiten wir oft. So beginnen wir mit dem Mau-Mau Kartenspiel Mail-Art-Projekt. Wer spielt, streitet nicht. Wir zocken endlose Abende und verschicken die Ergebnisse an Galeristen, Sammlerpaare, KunstvereinsleiterInnen, MuseumsdirektorInnen, Artists und an Freunde. Martin ist sehr gut organisiert mit all den Adressen der Kunstszene…

Als wir die Reise nochmal nachgefahren sind, hat das auch gut für die Zeitschrift gepasst. Wir spiegeln diese Reise wieder, es ist eine Kombination aus den alten Bildern und den neuen Fotografien.“ erzählt Ursula Böckler bei der Vorstellung im Atelierhaus.
Bis August kann die Fotoarbeit von GRAW BÖCKLER AUF DEN SPUREN DER MMT neben den Fotoarbeiten von KIRSTEN LUCE AS ABOVE SO BELOW und LUCIE MARSMANN ULLA & WILLI besichtigt werden. Nebenbei dient das Atelierhaus auch als Verkaufsstelle für 39null.

Die Kippenberger-Story ist lediglich ein Bruchteil der Aufbruch-Nummer, der insgesamt 160 Seiten. Das 5. Heft besticht erneut durch eine feine Grafik, packende Fotostrecken und einer angenehm bunten und tiefgehenden Textauswahl.