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Geschröpfte Häuslebauer

Wer sein Haus selbst baut zahlt mehr Mehrwertsteuer. Die Südtiroler Verbraucherzentrale appelliert an die Politik, diese Benachteiligung endlich aufzuheben.
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Foto: csm.bauherrenbroschuere
Wir müssen im Parlament die Beendigung der Mehrwertsteuerbenachteiligung der Selbstbauer einfordern“, heißt es aus der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS). In einer Aussendung appelliert die VZS an die Südtiroler Parlamentarier in Kammer und Senat die Beendigung dieser Benachteiligung der Selbstbauer zu unterstützen.
Es ist eine absurde Situation.
Das Stabilitätsgesetz 2016 hat ab 1. Jänner 2016 eine Steuererleichterung für private Bauvorhaben eingeführt. Demnach kann die Hälfte der bezahlten Mehrwertsteuer in 10 gleichen Jahresraten von der Einkommenssteuer (IRPEF) abgezogen werden. Diese Regelung gilt beim Kauf einer Immobilie zur Wohnzwecken direkt von der Baufirma. Sei es bei Neubau, wie auch bei einer Gesamtsanierung bestehender Gebäude. Voraussetzung ist, dass das Gebäude die Energieklasse A oder B erreicht. Diese Steuererleichterung wurde im Februar 2017 mit dem sogenannten decreto milleproroghe bis Ende dieses Jahres verlängert.
Die Bestimmung hat aber einen entscheidenden Haken.
Man kann diese 50 Prozent der Mehrwertsteuer nur absetzen, wenn man die Wohnung von der Baufirma kauft. Sollte jemand auf eigenem Baugrund die Wohnung bauen lassen, und mit Werkvertrag und Rechnung die jeweiligen Handwerker bezahlen, so ist er von dieser Steuererleichterung ausgeschlossen.
Die Privaten haben keine Lobby, die sich für sie einsetzt.
Genau diese Situation ist in Südtirol aber weit verbreitet. Die VSZ: „Viele haben sich an die Verbraucherzentrale gewendet, um nachzufragen, ob es möglich wäre, diese Benachteiligung auszuräumen, da sie der Meinung sind, durch den Bau ebenfalls die Wirtschaft zu fördern – so wie es Baufirmen tun - und andererseits durch die Energiesparmaßnahmen auch für die Umwelt einen positiven Beitrag zu leisten.
Wie eklatant diese Benachteilung ist, wird auch deutlich, wenn man weiß, dass der begünstigte Kauf von Wohnungen von den Baufirmen laut Gesetz auch dann möglich ist, wenn es sich um Zweitwohnungen oder sogar um Luxuswohnungen handelt.
Prinzipiell will der Staat den Energiestandard der Gebäude erhöhen, fördert aber nur den Wohnungsmarkt der Baufirmen“, urteilen die Verbraucherschützer. Das Problem dabei: „Die Privaten haben keine Lobby, die sich für sie einsetzt.
Deshalb jetzt auch der Appell an die Südtiroler Parlamentarier hier endlich etwas zu tun. Die Steuererleichterungen sollen den Selbstbauern auch rückwirkend gewährt werden.