Von Füchsen & Wölfen
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Sind Füchse und Wölfe natürliche Rivalen? Am Dreikönigstag ist es jedenfalls wieder soweit. Die Bozner Füchse stehen den Pusterer Wölfen auf dem Eis gegenüber, zum dritten Mal in dieser Saison. Es ist das Südtiroler Hockeyderby schlechthin: Der italienische Rekordmeister HC Bozen, inzwischen nun seit rund 10 Jahren in der zentraleuropäisch-internationalen ICE Hockey League (ehemals EBEL), empfängt den HC Pustertal in der Sparkasse Arena Palaonda.
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Die Saison
Für die Pusterer Wölfe ist es die dritte Saison in der ICE League. Und die Wölfe stecken derzeit mitten im Umbruch. Nach einem furiosen Start und danach eher durchwachsenen Ergebnissen und dem überraschenden Rücktritt am Jahreswechsel von Trainer Tomek Valtonen, der die Entscheidung aus „familiären Gründen“ traf, wie er selbst sagt, übernahm vorerst Assistenz-Coach Kaspar Vuorinen das Zepter. Und das Debüt gelang: Am Mittwoch triumphierten die Pusterer in der heimischen Intercable-Arena in Bruneck mit einem Overtimewin von 4:3 über Asiago und beendeten damit die jüngste Negativserie von drei Niederlagen in Folge. In der Tabelle belegen sie derzeit den achten Rang.
Und die Bozner? Seit der Übernahme des Kanadiers Glen Hanlon als Trainer Anfang Oktober ging es für die Füchse nach einem verkorksten Start steil bergauf, sie gewannen Spiel nach Spiel (17 von 19 Begegnungen gewonnen). Gerade vor dem Derby findet diese Erfolgsserie jedoch ihr Ende: mit dem 1:4 gegen die Pioneers Vorarlberg setzte es die dritte Niederlage hintereinander. Vor diesem Hintergrund erhält das prestigeträchtige Derby noch einmal zusätzliche Brisanz. Für die Wölfe geht es um einen weiteren Befreiungsschlag, während die Füchse (Rang 5 in der Tabelle) den Sand aus dem Getriebe bringen und wieder eine Erfolgssträhne beginnen wollen.
Rund 5.000 Zuschauer werden erwartet, darunter ca. 400 Wölfe-Fans. Anhänger der „Foxes“ wollen sich morgen um 18.30 Uhr am Messeplatz treffen, um von dort aus gen Palaonda zu ziehen. Verstärkte Sicherheitsvorkehrungen sollen für einen friedlich ablaufenden Samstagabend sorgen. In der ewigen Bilanz dominieren die weiß-roten Füchse (151 zu 31 Siege, 8 Unentschieden) und auch das letzte Aufeinandertreffen Anfang Dezember verloren die schwarz-gelben Wölfe mit 2:3 im Overtime.
Die StimmungWas bedeutet dieses Derby eigentlich für die Spieler? Was heißt es als Fuchs oder Wolf in diesem Duell auf dem Eis zu stehen? Wir haben (ehemalige) Spieler im Vorfeld des Derbys zur Tragweite dieses Duells befragt:
Alexander Egger dürfte jedem Foxes-Fan ein Begriff sein. Langjähriger Spieler und Kapitän der Bozner, dreimaliger italienischer Meister, zweimaliger EBEL-Sieger und derzeit Assistant Video Coach. Er genießt inzwischen Legendenstatus beim HC Bozen. Wie empfindet er das Derby?
„Härte gehört zum Derby dazu“
SALTO: Wie erlebt man das Derby als Spieler?
Alexander Egger: Es war ein „bäriges“ Spiel, auf das man sich immer freute. Viele Zuschauer, härtere Gangweise, mehr Stimmung. Natürlich wollten wir immer den anderen schlagen und die bessere Mannschaft sein.
Welche Derbys blieben Ihnen besonders im Kopf?
Highlights waren die Finalderbys, wo es um alles ging, mehr als nur das Prestige. Da spürte man das alles noch viel mehr.
War die härtere Gangweise manchmal auch zu viel?
Es war die letzten Jahre nie übertrieben. Ein bisschen Härte gehört zum Derby dazu, das macht es brisanter. Die letzten Jahre war es fast schon zu ruhig.
Was erwarten Sie für Samstag?
Die Spieler werden Samstag voll motiviert sein. So wie es zurzeit steht, sind beide Mannschaften in der Pflicht. Es wird spannend. Es geht natürlich um viel, das kann die Derbystimmung auch drücken, weil keiner einen Fehler machen will. Beide wollen gewinnen, beide haben die Punkte nötig. Jeder wird 120% geben.
von einer Legende zur nächstenArmin „Amme“ Helfer hat ebenfalls eine beachtliche Karriere hinter sich. Der Verteidiger, der im Laufe seiner Karriere für einige Clubs auflief, auch international, kann auch eine beachtliche Sammlung von Titeln vorweisen. Letztendlich zog es ihn immer wieder zum HC Pustertal. Dort stieg er zur Legende auf: Seine Nummer, die 62, wurde einige Zeit nach seinem Karrierende zurückgezogen. Auch für ihn war das Derby immer besonders:
„Als Brunecker gegen Bozen zu spielen, das ist immer was Spezielles.“
SALTO: Wie haben Sie das Derby erlebt?
Armin Helfer: Es war immer ein besonderes Spiel. Die Vorbereitungen waren anders. Im Endeffekt gingst du einfach aufs Eis und hast dein Spiel gespielt. Es war ein physischeres Spiel, aber immer fair. Die Fans ziehen auch voll mit. Es ist ein spezielles Erlebnis für jeden Spieler. Spieler, die das Derby zum ersten Mal spielten, wussten bereits, um was es alles geht. Auch als ich in Mailand gespielt habe (bei HC Milano Vipers, Anm. d. Red.) war das Spiel gegen Bozen immer etwas besonderes. Als Brunecker gegen Bozen zu spielen, das ist immer was Spezielles.
