Economy | Tourismus

Winter ohne Weiß?

Kaum Schnee, Russland-Sanktionen, Wirtschaftskrise. Im Vorfeld der Saison wurde viel schwarzgesehen. Gibt es jetzt dennoch schwarze Zahlen?

Die ersten Tage des neuen Jahres brachten nach wie vor nicht den erhofften Schnee: Bilder von weißen Pisten, umrahmt von herbstlich grün-grauen Wiesen, beherrschen vielerorts das Landschaftsbild. salto.bz hat bei den Tourismusverbänden nachgefragt, wie sie den bisherigen Verlauf der Saison beurteilen - und wie der kaum vorhandene Naturschnee, die Russlandsanktionen und andere Faktoren die Nächtigungszahlen beeinflussen. 

Beim Tourismusverband Gitschberg Jochtal spricht man von einem der nächtigungsstärksten Jahre. Nachdem in der Vorweihnachtszeit nur wenige Betriebe geöffnet seien, falle diese nicht besonders stark ins Gewicht. Natürlich, so Direktor Florian Mair, gebe es vereinzelte Absagen. „Aber jetzt um die Weihnachtszeit sind die Betriebe gut ausgelastet.“ Die Gäste um Weihnachten kämen wegen Weihnachten, jetzt im Januar sei hingegen der Ski-Tourismus stärker. Den Schnee brauche es jetzt. „Andererseits sind die Pisten sehr gut präpariert, sodass sie trotzdem nutzbar sind. Letztes Jahr war es eher umgekehrt“, so Mair. Einzelne Hüttenwirte sprächen heuer demnach sogar von der stärksten Saison seit Jahren. 

Ähnlich optimistisch gibt sich Damiano Dapunt, Direktor des Tourismusverbandes Alta Badia. Die Auswirkungen der Russland-Sanktionen seien in bestimmten Betrieben vielleicht spürbar, aber nicht in dramatischem Ausmaß: „Wir sind in Alta Badia nicht so abhängig vom russischen Gast wie etwa Gröden oder andere Gebiete.“  
Lediglich die Vorweihnachtszeit gibt Dapunt zu denken: „Früher hatten wir oft schon ab 4. Dezember eine starke Saison.“ In diesem Zeitraum hätte es 2014 schon einiges an Absagen gegeben – primär aufgrund der Schneeverhältnisse. Schon wenig später aber seien 95 Prozent der Pisten nicht nur geöffnet, sondern hervorragend präpariert gewesen – seit 20. Dezember auch die Sellarunde. Ob es jetzt im Januar dringend Schnee brauche? Nein, meint Dapunt. „Die Pisten werden nicht besser, wenn ein halber Meter Schnee liegt. Schnee bräuchten wir höchstens für die winterliche Atmosphäre.“ 

In der anderen Landeshälfte, im Vinschgau, zeigt sich Direktor Kurt Sagmeister ebenfalls positiv gestimmt: „Aufgrund der Schneeverhältnisse gab es im Vinschgau wenig bis keine Stornierungen.“ Das liege sicher zum Teil auch daran, dass die Skigebiete im Vinschgau alle so hoch liegen, dass es keine Probleme beim Präparieren der Pisten gegeben habe. Auch konnten alle planmäßig geöffnet werden. „Vielleicht sind wir im Vinschgau sogar die Profiteure der prekären Schneeverhältnisse im Rest des Landes“, so Sagmeister und verweist etwa auf Sulden am Ortler, wo die Talstation auf 1900, die Bergstation auf 3250m Meereshöhe liegt. 
Langfristig brauche es jetzt aber Schnee, gerade jetzt im Januar, wo Gäste nicht mehr aufgrund der weihnachtlichen Stimmung, sondern dezidiert zum Skifahren anreisen.