Politics | Reaktion auf Christoph Guflers Forderung

Maria Kuenzer: „Man muss für eine Sache brennen“

Maria Kuenzer war acht Jahre lang als Vorsitzende der Landesbäuerinnen tätig. Eine Entschädigung wurde ihr in dieser Zeit zugedacht. "Ich war so blöd, vier Jahre gratis für die Partei zu arbeiten", beschwert sich Arbeitnehmer Chef Gufler. Kuenzer: „ArbeitnehmerInnen, konzentriert Euch auf das Ziel, nicht auf Personen.“

Maria Kuenzer kann nicht lange an sich halten. Wenn sie von den Bäuerinnen spricht, von den erreichten Zielen, von Projekten und Visionen, dann ist sie spürbar, die Begeisterung.

„Die Ideologie und das Brennen für eine Sache, das kommt an erster Stelle“, sagt Kuenzer. Dass Arbeitnehmer-Chef Christoph Gufler, der nach den Landtagswahlen von seinen Schützlingen inständig ums Bleiben angefleht wurde, nun finanzielle Forderungen stellt – Kuenzer hält das für „ungeschickt.“ „Es kommt immer auf die Art an, wie man etwas fordert." Laut Tageszeitung Dolomiten habe Gufler erklärt, er könne diesen „Fast-Vollzeitjob ohne wirtschaftliche Absicherung nicht mehr fortführen.“ Entweder-oder, fordert er. Eine monatliche Entschädigung, oder er würde die ArbeitnehmerInnen eben verlassen.

„Es ist ein Aushandeln“
„Das ist nicht schön, dieses Entweder-oder“, sagt Kuenzer, aber gibt im selben Moment zu bedenken. „Wenn jemand ein politisches Amt bekleidet, dann finde ich eine Entschädigung nicht gerechtfertigt. Sonst aber sehr wohl.“ Als Landesbäuerin habe sie „nach einiger Zeit“ eine „kleine Entschädigung“ bekommen. „Ich hatte keine geregelte Tätigkeit, der ich nachgegangen bin, so wurde vom Bauernbund ein Budget zur Verfügung gestellt, das die Landesbäuerinnen verwalten konnten. Da wurde entschieden, dass ich mit 1.000 Euro monatlich entschädigt werde.“ Der Arbeitsaufwand für Kuenzer in dieser Zeit: drei Tage Arbeit in Bozen, am Wochenende Repräsentationstätigkeiten „draußen in den Ortsgruppen." Stunden aufgerechnet habe sie nie, Fahrtspesen wurden ihr zu 100 Prozent zurückerstattet. „Das war ein Aushandeln, und da war auch Klarheit wichtig. Aber es muss eine gemeinsame Entscheidung sein.“ Dass Gufler kurzerhand seine, für die Partei zurückgelegten 25.000 Kilometer mit den 5.000 Euro an Wahlkampfgeld verrechnete, das kam bei "den Genossen" nicht gut an. Die Brieftasche bleibt zu.

Entschädigung bringt Erfolge?
Reine Zahlen möchte Kuenzer nicht in den Mittelpunkt stellen, sie kommt auf das Brennen zurück, auf das Ziel: „Ich war so motiviert von der Arbeit, es hat mich enorm beflügelt. Zu sehen, was wir alles erreicht haben, wie wir gewachsen sind. Dass die Bäuerinnen Erfolge feiern konnten. Ich sage eins: Dass wir heute 45 Tagesmütter am Hof haben, die eine Bezahlung bekommen, das ist für mich eine so große Zufriedenheit, das hätte ich mir nie erträumt.“ Ein Spagat sei es immer, zu sehen, wie viel investiert man, wie viel gibt man. Ist der Erfolg der Bäuerinnen mit der finanziellen Wertschätzung der Vorsitzenden gleichzusetzen? „Man kann das sicher nicht eins zu eins gleichsetzen“, sagt die Pustererin, „aber natürlich. Es ist ein Signal, dass Arbeit nicht immer nur ehrenamtlich erfolgt, sondern eben auch wertgeschätzt wird.“

Ich sage eins: Dass wir heute 45 Tagesmütter am Hof haben, die eine Bezahlung bekommen, das ist für mich eine so große Zufriedenheit, das hätte ich mir nie erträumt.“

Und die ArbeitnehmerInnen, wo ist das Brennen da zu bemerken? Kuenzer reflektiert, spricht davon, dass Ziele immer wieder neu zu überdenken seien, dass das Innehalten und Schauen wesentlich sei und dann sagt sie: „Was ich bei den ArbeitnehmerInnen schon seit längerer Zeit bemerke, ist, dass sie sich immer beschweren. 'Da kommen wir zu kurz, da haben wir etwas nicht erreicht.' Man kann nicht immer nur gegen etwas sein, sondern man muss für etwas einstehen. Wo ist er denn, der Geist der Arbeitnehmer?"

Das Ziel aus den Augen verloren haben die ArbeitnehmerInnen laut Kuenzer, aber auch die SVP-Frauen sollten sich besinnen. „Die Frage nach einer Entschädigung wird sich auch dort stellen. Eine Frau Margesin, die ein Architekturbüro hat. Kann es da selbstverständlich sein, dass sie ständig umsonst für die Partei unterwegs war?“ Angelika Margesin, die nach den Landtagswahlen als Frauenchefin wegen des schlechten Wahlergebnisses zurückgetreten war, hätte Kuenzers Überlegungen zufolge eine Entschädigung verdient.
Hätte das zu mehr Erfolg bei den SVP-Frauen geführt? Oder war das Brennen das Problem?