Politics | Kuriosität

Ferienwohnungsbesitzer förderungswürdig

Der Beitragsdschungel des Landes ist inzwischen undurchschaubar. Ob diese Beiträge überall Sinn machen, ist eine andere Frage. In einem Bereich wird jetzt "verschärft".
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„Qualitätsoffensive bei der COVID-Gewinnern“ betitelte die DOLOMITEN vom 25.8.2020 ganz unbefangen einen Bericht über die „Verschärfung“ der Beitragskriterien an einen besonders innovativen Erwerbszweig: die Vermieter von Ferienwohnungen, die diese ausbauen oder qualitativ verbessern wollen. Bisher konnten solche Unternehmer (private Wohnungseigentümer, oft Bäuerinnen) vom Land Beiträge für den Ausbau von Ferienwohnungen bis maximal 40.000 Euro in 5 Jahren beziehen. Man konnte auch Jahr für Jahr wiederholt für solche Beiträge ansuchen, sozusagen sich gestaffelt 1A-Ferienwohnungen aufbauen. Nun soll künftig nur mehr ein Antrag alle 3 Jahre zulässig, was dann die „Verschärfung der Kriterien“ sein soll. „Die neuen Beitragskriterien sollen die Qualität beim Angebot der Privatzimmervermieter steigern und jungen Unternehmern eine Chance geben“, sagte Arnold Schuler. Scheint ein harter Job zu sein, das Ferienwohnung-Vermieten.

In der jetzt bevorstehenden Neuregelung sollen in touristisch hoch entwickelte Gemeinden wie Gröden, Gadertal, Hochpustertal bei der öffentlichen Förderung des Ferienwohnungsausbaus keine Beiträge mehr gezahlt werden, genauswenig in Bozen. Verdutzt reibt sich der Durchschnittssüdtiroler, der hohe Wohnungsmiete zahlt oder Darlehensraten für die Eigentumswohnung abstottert,  die Augen: die Eigentümer von Ferienwohnungen, die immer mehr auch über AirBnB und ähnliche Portale lukrativ vermietet, erhalten einen Beitrag zum Ausbau ihrer Immobilien von bis zu 40.000 Euro, um damit Wohnungen dem Mietwohnungsmarkt zugunsten von Touristen zu entziehen? Die Betreiber eines ohnehin florierenden Erwerbszweigs (Ferienwohnungsvermietung) werden vom Land großzügig gefördert? „Betriebe“ (die Wohnungsbesitzer) werden eigentumsrechtlich aufgesplittet, damit mehrere Fördertöpfe angezapft werden können, was anscheinend bei Bauern häufiger der Fall ist? Echt jetzt?

Einen schon vor der COVID-Krise boomenden Erwerbszweig öffentlich zu bezuschussen, macht weder umweltpolitisch noch sozialpolitisch Sinn. Die Beiträge werden in der Regel „mitgenommen“, fließen also an Eigentümer, die die Investition ohnehin getätigt hätten. Bei den derzeit minimalen Bankzinsen könnten diese Unternehmer den Ausbau von Ferienwohnungen locker kreditfinanzieren. Das Land fördert mit dem Ferienwohnungsbau, dass noch mehr Kubatur in die Landschaft gestellt wird. Schließlich wird gezielt gefördert, wer an Touristen vermietet, nicht an einheimische Dauermieterinnen. Warum schüttet das Land dann nicht Beiträge an jene Wohnungsbesitzer aus, die eine zweite Wohnung zum Landesmietzins an Einheimische auf Dauer vermieten?

In Südtirol lässt sich Längerem eine steigende Vermögenskonzentration beobachten. Verschiedene, manchmal schwer zu durchschauende Verteilungsmechanismen fördern diesen Prozess. Schon Vermögende mit Verlustbeiträgen für Ferienwohnungsausbau zu fördern, gehört auch zu diesen Mechanismen.

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kurt duschek Sun, 10/04/2020 - 09:41

....es sind genau diese Art der Bezuschussung, Förderung genannt, welche jedem normal verdienenden und arbeitendem Bürger die Schamröte ins Gesicht treibt. Im Bereich der Vermietung von Ferienwohnungen sind Jahresauslastungen (...das ganze Jahr!!) von bis zu 96% ohne Probleme möglich.

Sun, 10/04/2020 - 09:41 Permalink
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Karl Gudauner Tue, 10/06/2020 - 11:18

Da sind Antworten in Bezug auf die Zielrichtung, die wirtschaftliche Notwendigkeit für die BezieherInnen der Förderung, die Möglichkeit wiederkehrender Ausschöpfung und die soziale Gerechtigkeit gefragt.

Tue, 10/06/2020 - 11:18 Permalink