Die Leiden des Ex

Es ist der Tag des Cristian Kollmann. Am Mittwoch punktet der Kandidat der Süd-Tiroler Freiheit mit dem ersten Platz in der Umfrage unter den 13 Bozner Bürgermeisteranwärtern zur Direkten Demokratie. Kurze Zeit später darf er dann einen prominenten Unterstützern in seinen Reihen begrüßen. Kein geringerer als der ehemalige Bozner SVP-Vizebürgermeister Oswald Ellecosta hat Kollmann eine Wahlempfehlung ausgesprochen – in einem Facebook-Video, gedreht von Kollmann selbst. Ellecosta streut dem STF-Kandidat Rosen und holt zum Rundumschlag gegen die SVP aus: “Ich habe nicht mein gesamtes Parteileben damit verbracht, in der Gemeinde Bozen dafür zu sorgen, dass Belange der deutschen Volksgruppe etwas mehr respektiert werden, um dann sehen zu müssen, dass meine Partei, die Südtiroler Volkspartei, überhaupt kein Verständnis mehr dafür zu haben scheint und als gemischtsprachige Partei Wahlwerbung betreibt.” So Ellecosta, der zwischen 2008 (als Nachfolger von Elmar Pichler-Rolle) und 2010 das Amt des Vizebürgermeisters bekleidete, wörtlich. Und weiter: “Ich bin der Ansicht, dass man als Deutscher in Bozen Grund genug hat, eine Partei zu vertreten und bei der zu sein, die sich für die Belange der deutschen Minderheit in der Hauptstadt Bozen einsetzt, und nicht für ein Wischiwaschi mit der italienischen Volksgruppe, die uns nebenbei noch vor wenigen Jahren einen Friedensplatz abgeschafft hat und wieder die für uns beleidigende Bezeichnung ‘Siegesplatz’ eingeführt hat. Wenn das meine bisherige Partei nicht stört, dann muss ich sagen, dann bin ich jetzt nicht mehr überzeugt, im selben Film zu sitzen.” Im falschen Film zu sitzen, dieses Gefühl hat auch ein anderer.
“Den Vorwurf von Herrn Ellecosta kann ich weder verstehen noch nachvollziehen”, sagt Christoph Baur. Der Bürgermeisterkandidat ebenjener SVP, über die Ellecosta verbal drüberfährt. Wesentlich zurückhaltender, aber nichtsdestotrotz klar Position beziehend äußert sich Baur im Gespräch mit salto.bz: “In den letzten zehn Jahren sind drei Themen für die deutschsprachige Bevölkerung virulent geworden und in keinster Weise angegangen worden: der muttersprachliche Unterricht in Kindergärten und Schulen, die Infrastrukturen in den ländlichen Randgebieten der Stadt sowie die Existenzbedrohung vieler – vor allem deutscher – Vereine. Hierzu tut sich seit Jahrzehnten nichts.” Es liege ihm fern, Herrn Ellecosta die Schuld daran in die Schuhe zu schieben, so Baur. Allerdings sei er überzeugt, dass “endlich für eine stärkere Präsenz der SVP im Bozner Stadtrat gesorgt werden” müsse. Und ein SVP-Bürgermeisterkandidat könne dazu beitragen, für diese stärkere Präsenz zu sorgen. Im ansonsten recht flaue Wahlkampf hat in Bozen weht nun doch, vier Tage vor den Wahlen, eine etwas rauere Brise. Wem das Buhlen um die Stimmen der deutschsprachigen Bevölkerung schließlich besser gelungen ist, wird sich in Kürze zeigen.