06 Blick auf die Almen und den Peitlerkofel
Foto: Oswald Stimpfl
Hiking | Ausflug der Woche

Von Gröden zur Medalgesalm

Dolomitenwanderung: bei entsprechender Planung der Anfahrten können die Etappen auch als Tageswanderungen unternommen werden.

Vor etlichen Tagen war ich, in bester Begleitung meiner Frau, ein paar Tage in den Dolomiten unterwegs. Die Tour ging von Gröden übers Gadertal bis nach Cortina. Für die Anreise und Rückfahrt benutzten wir öffentliche Verkehrsmittel, übernachtet haben wir einmal auf einer Hütte und zweimal in Gasthäusern und Pensionen. Bei entsprechender Planung der Anfahrten können die Etappen auch als Tageswanderungen unternommen werden. So, nun zur ersten Etappe, bei der es von Gröden zur Medalges Alm in Campill im Gadertal geht:

 

Wir starten von der Bergstation der Umlaufbahn am Col Raiser in St. Christina Gröden, auf 2103 m. Durch buckelige Wiesen und kleine Zirbelbaumbestände geht es mit prächtigem Blick zu den nahen Geislerspitzen, den Fermede, wie sie bei den Grödnern heißen, leicht bergab zur Regensburger Hütte (2037 m). Von der gegenüberliegenden Talseite schauen Lang- und Plattkofel herüber, zu ihren Füßen die Seiser Am. Wir sind im Naturpark Puez-Geisler unterwegs, jetzt geht es bergauf, auf die Roa Scharte (2619 m) zu, welche die Geisler von der Puez-Gruppe trennt. Der letzte, steile Abschnitt bis zur Scharte treibt uns den Schweiß auf die Stirn, wir sind zu spät gestartet, jetzt um die Mittagzeit brennt die Sonne ins Kar. Am Fuße der beindruckenden Felsen der Puez Zacken, mit dem mächtigen Piz Duleda geht ein letzter Blick zurück nach Gröden, dann geht es über die Scharte in steilen Kehren bergab, im Blick ist das Campill Tal, die Fanes mit dem Kreuzkofel, der Peitlerkofel, die Zillertaler Getscher im Hintergrund und die steilen Wiesen mit Medalgesalm (2296 m), unserem Ziel, in relativer Nähe. Unser Steig deckt sich jetzt mit dem Dolomiten-Höhenweg Nr. 2, das charakteristische Dreieck seiner Markierung begleitet uns bis zur Hütte. Vom Fuß der Roa Scharte zieht sich der Weg an der Ostseite der zerklüfteten Geislergruppe mit dem Felsstock des Wasserstuhles ohne besonderer Steigung durch die grasigen, blumenreichen Hänge. Beim Kreuzjöchl, unmittelbar vor der Hütte, öffnet sich der Blick nach Westen: Eisacktal Rittner Horn Sarntaler Alpen und dahinter in der Ferne die Vinschger Berge. Bei der Medalges Hütte beziehen wir auf dem Dachboden des kleinen Stadels unser Lager, gute Matratzen, sauber duftende Bettwäsche und Flachbetten, was will man mehr! Nach dem Abendessen ergötzen wir uns am Spektakel des Sonnenuntergangs, der die nahen und fernen Gipfel und Wolken in magisches Licht taucht. Bei Kerzenlicht –auf der Hütte erzeugen die Sonnenkollektoren gerade Licht genug für Küche und Bad-, plaudern wir noch mit den Hüttenbesitzern und anderen, wenigen Gästen, ehe wir uns in die Kemenate verdrücken.

 

Gehzeit ca. 4 Stunden, Länge 9 km, 700 Höhenmeter in Anstieg und 513 im Abstieg.

Anfahrt: Mit dem Bus bis St. Christina und einem Shuttle bis zur Gondelumlaufbahn auf den Col Raiser.

 

 

Die Einkehr

Zwischen Peitlerkofel und den Geislern liegt ein Geländekamm, der Villnöß vom Campiller Tal trennt. Auf der Ostseite liegt auf 2293 m die Medalges Alm, eine der höchsten des Tales. Wegen der Nähe zur Scharte mit dem Kreuzjoch, das die Ladiner Furcia nennen, wird die Alm oft auch als Furcia oder Furkel-Alm bezeichnet. Der Almplatz ist uralte, 1950 brach die Hüte unter der Last zu vielen Schnees zusammen, 2001 brannte die Hütte bis auf die Grundmauern ab, sie wurde 2004 wiedereröffnet. Sie gehört zu einem Bauernhof im Pustertal, zum Moarhof in Runggen bei St. Lorenzen und wird vom Ehepaar Heinrich und Sandra Seyr- Graber im Stil einer klassischen Almhütte bewirtschaftet. Die beiden bemühen sich möglichst viel einheimische Produkte zu verwenden. Die Milch wird zu Joghurt und Käser verarbeitet, als warme Gerichte kommen Spiegeleier, Schmarrn und Omeletten, Gerstsuppe, und Pressknödel mit Krautsalat auf den Tisch, zum Nachtisch oder zwischendurch gibt es Joghurt mit frischen Waldbeeren oder Kuchen. Marmeladen und Säfte werden am Bauernhof selbst gemacht und auf die Alm gebracht.

 

Medalges Alm, Campill, Familie Seyr & Graber, St. Lorenzen, Moarhof, Runggen 6a Tel. 347 5049169, www.medalges.com. Von Mitte Juni bis Ende September geöffnet.

 

Zustiege auch:

Vom Gadertal, Campill. Ab dem Parkplatz „Pares“ sind es knapp 2 ½ Stunden Gehzeit und 753 Höhenmeter zu Alm. Rückweg wie Hinweg.

Von Villnöß, vom Parkplatz Zans geht ein Rundweg über die Gampenalm und Schlüterhütte zur Medalgesalm, der Rückweg führt über das Kreuzjoch nach Tschntschenon nach Zans zurück. Aufstieg knapp 3 Stunden, 750 Höhenmeter, Abstieg 2 Stunden 20 Minuten.