Politics | Südtirol

Wahlbeteiligung auf Rekordtief

Wahlbeteiligung auf historischem Tief: Nur 60 % der Südtiroler gaben ihre Stimme ab. Bürgerlisten setzen Zeichen, die SVP bleibt dennoch flächendeckend die starke Kraft.
Wahlen Bozen
Foto: Seehauserfoto
  • Die Gemeinderatswahlen 2025 sind geschlagen: In 111 Südtiroler Gemeinden waren am 4. Mai insgesamt 389.116 Wahlberechtigte zur Urne gerufen, um einen neuen Bürgermeister sowie Gemeinderat zu wählen. Ausgenommen waren Brixen, Lana, Leifers, St. Martin in Passeier und Wengen – dort fanden bereits 2024 Neuwahlen statt.

    Mit einer Beteiligung von nur 60 % erreichte die Wahl einen historischen Tiefstand. Zum Vergleich: 2020 lag die Beteiligung noch bei 65,4 %. Ob das verlängerte Wochenende rund um den 1. Mai dafür verantwortlich war? Fest steht: Die Politikverdrossenheit scheint zuzunehmen. In mehreren Gemeinden lag die Beteiligung unter 50 % – ein besorgniserregender Trend, den auch die Meraner Bürgermeisterkandidatin Katharina Zeller kritisierte.

    Besonders relevant war die Wahlbeteiligung in den 29 Gemeinden, in denen jeweils nur ein Bürgermeisterkandidat und eine Liste antraten. In diesen – allesamt mit unter 5.000 Einwohnern – entscheidet ein Quorum über die Gültigkeit der Wahl: Mindestens 40 % der Wahlberechtigten müssen ihre Stimme abgeben (in größeren Gemeinden liegt die Schwelle bei 50 %). Hier kann jedoch Entwarnung gegeben werden – in allen betroffenen Gemeinden wurde die 40-Prozent-Hürde überschritten.

  • Gemeinderatswahlen in Meran: Mit 49,3 % war die Wahlbeteiligung in der Passerstadt besonders niedrig. Foto: Salto.bz/DO
  • Stadt und Land: Deutliche Unterschiede

    Auffällig ist der Unterschied zwischen Stadt und Land: In urbanen Zentren wie Bozen, Meran, Bruneck und Sterzing war die Wahlbeteiligung deutlich niedriger als in ländlichen Gemeinden. Beispiel Gsies: Dort lag die Beteiligung bei beeindruckenden 81,1 %. In Meran hingegen gaben nur 49,3 % der Wahlberechtigten ihre Stimme ab. 

    Die SVP trat in allen Gemeinden zur Wahl an – in Gais, Niederdorf, Percha und Plaus mit Einheitslisten. Andere Parteien und Bürger- bzw. Dorflisten waren nicht flächendeckend vertreten. Besonders die Zahl der Bürgerlisten ist seit 2020 gesunken: Heuer stellten sie sich in 65 Gemeinden der Wahl – 2020 waren es noch 72. Das Team K, das traditionell eng mit Bürgerlisten kooperiert, trat nur in Bozen, Bruneck und Meran an, um keine Konkurrenz zu erzeugen. Trotz ihrer Präsenz gelang es Bürgerlisten nur in wenigen Fällen, die SVP in die Schranken zu weisen. Eine Überraschung ist hier sicherlich Welschnofen: Thomas Pardeller setzte sich gegen zwei SVP-Kandidaten, Dieter Bologna und Thomas Wiedenhofer, durch.

    Zu den Hochburgen der Bürgerlisten zählen mittlerweile die Wipptaler Gemeinden Sterzing und Freienfeld. In beiden konnten sich die Listen „Für Sterzing – Wipptal“ und die „Freie Liste Freienfeld“ klar durchsetzen. Ein bemerkenswerter Einzug gelang in Sterzing auch Massimo Bessone (ehemaliger Landesrat), der mit seiner Liste „sìAmo Vipiteno“ in den Gemeinderat gewählt wurde.

    In Auer konnte sich die Bürgerliste rund um Martin Feichter klar behaupten: Er setzte sich mit 52 % gegen Stefanie Unterweger (SVP, 26 %) und die interethnische Liste „Insieme Miteinander Adum“ durch.

    Weitere Bürgermeister aus Bürgerlisten wurden in folgenden Gemeinden gewählt: Sand in Taufers, Rodeneck, Enneberg, St. Martin in Thurn, Abtei, St. Ulrich in Gröden, Waidbruck, Andrian, Glurns und Branzoll.

    Nicht nur ein Blick auf die Sieger ist interessant, sondern auch auf die Zweitplatzierten, wie nachstehende Wahlkarte zeigt:

  • Parteienlandschaft im Überblick

    Die Grünen und den Grünen nahestehende Bürgerlisten kandidierten in neun Gemeinden, die Freiheitlichen in fünf, die Lega in sechs, die Fratelli d’Italia in fünf, der PD in drei und Forza Italia in zwei Gemeinden.

    Die Süd-Tiroler Freiheit ist in 26 Gemeinden angetreten – in sieben mehr als 2020 – und hatte sich insbesondere in der Heimatgemeinde von Landtagsabgeordnetem Hannes Rabensteiner, Villanders, Chancen auf das Bürgermeisteramt ausgerechnet. Doch daraus wurde nichts: In keiner Gemeinde, in der die Partei antrat, konnte sie einen Bürgermeister stellen. Trotz intensiver lokaler Arbeit – etwa durch Stammtische – blieb die Bewegung hinter den Erwartungen zurück. In mehreren Gemeinden stellten ihre Kandidaten jedoch die zweitstärkste Kraft:
    Simone Platzer in Stilfs: 38,8 %
    Karl Gruber in Villanders: 37,34 %
    Melanie Mair in Tscherms: 29,01 %
    Elmar Karl Müller in Naturns: 24,2 %

    Die Grünen und ihnen nahestehende Bürgerlisten konnten vereinzelt Achtungserfolge erzielen – besonders im Pustertal:

    Bruneck: Maximilian Gartner holte 16,87 % und wird stärkste Oppositionskraft
    Olang: Maria Elisabeth Brunner erreichte 26,16 %
    Toblach: Margareth Serani Niederstädter kam auf 24,44 %
    Vahrn: Julian Rossmann erzielte 12,56 %
    Kastelruth: Simon Profanter erreichte 19,88 %
    Eppan: Greta Klotz kam auf 18,52 %

    In den Städten, traditionell grüne Hochburgen, mussten jedoch starke Verluste hingenommen werden:
    Meran: Nur noch 12,7 % (2021: 25,7 % – damals stärkste Partei mit Paul Rösch)
    Bozen: Aktuell bei 7,9 % (Stand: laufende Auszählung)

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