Culture | Fashion for Future

Who made my clothes?

In Bozen finden momentan die "Fashion for Future" - Aktionstage statt. Diese sollen zeigen, wie wichtig fair produzierte Kleidung ist.
Note: This article was written in collaboration with the partner and does not necessarily reflect the opinion of the salto.bz editorial team.
Who made my clothes?
Foto: Luisina Figueroa Garro

„Kleider machen Leute“. Verschiedenen Quellen zufolge gehen die Ursprünge dieses Sprichworts bis in die Antike zurück. Du ziehst an, was du sein willst. In den letzten Jahren hat das Sprichwort einen neuen Aspekt dazugewonnen: Kleidung ist nicht mehr nur aufgrund des teuren Stoffs oder des bekannten Schneiders wertvoll, sondern auch aufgrund des Gedankens der Nachhaltigkeit. Zur Frage nach dem „Was wurde produziert“ reiht sich die Frage des „Wie wurde es produziert“. Der 24. April 2013 machte aus dieser idealistischen Frage eine bittere Realität, als wenige Kilometer westlich von Bangladeschs Hauptstadt Dhaka eine Textilfabrik einstürzte und mehr als 1000 Arbeiter*innen unter sich begrub. Die menschenverschuldete Katastrophe brachte die extremen Zustände der Textil-Produktionsstätten ans Licht, Reaktionen national und international ließen nicht auf sich warten. So auch die Fashion Revolution-Bewegung, die nun seit zehn Jahren weltweit für faire Mode kämpft und derzeit in Südtirol ihre Zelte aufgeschlagen hat.

Seit dem 27. April finden nämlich in Bozen die „Fashion for Future“-Aktionstage statt, welche von der Fakultät für Design und Künste der Freien Universität Bozen gemeinsam mit dem Netzwerk der Südtiroler Weltläden, der OEW-Organisation für Eine solidarische Welt und der Slow-Fashion-Bloggerin Susanne Barta organisiert wurde. „Unser Ziel ist es, den Menschen bewusst zu machen, was für eine Rolle Mode für unsere Umwelt spielt und wieso nachhaltige Mode so wichtig ist“, erklärt Aart van Bezooijen. Van Bezooijen ist Professor an der Fakultät für Design und Mode und Mitorganisator der Aktionstage. Die Thematik „faire Mode“ erachtet er als essenziell: „Mode spielt in unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle, es wird sehr viel Verschiedenes produziert. Um unsere Umwelt und Mitmenschen zu schützen, müssen wir garantieren, dass diese Produktion nachhaltig vonstattengeht“. Die „Fashion for Future“- Tage behandeln also zwei zentrale Aspekte der fairen Mode, den menschlichen und den materiellen. Beide werden im vielseitigen Programm der Aktionstage anhand von Ausstellungen, Vorträgen und Workshops dargestellt. „Von Vorträgen von Persönlichkeiten im Themensektor bis zu Workshops und der Ausstellung, im Programm findet sich für jeden was!“, so der Niederländer.

Laut van Bezooijen spielt die Textilproduktion eine größere Rolle in der Umwelt, als es sich viele denken können: „Unsere Gesellschaft hat in den letzten Jahren überproduziert – ständig wollen wir neue Kleider, obwohl wir sie nicht brauchen“. „Fast Fashion“ also, Modeklamotten, die wir nur kurz anziehen und gleich wieder weghauen. „Daraus resultieren Müllberge aus Plastikkleidern, denn daraus bestehen 75% dieser Mode-Stücke“. Van Bezooijen verweist etwa auf die Atacama-Wüste in Chile, die sich in den letzten Jahren zum Entsorgungsort gebrauchter oder ungebrauchter Textilien herauserkoren hat.

Nicht weniger wichtig sind die Arbeitsbedingungen für Arbeiter*Innen in der Textil-Industrie. Diesbezüglich können die Besucher der „Fashion for Future“- Aktionstage auch aktiv Initiative ergreifen: „Im Rahmen der Aktionstage machen wir auf eine aktuelle EU-weite Petition aufmerksam, die sich für faire Arbeitsbedingungen im Textilsektor einsetzt“, so van Bezooijen. Die Petition braucht eine Million Unterschriften, die ein oder andere ist bei den Aktionstagen hinzugekommen: „Wir wollen den Leuten vor Augen führen, in welchen Zuständen ihre eigenen Kleider teilweise produziert werden“. Die Petition kann auch online auf der Seite https://www.goodclothesfairpay.eu/sign unterschrieben werden.

„Mode ist immer in Bewegung, eine Nische heute kann morgen das Normale sein“ - Aart van Bezooijen

Dass faire und nachhaltige Mode nicht mehr nur eine Nischenproduktion ist, ist sich van Bezooijen sicher: „Das kann man schon nur daran erkennen, dass jetzt auch große Textil-Unternehmen damit werben, nachhaltig zu produzieren, das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“. Generell, so van Bezooijen, habe die Fashion Revolution-Bewegung in den letzten zehn Jahren viel erreicht, aber vieles sei immer noch gleichgeblieben. „Events wie dieser sind auch gerade deswegen wichtig, um Veränderungen zu fordern und zu fördern“.  Gut heißt van Bezooijen etwa die neu geschaffenen „Fair labels“ der letzten Jahre, welche fair produzierte Textilien kennzeichnen.

Bis Samstag, den 06. Mai kann man die verschiedenen Aktionen des „Fashion for Future- Bolzano“ noch besuchen, das Programm ist weiterhin spannend und auf der Homepage der Aktionswochen https://fashionforfuture.bz.it/ auffindbar. Abschluss finden die Aktionstage schließlich am Samstag mit einer Roten-Teppich-Performance vor der Freien Universität Bozen. "Mode ist immer in Bewegung, eine Nischenproduktion heute kann morgen das sein, was alle anhaben wollen. Es ist wichtig, dass wir diesen Trend in die richtigen Bahnen lenken und so unsere Umwelt und unsere Mitmenschen schützen", so van Bezooijen.

Interview: Nathanael Peterlini