Wie geht's weiter in Bozen, Herr Critelli?
Der Fluss an Flüchtlingen zwischen Afrika und Europa reißt nicht ab. Mehr als 6300 Flüchtlinge wurden allein am Wochenende in der Straße von Sizilien aus Flüchtlingsbooten gerettet. Sieben Menschen konnten nur mehr tot auf Booten geborgen werden. Zumindest drei starben, als sie ihren Rettern entgegen schwimmen wollten und ins Meer sprangen. Ruhiger ging es dagegen an diesem Wochenende am Bahnhof Bozen zu. Seit dem 1. Mai waren die trilateralen Kontrollen der italienischen, deutschen und österreichischen Polizei ausgesetzt; ab dem heutigen Montag ist dagegen wieder verstärkt damit zu rechnen, dass Flüchtlinge, die erst außerhalb von Italien um Asyl ansuchen wollen, von den Sicherheitskräften in Bozen aus den Zügen geholt werden.
Inwiefern sich die prekäre Lage nach der Eröffnung eines neuen Aufenthaltsraums auf Platz 1 beruhigt, werden die kommenden Tagen zeigen. Nach dem Alarm der zahlreichen am Bahnhof tätigen Freiwilligen am Freitag beruhigte der zuständige Koordinator des Landes Luca Critelli am Montag im Morgentelefon von RAI Südtirol. Er räumt zwar Anlaufschwierigkeiten in Bozen ein, wo sich die Situation im Gegensatz zum Brenner erst in den vergangenen sieben bis zehn Tagen zugespitzt hätte. Probleme bereite vor allem die Absprache unter unterschiedlichen Behörden. „Der Bahnhof gehört nicht uns, sondern einer anderen Gesellschaft“, machte der Direktor der Landesabteilung für Soziales ein Beispiel. Auch die Sicherheitskräfte hätten Interesse daran, dass es auf dem Bahnhof geordnet zugehe. Doch seit Samstag sei es gelungen, einen neuen Aufenthaltsraum auf Gleis 1 herzurichten. Der wird allerdings jeden Tag um 19 Uhr geschlossen. Die spontan gewachsene Gruppe an freiwilligen HelferInnen beklagt darüber hinaus laut RAI Südtirol, dass dort nicht einmal Lebensmittel und Getränke gelagert werden dürfen und die Flüchtlinge aus dem Rucksack versorgt werden müssen.
Laut Abteilungsdirektor Critelli sind die meisten Flüchtlinge allerdings in keinen so schlechten Zustand; viele hätten auch noch Kleingeld bei sich, um sich selbst zu versorgen. „Um rund 100 Personen am Tag zu betreuen, braucht es nicht so viele Ressourcen“, meinte er. Vor allem nachdem Menschen mit ihnen arbeiten würden, die seit Jahrzehnten gewohnt sind, auf die Bedürfnisse von Flüchtlingen einzugehen. Allerdings werde man versuchen, durch eine bessere Absprache mit den Sicherheitskräften mehr Informationen zu erhalten. „Es wäre sicherlich hilfreich, wenn wir schon vorab informiert würden, wie viele Menschen in Bozen versorgt werden müssen“, so Critelli.