Society | Gesundheit

Apotheke für die Seele

Vielen Menschen fällt es schwer, einen Psychologen aufzusuchen. Um den Weg dorthin zu erleichtern, können psychologische Beratungen künftig in Apotheken stattfinden.
Apotheke
Foto: apotheke.bz.it

Wenn die Menschen nicht zum Psychologen gehen, kommt der Psychologe zu den Menschen. Was im ersten Moment vielleicht plump klingt, ist in Wirklichkeit die Idee, die hinter einer Initiative steckt, die gemeinsam von der Südtiroler Psychologenkammer, der Apothekenkammer und dem Verband der Südtiroler Apothekeninhaber, Federfarma, ins Leben gerufen wurde: psychologische Beratungsgespräche in den Apotheken.
Gestartet ist das Projekt in Wahrheit bereits 2009. In italienischen Großstädten wie Rom, Mailand, Turin, Bologna oder Verona wird das Projekt “Lo Psicologo in Farmacia” – “Der Psychologe in der Apotheke” inzwischen erfolgreich durchgeführt. In Südtirol haben bisher 49 der 119 Apotheken ihr Interesse bekundet und stellen einen angemessenen Raum zur Verfügung, wo Psychologen in Absprache mit der Apotheke Beratungsgespräche führen.

“Viele Menschen scheuen sich immer noch davor, einen Psychologen aufzusuchen”, weiß Edmund Senoner, Vizepräsident der Psychologenkammer. Zusammen mit Francesca Zucali, Psychologin und Projektleiterin und Matteo Bonvicini, Präsident von Federfarma Bozen, stellte Senoner vor Kurzem das Projekt “Der Psychologe in der Apotheke” vor. Die Möglichkeit, direkten Kontakt zu einem Psychologen in einem vertrauten Umfeld wie der Apotheke aufzunehmen, “soll den Menschen die Hemmungen, die sie vielleicht haben, nehmen”, so Senoner. Das psychologische Angebot in Apotheken soll in erster Linie eine Erstberatungsstelle für psychische Anliegen sein und “kein psychologischer Dienst” wie er etwa in Krankenhäusern angeboten wird, betont Francesca Zucali. Sehr wohl sollen die Menschen, die sich an die Psychologen in den Apotheken wenden, aber – gegebenenfalls – an spezifische Dienste und Fachpersonal weiter verwiesen werden.

Jeweils 36 Euro sollen zwei Gespräche kosten, dazu kommt eine Pauschale von 10 Euro, die zuzüglich Mehrwertsteuer an die Apotheke bezahlt werden muss. Vorteile soll das Projekt sowohl den Bürgerinnen und Bürgern als auch den Apothekern bringen. Vor allem aber sollen die Psychologinnen und Psychologen des Landes davon profitieren. 736 an der Zahl gibt es südtirolweit, 169 davon sind öffentlich Bedienstete. Um ihre Dienste in einer Apotheke anbieten zu können, müssen die Psychologen die notwendige akademische Ausbildung absolviert und die Staatsprüfung bestanden haben sowie in das Berufsverzeichnis der Psychologenkammer eingetragen sein und beide Landessprachen – Deutsch und Italienisch – beherrschen. “Dieses Projekt ist sehr wichtig, da es ermöglicht, Fachpersonen und Fachwissen vor Ort bestmöglich zu nutzen und Menschen aufzufangen, bevor vielleicht größere Probleme auftreten”, ist Matteo Bonvicini überzeugt.
Anfangs wird das “Der Psychologe in der Apotheke” eine dreimonatige Testphase durchlaufen, nach dem sich die teilnehmenden Psychologen treffen werden und ausgewertet wird, ob das Projekt weitergeführt werden soll.