Economy | Bäuerlicher Amoklauf

Das Töten der Bauern und Züchter

Trotz Wolf und Bär gibt es immer mehr Schafe und Ziegen - und Schlachtungen. Die Mär vom Almsterben.
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Foto: https://www.toonpool.com/cartoons/Regenbogen_136011

Der böööööse Wolf tötet in Südtirol jährlich nicht einmal 100 Schafe, die liiiieben Bauern und Kleintierzüchter, die ihre „Schof und Goaßn sofll gernhobn“, ließen 2018 ganze 11.200 Schafe und Ziegen abschlachten – allein im Bozner Schlachthof. Links zu Infos siehe unten.

Klar doch, möchte ich meinen: gerade wegen Wolf&Bär schlachten die armen Heger und Pfleger unserer „Kulturlandschaft“ nun alle ihre liebsten Vieher.  Stehen nun wirklich die angedrohten Almakopalypsen bevor? Fakten und Zahlen entlarven das Geschrei der Bauern und halben Bauern als schulerische Luftschlägerei: 2018 wurden mehr Schafe und Ziegen als in den Vorjahren geschlachtet; 11.200 vs. 10.350, aber es wurden - trotz dem allerbösen Wolfstreiben -  2018 insgesamt auch rund 10% mehr (!) Schafe und Ziegen gehalten, als in den Jahren zuvor; 9.900 vs. 8.900 Schäflein, 14.400 vs. 12.900 Zieglein. Auch die Mitgliederzahl des Südtiroler Kleintierzüchterverbandes hat mit 28 neuen Züchtern auf 1956 zugenommen. Almsterben und Zuchtverzicht aus Rentabilitätsgründen sehen anders aus.

Bauern, Züchter, Jäger, SVP, Dolomiten, angezählte Politiker und die üblichen Lobbys können schreien, protestieren, feuern, schreiben und lügen so lange sie wollen. Wichtig ist, dass sich die Mehrheit der Bevölkerung von deren Schaumschlägerei und ein paar grausigen Bildern nicht gegen Wolf und Bär und Artenvielfalt - gerade auch bei uns - umstimmen lässt. Erinnern wir uns: beim Bär war es genauso (https://www.salto.bz/de/article/07052018/das-schlachten-der-jaeger). Hatten die paar gerissenen Schafe wirklich den bäuer&jägerlichen Amoklauf gegen den Bär gerechtfertigt? Die Bären sind ja immer noch da, auch wenn ein Eppaner Bauer&Jäger einen davon illegal ermordet (“gewildert”) hat. Doch darüber wurde wenig diskutiert, von Bauen und Jägern, SVP-Politikern und Dolomiten. Uns, der Allgemeinheit, kann das Fehlen eines Bären in unseren Wäldern nicht vergütet werden. Den Bauern werden Wolf- und Bärschädenvergütet.

http://www.kleintierzucht.it/daten/faltblatt2018.pdf

https://www.salto.bz/de/article/26062018/das-schlachten-der-bauern

http://www.provinz.bz.it/land-forstwirtschaft/fauna-jagd-fischerei/fauna/wolf-suedtirol/situation-in-suedtirol.asp