Society | Rassismus

Ich und meine Freunde aus Afghanistan

Angela Eberl ist SPÖ-Gemeinderätin in Innsbruck. Von "rassistischen Gastronomen in Innsbruck" will sie sich nichts bieten lassen. Ihre Geschichte sollen alle lesen.

Wo kann man sie melden, die die öffentlich diskriminieren, in Lokalen, bei Veranstaltungen, auf Facebook? "Lokale veröffentlichen, die diskriminieren", lautet ein Tipp auf Facebook. Angela Eberl tut einen Schritt, und geht in die Öffentlichkeit:

liebe alle,

ich bin entsetzt, ich bin traurig, ich bin wütend......................... es war ein freitag, wir waren zu einer geschäftseröffnung in der altstadt eingeladen. wir, das bin ich und drei feunde aus afghanistan. das fanta schmeckte irrsinnig gut, und wir trafen viele menschen und unterhielten uns, es war einfach ein schöner abend.
um 22:30 war die eröffnung vorbei und beim nachhausegehen dachten wir uns, eine halbe stunde könten wir noch tanzen und ein red bull tinken gehen. um ca 22:50 fanden wir uns im testerossa in der leopoldstrasse ein. wir gingen in den keller an die bar. die kellnerin fragte, was wir möchten und so bestellten wir. plötzlich stand neben mir ein securitymensch und sagte zur kellnerin :" der alte will die drei nicht sehen!"

ich dachte ich höre nicht richtig. die kellnerin sagte zu ihm, dass sie gerade unsere getränke machen möchte... er sagte wieder:" horch zu , der alte will, dass die drei gehen!" da kam der zweite security und bat 2 meiner freunde zu gehen. auf meine frage was los ist sagte er , der chef will sie nicht im lokal haben.
oben angekommen fragte ich den chef was das soll? er packte mich am oberarm und drängte mich richtung tür. verdutzt standen wir nach 10minuten auf der strasse....unser schöner abend endete einfach mit so einer rassistischen, diskriminierenden geschichte. das ist unser tourismus, das ist unsere gastronomie,....ich weiss es gibt viele lokale in innsbruck, wo, sogenannte ausländer_innen nicht hinein dürfen. ich möchte mir das nicht gefallen lassen!!!!

Angela Eberl wird eine Anzeige beim Magistrat gegen das Lokal "Testarossa" in Innsbruck machen. Auch in Südtirol fragt man sich indes immer häufiger was wird geahndet, was wird toleriert? Wie unbedarft darf öffentlich, aber auch in sozialen Netzwerken, auf öffentlichen Portalen geschmäht und verläumdet werden?

Unverhohlen postet etwa ein User mit vollem Namen samt Angabe seines Arbeitsplatzes in Südtirol auf Facebook islamfeindliche Inhalte (Anm.d.R. Der Name dieses Users wurde hier auf salto nachträglich gelöscht. Er selbst hat auf seiner Pinnwand das hier auf salto wiedergegebene Posting entfernt).

ZARA, Zivilcourage und Anti-Rassisumus-Arbeit, hilft in Österreich weiter. Was hilft in Südtirol? "So eine Stelle gibt es bei uns leider nicht", sagt Armin Mutschlechner von den Artbrothers Kraxentrouga. "Ich wurde selbst Opfer einer Rassismus-Hetze, hab das bei der Staatsanwaltschaft zur Anzeige gebracht." Nach anderthalb Jahren erfolgt nun die Verhandlung, "man braucht einen langen Atem, Italien hat hier starken Nachholbedarf."

Bei rassistischen Äußerungen in den sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter empfiehlt Jugendarbeiter Mutschlechner folgenden Weg: Einen Screen-Shot von Facebook-Profilen machen, diesen dann der Postpolizei schicken oder direkt bei der Staatsanwaltschaft zur Anzeige bringen. Auch Meldungen direkt bei Facebook können helfen, vom Netz genommen werden jedoch nur die "reklamierten" Passagen. Eine Sperrung der Facebook-Seite erfolgt manchmal, besser ist, wenn mehrere Personen eine Entfernung fordern. ZARA Wien erklärt: "Bei Facebook besteht das Problem, dass oftmals auf Meldungen nicht reagiert wird, obwohl sie sich auf überaus diskriminierende und beleidigende Postings beziehen. Dennoch können wir aus Erfahrung sagen, dass hier die Anzahl an Meldungen schon positive Auswirkungen zeigen kann: je mehr Meldungen bezüglich eines bedenklichen Kommentars eingehen, desto wahrscheinlicher wird es, dass Facebook diesen doch entfernt."
Anders als in Österreich oder Deutschland können italienweit, und somit auch in Südtirol, unbedarf Hakenkreuze an Wände gesprüht und Parolen verbreitet werden. Strafrechtliche Konsequenzen drohen keine. Zivilcourage ist gefragter denn je.

Einschreiten, wie Frau Eberl, die nicht länger zuschauen will.

 

Wir haben diesen Artikel am Montag aus presserechtlichen Gründen offline gestellt. Diese Version haben wir in den für uns entscheidenden Details anonymisiert, möchten Ihnen aber den Inhalt des Artikels wieder zur Verfügung stellen. Allerdings haben wir in diesem Fall entschieden, die Kommentarfunktion auszuschalten und die bereits abgegebenen Kommentare unsichtbar zu machen.

Mit Bitte um Verständnis an die salto-Community,
Gruß
Jutta Kußtatscher