"Kante tut Medien gut!
Vom Meinungsforscher und Politikbeobachter ins Mediengeschäft. Warum der Wechsel?
Es ist wieder mal Zeit für eine neue Perspektive, das hält den Geist und das Gehirn jung und dynamisch. Außerdem habe ich beruflich immer schon Berührungspunkte mit Medien gehabt, wenn auch mehr auf der analytischen Seite. Auch deshalb finde ich es jetzt einmal spannend, nicht nur immer daneben zu stehen, und zu sagen, so wäre es richtig, sondern selbst umsetzen zu können.
Sie haben sich in Ihren politischen Analysen oft recht ungeschminkt geäußert. Wird das der Geschäftsführer von Südtirols privaten TV-Sendern so beibehalten?
Das wird auch hier Teil meiner Rolle sein. Ich werde bei SDF in gewisser Weise auch die Rolle eines Herausgebers übernehmen, der dann klarerweise seine Sichtweise hat. Im Gegensatz zu anderen Medien fehlte bei SDF bislang noch eine Herausgeberfigur, und auch die MitarbeiterInnen wünschen sich eine Persönlichkeit, die in manchen Bereichen eine Linie vorgibt. Solch klare Positionen sind in einem Medienunternehmen gefragt, ich denke auch hier tut Kante gut. Und mein Vorteil war zumindest bisher: Meine Aussagen waren immer faktenbasiert.
Hinter SDF stehen bekannte Unternehmer wie Franz Senfter, die Familie Fuchs der Brauerei Forst und über die Euregio Finance sogar Michl Ebner. Haben Sie überhaupt genügend Spielraum, um Kante zu zeigen?
Absolut. Die Eigentümer lassen bei SDF absolute Freiheit in der redaktionellen Aufarbeitung der Themen, das können vor allem alle RedakteurInnen bestätigen, die hier schon länger tätig sind. Intervention ist bei SDF kein Thema.
Die Rosengarten Broadcasting Media GmbH ist einer der Youngster auf dem heimischen Medienmarkt. Wo sehen Sie seine größten Herausforderungen?
Für eine Antwort darauf ist es noch zu früh, ich bin erst seit dieser Woche operativ, und nun steht erst einmal die Analysephase an. Vorerst gilt es zu schauen, wo es Potentiale gibt, und meine Erfahrungen im Medienbereich und Ideen einzubringen. Ich habe auch eine kreative Seite, die bisher kaum jemand kennt, denn ein Marktforscher ist nicht kreativ. Doch wir werden schon bald mit einigen Dingen überraschen, denn in der kurzen Zeit sind schon einige brillante Ideen geboren worden.
Ihr Eigentümer zeigt sich in einer Aussendung zu Ihrer Bestellung davon überzeugt, „einen Mann gefunden haben, der ganz genau weiß, was die Südtiroler Fernsehzuseher sehen wollen“. Stimmt das?
Ich habe als Marktforscher seit über acht Jahren intensiv den Medienkonsum im Land gemessen. Da heißt, das gibt es ein ziemliches Wissen darüber wo welcher Mitwerber stark ist, und wo die weißen Flecken sind, auf denen man sich positionieren kann. Es ist sicher kein Schade, wenn man das in meiner neuen Position weiß.
Südtirols Medienmarkt wird immer vielfältiger, der Werbekuchen immer kleiner. Lautet die Antwort darauf Kooperation oder Konkurrenz?
Ich bin grundsätzlich immer für Kooperation, denn das Land ist einfach zu klein. Vor allem gibt es ohnehin eine unterschiedliche Zielgruppenorientierung der verschiedenen Medien. Das heißt, wenn jeder seine Nische hat und dort gut arbeitet, macht ein darüber gehender Austausch absolut Sinn. Denn miteinander kommt man eher weiter als gegeneinander. Ich bin daher dafür, offen mit allen Mitbewerbern zu reden und zu sehen, was eventuell gemeinsam möglich wäre.