Politics | Sommergespräche

Ladiner verzichten auf 360 Posten im Landesdienst

Bühne frei – für Landesrat Florian Mussner. Einige der wichtigsten Themen seines Sommergesprächs? Mehr Ladiner für den Landesdienst, günstigere Strompreise und ein wenig Selbstkritik in Sachen Großbauten und Bürokratie.
Gleis 21 Wien
Foto: Gleis 21

Das Motto, das Landesrat Florian Mussner bei seinem heutigen Mediengespräch im Schülerheim „Assudei" in St. Ulrich vorgab, hat angesichts der heftigen Kritik der Opposition am Ausschluss von der Verhandlungen um eine neues Autonomieabkommen höchste Aktualität: Eine „Autonomie mit allen und für alle" wünscht sich der Landesrat für ladinische Schule und Kultur, öffentliche Bauten, Vermögensverwaltung sowie Umweltschutz und Energie – allerdings bezog er sich dabei vor allem auf die Pflege und den Respekt der drei Muttersprachen im Land.

Als Landesrat der Ladiner ging Mussner nicht nur lobend auf die Konvention mit der RAI ein, sondern legte auch interessante Zahlen aus der öffentlichen Verwaltung auf den Tisch: Dort würden 360 Posten, die laut Proporz den Ladinern zustünden, derzeit nicht von Ladinern besetzt. „Schuld an dieser Situation sind nicht etwa die Verwaltungen, das Problem ist vielmehr, dass wir keine Interessenten für diese Jobs finden bzw. die Voraussetzungen fehlen", so Mussner. Da jedoch auch in den ladinischen Tälern die Jugendarbeitslosigkeit zunehmend zum  Problem werden, werde man in Zukunft versuchen, die Jugendlichen schon über die Schulen stärker auf die Chancen in der Öffentlichen Verwaltung aufmerksam zu machen.

Jede Menge Zahlen lieferte der Landesrat aus seinem Ressort Bauten und Infrastrukturen. So haben das Land in der zu Ende gehenden Legislatur 510 Millionen Euro in den Bereich Hochbau und 462  Millionen Euro in den Straßenbau investiert. Das Ziel der Landesregierung, noch 2013 alle Südtiroler Gemeinden ans Breitbandnetz anzubinden, werde voraussichtlich erreicht. Künftig werde der Gürtel dagegen vor allem bei den Bauten enger geschnallt. Die Stoßrichtung? Sanierung bestehender Bauten statt Neubau, Unterbringung in landeseigenen Gebäuden statt Miet- und Pachtverträge.

Durchaus selbstkritisch zeigte sich Mussner in Sachen Großbauten wie Restmüllverwertungsanlage oder auch das neue Bibliothekenzentrum: „Vielleicht sind wir nicht immer imstande gewesen, den großen Wert der Bauwerke für die gesamte Gesellschaft hervorzustreichen.“ Ehrlichkeit war auch in Sachen Bürokratieabbau angesagt: „Hier kommen wir nicht so gut weiter, wie wir uns das wünschen“, meinte Mussner unter Verweis auf  entsprechende EU- und Staatsgesetze.

Kaum Neuigkeiten hatte der Energielandesrat in Sachen SEL in petto: Nach der Einigung mit den Brixnern gehe es nun darum, den Konzessionsstreit mit den Stadtwerken und damit den Städten Bozen und Meran zu lösen. Wichtig ist laut Mussner aber auch, die Bürger durch günstigere Strompreise stärker zu Nutznießern der Landesstromgesellschaft zu machen – „auch wenn die SEL für bestimmte Abnehmergruppen bereits die günstigsten Bedingungen bietet", so der Landesrat. Skeptisch zeigte er hinsichtlich der ab 2015 geltenden Pflicht,  für Neubauten den KlimaHaus-Standard A einzuhalten. Hier sollte das Land noch Zeit gewinnen, um die Technologie rund um den Standard A weiter auszufeilen.

Längerfristige Visionen und ein Gleichgewicht zwischen Natur und Wirtschaft wünschte sich Mussner schließlich für da Unesco-Weltnaturerbe Dolomiten, für das er die Eingliederung von Lang- und Plattkofel sowie in einem zweiten Schritt des Sellastocks forderte.