Society | Sicherheit

Mozart gegen ungebetene Gäste

Klassische Musik soll am Innsbrucker Hauptbahnhof potentielle Kriminelle vertreiben. In Südtirol will man ähnliche Maßnahmen "gern überprüfen".

Die Initiative hat aufhorchen lassen, ungewöhnlich genug ist sie ja. Wer sich in den Nachststunden am Innsbrucker Hauptbahnhof aufhält kommt in den Genuss von klassischer Musik. Zwischen 20 Uhr abends und 6 Uhr morgens tönen Tschaikowsky, Mozart und Vivaldi aus den Lautsprechern des Bahnhofs. Allerdings dienen die berühmten Klassiker nicht der Unterhaltung, sondern ganz anderen Zwecken. Mit den ungewöhnlichen Klängen will die ÖBB nämlich dafür sorgen, dass ungebetene Gäste den Hauptbahnhof meiden.

Immer wieder kam es in den vergangenen Jahren am wichtigsten Knotenpunkt Tirols und ganz Westösterreichs zu Zwischenfällen mit Drogendealern und anderen Kleinkriminellen. “Innsbruck: Gefährlichster Bahnhof des Landes?”, fragte sich Die Presse im Mai dieses Jahres. Im Gespräch mit österreichischen Medien erklärt der Leiter der ÖBB in Tirol und Vorarlberg, Robert Possenig den Hintergrund der Initiative. Ganz einfach: “Klassische Musik von Tschaikowsky mag nicht jeder.” Und das Experiment zeigt Erfolge: “Die Situation hat sich zuletzt merklich verbessert”, verrieten die Sicherheits- und Bahnangestellte Anfang Oktober. Nicht zuletzt, weil auch die Polizeipräsenz verstärkt und insgesamt 101 Videoüberwachungskameras am Innsbrucker Hauptbahnhof installiert wurden. Damit sollen sich die mehr als 25.000 Menschen, die sich tagtäglich am Innsbrucker Hauptbahnhof aufhalten, wieder sicherer fühlen.

Sicherheit ist ein Thema, das auch hierzulande vielen unter den Nägeln brennt. Wie etwa Walter Blaas. Der Freiheitliche Fragen-Meister hat, als er von dem Experiment in der Tiroler Landeshauptstadt hörte, umgehend eine Landtagsanfrage dazu verfasst. Er wollte wissen, ob es in Südtirol ähnliche Initiativen gebe und ob die Südtiroler Landesregierung gedenke, auch “Beschallungsmaßnahmen mit dem Einsatz von klassischer Musik zum Beruhigen und Vertreiben von möglichen Kirminellen” voranzutreiben. Als Landesrat für Mobilität antwortete Florian Mussner auf die Fragen von Blaas. Das Projekt am Innsbrucker Bahnhof sei der Landesregierung nur aus Medienberichten bekannt, in Südtirol würden aber keine ähnlichen Maßnahmen durchgeführt. Allerdings, so verspricht Mussner: “Wir können diese Anregungen gern überprüfen.” Es geht also auch anders, wer für Sicherheit sorgen will, muss nicht immer auf aggressive Methoden zurückgreifen. Wohin die “ungebetenen Besucher” allerdings verschwinden, bleibt eine andere Frage.

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Cat and Dog Wed, 11/04/2015 - 14:17

Nicht zuletzt, weil auch die Polizeipräsenz verstärkt und insgesamt 101 Videoüberwachungskameras am Innsbrucker Hauptbahnhof installiert wurden.

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