Neues Kursangebot in Meran und Brixen

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Vor einigen startete in Schlanders ein Pilotprojekt zur Unterstützung von Menschen mit Lese- und Schreibschwäche. Nun wird es mit zwei weiteren Unterstützungsstellen in Brixen und Meran auf ganz Südtirol ausgeweitet. Die Unterstützungsangebote sind freiwillig und anonym. Vorgestellt wurde das Projekt von Bildungslandesrat Philipp Achammer, Direktorin des Amts für Weiterbildung und Sprachen Anika Michelon und die Leiterin von KVW-Bildung Brigitte Abram.
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Auf eigene Stärken besinnen
Vorausgeschickt wurde, dass es viele Erwachsene gibt, die kaum oder gar nicht lesen und schreiben können. Studien aus Deutschland, Österreich und Italien zeigen, dass zwischen 12 und 28 Prozent der Bevölkerung betroffen sind – Zahlen, die auch für Südtirol realistisch sein dürften, so Bildungslandesrat Philipp Achammer. Ursachen reichen von familiären Belastungen über gesellschaftliche Ausgrenzung bis zu Gewalt in der Familie. Klar sei: „Lese- und Schreibschwäche hat nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun. Jeder muss sich auf seine Stärken besinnen“, so Achammer.
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Vom Pilotprojekt zur landesweiten Aktion
Die Beratungsstelle in Schlanders begleitete seit Oktober 2022 erste Teilnehmende. Das Angebot umfasst individuelle Lernpläne, leicht verständliche Materialien und Gespräche in geschütztem Rahmen. Das Ziel sei es seit Beginn, Schamgefühle abzubauen, Selbstständigkeit zu fördern und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Die Treffen sind kostenlos, anonym und auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmt. Dieser Ansatz habe sich bis dato bewährt. Nach Schlanders, Bozen und Bruneck folgen ab Herbst 2025 neue Standorte in Brixen und Meran. Damit soll das Angebot Südtirol-weit verfügbar werden.
„Lesen und Schreiben sind scheinbare Selbstverständlichkeiten, die für viele Menschen jedoch eine enorme Last bedeuten können“, so Achammer. Es sei wichtig, Betroffene aus dem Schambereich zu holen, sodass der Wille aufkommt, sich Hilfe und Unterstützung zu suchen. Hier könne man ansetzen und niederschwellige Unterstützung anbieten. Dabei sind die Prinzipien des Angebots, dass es freiwillig, vertraulich und kostenlos angeboten wird. Es gebe keine Anmeldung und es werden für die Teilnahme keine persönlichen Daten erhoben.
„Das bedeutet, dass der Mensch im Zentrum steht, und dass die Inhalte und das Unterrichtstempo an den Stärken und Schwächen der Lernenden angepasst wird.“
Brigitte Abram erklärt, dass die Teilnehmenden in wöchentlichen Treffen in allen Hauptstandorten individuell betreut werden, wobei die Referentinnen und Referenten streng nach den Werten der Basisbildung lehren. „Das bedeutet, dass der Mensch im Zentrum steht, und dass die Inhalte und das Unterrichtstempo an den Stärken und Schwächen der Lernenden angepasst wird.“ Die Kurse finden also nicht als Frontalunterricht statt, sondern als dialogischer Austausch.
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Lesen und Schreiben öffnet Türen
Zusätzlich finden Sensibilisierungsangebote statt, etwa ein Online-Workshop am 30. September, der Einblicke in die Lebensrealität von Betroffenen gibt.
„Lesen und Schreiben öffnen Türen, stärken die Teilhabe in Gesellschaft und Beruf und sind auch wirtschaftlich von Bedeutung“, betont Brigitte Abram. Die Organisatoren hoffen daher auf breite Unterstützung – auch von Unternehmen, die profitieren, wenn Mitarbeitende mehr Sicherheit im Umgang mit Schrift gewinnen.
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Unterstützungsstellen
- Bozen – dienstags von 16 bis 18 Uhr, Tel. 0471 978 057
- Schlanders – donnerstags von 16 bis 18 Uhr, Tel. 0473 746 721
- Bruneck – donnerstags von 16 bis 18 Uhr, Tel. 0474 413 705
- NEU: Brixen (ab 7.10.2025) – dienstags von 17 bis 19 Uhr, Tel. 0472 207 978
- NEU: Meran (ab 7.10.2025) – dienstags von 16 bis 18 Uhr, Tel. 0473 229 537
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