Politics | Bahnhofsareal

Caramaschis Frust

Bozens Bürgermeister Renzo Caramschi droht mit dem Rücktritt. „Vedo troppo egoismo attorno a me“.
renzo-caramaschi-sindaco.jpg
Foto: Il Giorno dell'Alto Adige

Die Diskussion um das Bozner Busbahnhofareal scheint bei Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi ein Fass zum Überlaufen zu bringen.  „Sono sul punto di dimettermi“ – ich überlege, ob ich dieses Amt nach sieben Monaten wieder niederlegen soll, wird der Bürgermeister in der Donnerstags-Ausgabe des Corriere dell’Alto Adige zitiert. Überlegungen, die der Bürgermeister im Rahmen eines Treffens mit dem Missionar Alex Zanotelli zum Thema Flüchtlingsnotstand am Mittwoch Abend publik machte. „In den vergangenen Monaten habe ich erleben müssen, dass es Interessen gibt, die über dem stehen, was Menschen passiert, über Hunger und Kälte“, erklärte Caramaschi. „Es gibt viele Interessen und viel Egoismus in dieser Stadt.“ Ähnlich wie beim Mauerfall in Berlin, der nicht den Frieden brachte, den er sich erhofft hatte, enttäusche ihn auch die Stadt, die er nun regiert. „Ich habe gedacht, dass Bozen anders ist“, sagt Caramaschi. „Aber ich habe meine Meinung ändern müssen.“

Wie der Bürgermeister klar machte, hängen seine Frustrationen aber keineswegs nur mit dem Umgang mit der Flüchtlingskrise zusammen. Vielmehr machte Caramaschi einmal mehr seinem Unverständnis über die Äußerungen seines Stellvertreters Christoph Baur Luft. Das Bahnhofsareal sei Teil der Koalitionsvereinbarung. „Wenn das Areal nicht gemacht wird,  bin ich auch nicht mehr Teil der Vereinbarung und bereit, mich zurückziehen“, stellt er die Rute ins Fenster. Nicht ohne einzuräumen, dass er immer noch auf eine Einigung in der Frage hofft. „Es gibt hier sicher noch Diskussionsbedarf und vielleicht braucht es auch noch harte Auseinandersetzungen“, stellte er in Aussicht. „In jedem Fall müssen die Interessen der Bürger und der Stadt im Vordergrund stehen.“

Das Jahr 2017 ist erst ein paar Tage jung. Doch es sieht ganz danach aus, als hätte die Landeshauptstadt bereits eines der großen Themen des Jahres gefunden.