Also generell positive Erfahrungen?
Auf jeden Fall. Gewisse Sachen vergisst man nicht. Man gewinnt und man verliert, das zählt aber mehr für die Fans. Als Spieler gibst du alles und kannst dann auch zufrieden in den Spiegel schauen.
Welche Derbys blieben Ihnen besonders im Kopf?
Die Finalserie, die wir 0:4 verloren haben, die beißt immer noch.
Werden Sie das Spiel live verfolgen?
Ich werde mir das Spiel vor dem Fernseher gönnen und den Wölfen die Daumen drücken.
Ihre Prognose?
Die Bozner haben jetzt ein paar Mal verloren, die sind sicherlich „angefressen“ und Pustertal hat es wieder auf die Siegesstraße geschafft. Unmöglich, eine Prognose abzugeben. Es wird ein heißes Spiel, schon weil es ein Derby ist und weil beide diese Punkte wollen.
Das Gefühl am VortagKommen wir zu den aktiven Spielern: Auch der Centerforward Raphael Andergassen, der Kapitän der Wölfe, fiebert dem morgigen Derby entgegen. Der 30-jährige betont den Wert eines Sieges für sein Team:
„Wir müssen Punkte heimnehmen, das ist das Wichtigste.“
SALTO: Wie fühlt sich Ihr Team am Vortag des Derbys?
Raphael Andergassen: Mit dem Sieg am Mittwoch haben wir mal den Grundstein für positive Energien gelegt. Man freut sich immer gegen Bozen zu spielen, überhaupt in Bozen: viele Zuschauer, gute Atmosphäre und einem guten Lautstärkepegel. Für uns zählt zu siegen, wieder in einen Gewinnermodus reinzukommen und von Spiel zu Spiel besser zu werden.
Oberste Priorität?
Die Mannschaft muss gut sein, wir müssen Punkte heimnehmen, das ist das Wichtigste.
Für Daniel Glira ist das Derby nochmal um einiges spezieller: Der 29-jährige war sowohl als Fuchs als auch als Wolf unterwegs. Er begann 2010 seine Karriere beim HC Pustertal und landete 6 Jahre später beim HC Bozen, wo er vor allem anfangs für Furore sorgte. 2020 war dieses Kapitel jedoch wieder zu Ende und er kehrte zu den Pusterern zurück. Wie ist es für ihn, in der Palaonda aufs Eis zu gehen?
„Wir sind mehr als bereit.“
SALTO: Was für ein Gefühl ist es für Sie, wenn Sie das Derby bestreiten?
Daniel Glira: Es ist für alle, ob Südtirol oder Italien generell, immer etwas ganz eigenes, wenn du gegen deinen Nachbarn spielst. Wenn ich jetzt von mir rede, dann ist da noch eine extra-Prise Nervosität dahinter, aber man freut sich, weil man weiß, dass die Arena voll und die Stimmung super sein wird.
Also kommen Sie nach wie vor gern her?
Ich hatte eine gute Zeit dort. Jetzt ist es nun mal mein Gegner,. Ich weiß, dass die Eiswelle richtig laut sein kann und die Pusterer werden helfen, eine richtig gute Stimmung zu schaffen.
Gab es denn Schwierigkeiten oder Probleme beim Wechsel zurück zum HC Pustertal?
Nein, es hat alles gepasst. Ich wusste immer schon, dass ich zu Bruneck zurückkehren will. Das neue Stadion war für Bruneck eine gute Gelegenheit in die ICE zu wechseln. Da haben wir darüber geredet, vielleicht ein Jahr davor zurückzukehren.Als das Angebot dann kam, habe ich es mit Freude angenommen und habe es bis jetzt nicht bereut.
Sind Sie bereit für morgen?
Wir sind gerade vom Eis runter. Die Stimmung ist nach dem letzten Spiel gut. Der Sieg, vor allem wie wir es noch in den letzten Minuten drehten, war ganz wichtig in dieser schwierigen Zeit. Wir sind mehr als bereit.
Der Forward Daniel Frank ist seit 2014 dauerhaft beim HC Bozen und seit rund anderthalb Jahren Kapitän der Foxes. Auch bei den Boznern ist die Freude aufs Spiel groß, wie er verrät:
„Jedes Derby ist etwas besonderes, überhaupt wenn man gewinnt.“
SALTO: Wie ist es, ein Derby mitzuerleben?
Daniel Frank: Ich freue mich riesig darauf, es ist ja nur viermal im Jahr und davon zweimal daheim. Gerade daheim ist es unglaublich schön mit einer fast vollen Eiswelle. Da geht es immer gut ab.
Wie ist die Stimmung im Team?
Die Stimmung ist gut, wir haben heute über unsere Fehler in den letzten Spielen geredet, sie analysiert und mehrere Trainingseinheiten gehabt. Wir fühlen uns bereit, ich fühle mich bereit. Ich kann es kaum erwarten.
Ihr Highlight der letzten Derbys?
Das letzte Spiel war „bärig“. 2:0 hinten und dann noch gewinnen, das ist ein super Gefühl. Wirklich ein tolles Derby. Aber so gut wie jedes Derby ist etwas besonderes, überhaupt wenn man gewinnt.
Wer setzt sich vorerst wieder auf den Thron des heimischen Eishockeys, wer übernimmt wieder die Vorherrschaft im italienischen Eishockey? Wer zeigt mehr Zähne? Fuchs oder Wolf?
Das Spiel6.1.2024 19:45 Sparkasse Arena: HC Bozen : HC Pustertal
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