Politics | Alpendiskussion

"Keinen Mölgg und keine Kostner mehr"?

Die Herausforderungen in den Skigebieten wachsen. Mehrheitsentscheidungen der Bevölkerung geben eines drauf. Umweg-Gedanken zur Seilbahndiskussion Plose und Meransen.

Zwei Wochen ist es nun fast her, dass Brixen abgestimmt hat. Enttäuschungen wurden zum Ausdruck gebracht, der Tourismusverein Brixen will seine Arbeit herunterfahren, kann die Mediation helfen? Ein klares Nein von Politologe Thomas Benedikter:

Für Brixens Verbindung nach St. Andrä eignet sich dieses Verfahren nicht. Der Konflikt ist zunächst durch demokratische Abstimmung über drei Optionen gelöst worden. Das Ergebnis ist bindend, die Stadt hat ihren Auftrag, den Bürgerwillen umzusetzen. Mit wem wollen sich die Überspann-Seilbahn-Betreiber an den Mediationstisch setzen? Mit den 5.000 Brixnern, die den Bus ausbauen wollen? Notfalls könnten diese auch klagen. Streng genommen kann dieses Ergebnis nur durch eine neue Volksabstimmung revidiert werden. Eine Mediation hätte vorher ins Spiel gebracht werden müssen.

Gebt nicht auf, macht weiter! Eine Botschaft an Markus Huber, den Präsident des Tourismusvereins Brixen:

Danke Markus für Deine gute Arbeit. Ich hoffe, dass Du trotz allem weiter machst und die geplanten Projekte weiterverfolgst. Es ist für uns alle eine sehr große Enttäuschung und überhaupt nicht nachvollziehbar was geschehen ist. Ich bin aber der Meinung, dass es trotzdem zu einem guten Ausgang kommen muss. Bitte mach weiter!

Michael Volgger und Manuel Demetz von der Eurac machen sich ebenfalls Gedanken. Nun gut, so ihr Grundtenor, "der Markt für den Skiurlaub stagniert, (...) trotzdem wäre es falsch, heute einen Abgesang an den Skisport anzustimmen. Skifahren ist das Kernprodukt des Wintertourismus in den Alpen und oftmals auch der Einstieg in und die Grundlage für alternative Wintersportarten wie bspw. Skitouren oder Langlauf. Nachdem diese alternativen Wintersportaktivitäten stark wachsende Segmente sind (die Sportartikelhersteller wissen das seit Jahren), ist wohl eine doppelgleisige Strategie im alpinen Wintertourismus nötig."

Ein Miteinander war und ist es. Haben wir vergessen, wer die goldenen Jahre gebracht hat?

"Historisch betrachtet war es vorwiegend der Wintersport, der die ökonomische Grundlage geschaffen hat, dass sich im Alpenraum neben der Landwirtschaft der Tourismus als Existenzgrundlage etablieren konnte. Heute sind Landwirtschaft und Tourismus eng miteinander verbunden und von dieser Co-Existenz profitieren heute vermehrt auch die landwirtschaftlichen Kleinbetriebe, wie erste Untersuchungen der EURAC zeigen (MONAS-Studie)."

Das Nein aus Brixen ist da, Demetz und Volgger sind überzeugt. Es geht um fehlendes Vertrauen. "Die Referenden haben neben einem Nein zu den Plänen der Seilbahnunternehmen aufgezeigt, dass deren Handlungsspielraum eingeschränkt wird. Ihr Vorhaben genießt wenig Vertrauen beim Volk. Als wichtiger Akteur einer Destination werden sie zögerlicher werden und mit ihnen auch ihre Partner."

Dies kann Gutes bringen, aber auch nicht. Möglicherweise haben wir morgen irgendwann weniger junge Skifahrer in Südtirol. Keinen Mölgg und keine Kostner, und auch weniger Tiefschneespuren von sportlichen Kameradschaften, die gemeinsam einen Skitourentag bei einem hausgemachten Knödeltris ausklingen lassen werden. Und die Plose wird den Kids von heute als Mineralwassermarke in Erinnerung bleiben.