Society | Broschüren

Inspektor außer Dienst

Christian Alber ist nicht mehr im Amt. Der Schulinspektor für den Religionsunterricht lasse seine institutionellen Aufgaben “bis auf Weiteres ruhen”, meldet das Schulamt.
Schulklasse
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Derzeit fegt ein Sturmtief mit heftigen Regen und Schneefall über Norditalien hinweg. “Philipp” haben es die Meteorologen getauft. Passend zum aktuellem Wirbel, den die beiden Broschüren aus dem deutschen Schulamt in Südtirol verursacht haben. Denn auch er sei fuchsteufelswild geworden, gesteht der zuständige Landesrat Philipp Achammer, als er erfahren habe, dass Teile der Texte in “Muslimische Kinder und Jugendliche in der Schule – Informationen, Orientierungen und Empfehlungen” und “10 gute Gründe für den Religionsunterricht” wortwörtlich und ohne Quellenangabe offenbar von Broschüren aus Deutschland übernommen worden seien.

Die Freiheitlichen haben bereits zwei Anfragen im Landtag eingereicht, mit denen sie vollständige Aufklärung über die beiden Informationsbroschüren erhalten wollen, die in den Schulen verteilt worden sind. “Es wird auch zu hinterfragen sein, welche Rolle in diesem Fall der Schulinspektor für den Religionsunterricht, Christian Alber, gespielt hat”, meinen Ulli Mair und Andreas Leiter Reber.

Christian Alber steht schon seit Längerem unter Druck. salto.bz berichtete Mitte Februar über berechtigte Zweifel an der Qualifikation des Religionsinspektors. Nun hat man im Schulamt erste Konsequenzen gezogen. Wie inzwischen bekannt wurde, ist Christian Alber nicht mehr im Amt. Nach den öffentlich geäußerten Vorwürfen im Zusammenhang mit den beiden Broschüren habe Alber selbst darum ersucht, vorerst von seinen Aufgaben entbunden zu werden. Er lasse “die institutionellen Aufgaben als Inspektor bis auf Weiteres ruhen”, meldet das deutsche Schulamt. Ob der Schritt freiwillig oder auf Druck aus dem deutschen Bildungsressort erfolgt ist – dort sind Landesrat Achammer und Bildungsdirektor Gustav Tschenett wegen der Broschüren unter Beschuss geraten – bleibt offen. Achammer selbst jedenfalls will die Inhalte nicht gekannt haben.

Die Führungsspitze des Schulamtes will den Sachverhalt jedenfalls klären. Die Vorwürfe, wonach neben der Islam-Broschüre auch eine weitere Broschüre in weiten Teilen übernommen worden sei, wolle man “prüfen und aufklären”, lässt die Landesschuldirektorin Sigrun Falkensteiner ausrichten. Zugleich ersucht sie um eine “sachliche Diskussion”: "Die Broschüre zum Umgang mit muslimischen Kindern und Jugendlichen in den Schulen des Landes wurde bereits zurückgezogen und wird überarbeitet. Bleiben soll ein sachlicher, auf die Schüler gerichteter Diskurs in den Schulen."