Economy | Filmförderung

Mehr Südtiroler in die Filme

Ein Filmprojekt das nicht Südtiroler Filmschaffende einbindet, hat keine Chance vom BLS-Filmfonds gefördert zu werden. Mehr Ausbildung soll für Qualität sorgen.

Vorne in der Prozession schwingt der Pfarrer seinen Weihrauchkessel, dahinter schreiten die Filmstars in ihren Rollen, dann kommen die Schauspieler zweiter Kategorie und ganz hinten die beiden Sargträger, das sind die Südtiroler Schauspieler. So beschreibt es einer, der die Szene kennt, bzw. die Meinung der lokalen Schauspielszene, wenn es darum geht, in den oft hochkarätigen und hochgeförderten Filmproduktionen internationaler Regisseure mitzuwirken. Man hat sogar einen offenen Brief geschrieben, um auf die prekäre und unwürdige Situation hinzuweisen. Die Filmförderung gehe an den Schauspielern vorbei, die Produktionsteams kommen ins Land mit ihrem fixen Stab, Südtiroler Schauspieler seien als Kleindarsteller oder als Edelstatisten besetzt, wo bleibt da der Südtirol-Effekt?

„Auf die inhaltlich-künstlerischen Besetzungen haben wir keinen Einfluss“ meint die Projektleiterin im BLS-Filmfund, Birgit Oberkofler. „Wir empfehlen aber sehr wohl unsere Leute, und zwar in allen Bereichen.“ Mit den Schauspielern habe es nach der geäußerten Kritik einige Treffen gegeben und man hat sich darauf geeinigt, den Bereich Schauspielerpräsentation auszubauen, mit einer neu gestalteten Datenbank und bei konkreten Veranstaltungen. „Die Filmbranche ist jedoch ein hartes Pflaster, wer hier mitmischen will, muss hochprofessionell und mit viel Einsatz mitmachen.“ Eine gute Ausbildung sei beispielsweise einer von mehreren Schlüsselfaktoren. Hier will die BLS-Filmförderung mehr tun, vorerst allerdings auf der handwerklich-technischen Schiene.

Wir erlauben nicht mehr, dass die Produktionen ausschließlich ihre eigene Crew mitbringen, wir überprüfen die Stabslisten und sagen wo wir unsere Leute platziert haben wollen.

„Mit der Landesberufsschule für Handel und Technik Luis Zuegg in Meran wollen wir den Lehrgang für Kostümbildnerinnen fortsetzen, mit der Filmschule Zelig besteht seit längerer Zeit eine Zusammenarbeit, neu sind die Workshops bei Weigh Station for Culture am Bozner Kornplatz und mit einem neu angesiedelten Lichtequipment-Unternehmen in Meran, der Maier Bros. haben wir ebenfalls ein Ausbildungsprogramm entworfen,“ erläutert Oberkofler die neuen Möglichkeiten. Zusammengefasst werden sie auf der Online-Plattform „Mov!ie It.

Die BLS-Filmkommission will lokale Kräfte unterstützen: „Man kann mit jedem Talent im Filmbereich arbeiten, natürlich ist der kreativ-künstlerische der bekannteste, interessant sind jedoch auch die technischen und kaufmännischen Berufe.“ Hier liege großes Potential, meint Oberkofler, denn eine der Auflagen für alle Ansuchenden sei die Beschäftigung von Südtirolern. „Wir wollen erreichen, dass nicht mehr nur kleinere Jobs mit lokalen Akteuren besetzt sind, sondern auch die wichtigen Stellen, die head of department, also Kostüm- und Szenenbildner, Kamera, Regie, Produktion.“ Wenn also Filmproduktionen um Förderung ansuchen, wird auch die Stabsliste von der Filmkommission kontrolliert und im Falle aufgestockt. „Wir erlauben nicht mehr, dass die Produktionen ausschließlich ihre eigene Crew mitbringen, wir überprüfen die Stabslisten und sagen wo wir unsere Leute platziert haben wollen.“ Ein Filmprojekt, das nicht Südtiroler Filmschaffende einbindet, habe keine Chance, vom BLS gefördert zu werden, sagt Oberkofler.

Die Gagen für lokale Akteure machen mittlerweile 30 bis 40 Prozent von den 150 oder 170 Prozente des Südtirol-Effekts aus, sagt Birgit Oberkofler. Anfangs sei die Summe des verpflichtend auszugebenden Betrages noch vielfach in lokale Hotellerie, Verpflegung oder Transport geflossen, nun sollen es jedoch mehr und mehr filmrelevante Leistungen werden, die von den Produktionsfirmen in Anspruch genommen werden, also eben lokale Filmschaffenden aus allen Bereichen.

Bild
Profile picture for user Alfonse Zanardi
Alfonse Zanardi Thu, 11/05/2015 - 23:09

Ach ja, die Filmförderung, dieses liebgewonnene Streicheltier. Darf die Kleine denn mit in den neuen Landesinkubator, oder wird es leise ins Tierheim abgeschoben wie große Teile des "Teilchenbeschleunigers" BLS?

P.S.: Das hier zitierte ominöse "insre Leit" ist erstens Blödsinn, und zweitens findet sich das auf jedem FPÖ-Plakat, ist also beste Populistenware.

Thu, 11/05/2015 - 23:09 Permalink