Vorhang auf für Müller, Benzema, Neymar, Rodríguez & Co.

Zwei Tage ohne Fußball, aber heute geht es ja zum Glück schon wieder weiter. Die ersten zwei Viertelfinals stehen auf dem Programm: um 18 Uhr Deutschland-Frankreich gefolgt von Brasilien-Kolumbien (22 Uhr). Morgen dann Argentinien-Belgien (18 Uhr) und Niederlande-Costa Rica (22 Uhr).

Und irgendwie haben wir sie doch überstanden, diese zwei fußballfreien Tage. Endlich geht es wieder los: die Viertelfinals stehen an. Zwischen heute und morgen werden wir wissen, welche vier Teams noch im Rennen um den Titel bleiben werden. Acht Teams sind es noch, die wir anhand ihrer bisher herausragenden Spielern präsentieren wollen.

Frankreich-Deutschland, heute 18 Uhr, Rio de Janeiro

Karim Benzema, bei Real Madrid nur einer von vielen, so ist er für die “Les Bleus” wohl der wichtigste Mann am Feld. Eiskalt vor dem gegnerischen Tor und doch immer bedacht auch seine Mitspieler gekonnt in Szene zu setzen, hatte er entscheidenden Anteil daran, dass die Franzosen heute gegen Deutschland das erste Viertelfinale eröffnen werden. Nicht wenige Franzosen hätten sicher nichts dagegen gehabt Algerien anstelle von Deutschland als wahrscheinlich leichteren Viertelfinalgegner zu haben, aber einer hätte sicher etwas dagegen gehabt: Karim Benzema, der als Sohn algerischer Einwanderer, nicht unbedingt scharf darauf zu sein schien sich mit seinem Ursprungsland messen zu müssen, dann doch lieber die Deutschen, mit denen die Franzosen eh noch eine alte Rechnung offen haben. Schieden sie doch bei der WM 1982 in Spanien, angeführt von Michel Platini, gegen Deutschland im Elfmeterschießen aus.

Thomas Müller, der bei seiner zweiten WM-Teilnahme schon bei 9 Treffern liegt, wird alles dafür geben, dass es keine Revanche geben wird. Der Ronaldo- und Klose-Rekord von 16 WM-Toren ist zwar noch ein kleines Stück entfernt, aber mit seinen erst 24 Jahren hält er noch alle Karten in der Hand diese Rekordmarke früher oder später zu knacken. Unbekümmert ist der Junge aus Bayern, der oft auch “Radio Müller” genannt wird, weil er ob einen flotten Spruch nie verlegen immer die Klappe offen hat. Und genauso verhält er sich auch am Spielfeld, keiner weiß so recht was der Schlacks als Nächstes vorhat, er rennt und rennt und rennt und ist dann immer wieder zur richtigen Zeit am richtigen Ort und macht dann meistens auch noch das richtige. Beneidenswert. Ein wahrer Naturbursch, der Müller. Ein atypischer Spielertyp, dem man wahrscheinlich weder Laufwege beibringen, noch an seiner Technik feilen kann. Und trotzdem ist er so gut und so entscheidend wie kaum ein anderer. Seine Spielweise mag nicht immer die schönste sein, er ist kein Cristiano Ronaldo und auch kein Messi, aber er muss sich auch bei weitem nicht vor ihnen verstecken. Und noch eine schöne Anekdote zum Schluss: erinnern wir uns an die WM 2010 in Südafrika, Pressekonferenz vor dem Spiel Deutschland-Argentinien. Maradona, damals Cheftrainer der Argentinier, wartet schon auf die Fragen der Journalisten, als ein gewisser Thomas Müller neben ihm Platz nehmen will. Maradona hält ihn für einen Balljungen und verlässt erzürnt den Raum. Am Ende des Turniers war Müller Torschützenkönig und Maradona joblos und schon längst wieder zu Hause. Vor ein paar Tagen, im letzten Vorrundenspiel gegen die USA überholte Müller dann auch Maradonas Bestmarke an WM-Toren. Und mittlerweile dürfte auch Maradona der Name Thomas Müller ein Begriff sein.

Brasilien-Kolumbien, heute 22 Uhr, Fortaleza

Wer, wenn nicht Neymar. Man erinnere sich vor nicht einmal drei Jahren war er (mit)verantwortlich dass der Song “Ai se eu te pego” die Reise um die Welt antrat. Mittlerweile beim FC Barcelona unter Vertrag, ist der brasilianische Dribbelkünstler zwar um einiges gereift, aber immer noch so extrem locker und stets zu Scherzen aufgelegt, dass es einen oft wundert wie er das macht. Erwartet doch ganz Brasilien von dem 22jährigen nichts weniger als den Titel. Bisher schaffte er es seine Brasilianer quasi als Alleinunterhalter bis ins Viertelfinale zu führen. Druck scheint er anscheinend keinen zu spüren, und wenn, dann weiß er verdammt gut damit umzugehen.

Kommen wir zu Kolumbien und Überraschungsmann James Rodríguez. Nach dem verletzungsbedingten WM-Aus von Topstar Radamel Falcao, waren es nur mehr wenige, die an einen Erfolg der Kolumbianer glaubten. Aber nun sind sie hier und fordern Gastgeber Brasilien. Nur wenige hatten James Rodríguez vor Beginn der WM auf der Rechnung. Und nun ist er Führender der Torschützenliste und das obwohl er eigentlich kein richtiger Stürmer ist, sondern sich als offensiver Mittelfeldspieler hinter den Spitzen am Wohlsten fühlt. Nur allzu gerne würde er heute Abend dem großen Favoriten Brasilien ein Bein stellen. Nebenbei hat das Wettbieten um Kolumbiens Nummer 10 schon längst begonnen, alle großen Vereine klopfen derzeit bei ihm an. Man wird sehen, wie er mit dem neuentstandenden Druck umgehen kann und ob er ihm gewachsen ist.

Morgen geht’s dann weiter mit Argentinien-Belgien (18 Uhr, Brasília) und Niederlande-Costa Rica (22 Uhr, Salvador)…