Economy | MOCO

"Ein großes Abenteuer"

Heuer findet erstmals die Dienstleistermesse vom 13.-15.Oktober in der Messe Bozen statt. Wichtiger Partner ist der hds. Präsdent Christoph Rainer im salto.bz-Interview.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Interview mit Christoph Rainer, Präsident der Dienstleister im Handels-und Dienstleistungsverband Südtirol anlässlich der Dienstleistermesse MOCO (Modern Company) vom 13.-15.Oktober.

Mit welchen Herausforderungen ist die Dienstleistungsbranche in Südtirol heutzutage hauptsächlich konfrontiert?

Dienstleister sind eine sehr heterogene Gruppe. Makler, Unternehmensberater, Verwalter, IT-Dienstleister, Events, Tourismus, Rundfunk - alle Bereiche sind vertreten. Eine große Herausforderung, die jedoch alle Kategorien besonders in Südtirol betrifft ist die Wahrnehmung. Es ist den Leuten vielfach nicht bewusst, dass gewisse Dienstleistungen auch in Südtirol angeboten werden und zwar auf sehr hohem Niveau. Eine andere gemeinsame Herausforderung ist es, den Wert einer Dienstleistung verständlich zu machen. Denn dahinter stecken Menschen mit bestimmtem Fachwissen und Fachkenntnissen. Ein Dienst ist weder automatisch reproduzierbar noch maschinell herstellbar. Die Spezialisten haben natürlich auch ihren Preis. Das muss besser vermittelt werden.

Ein großes Thema der heutigen Wirtschaft ist die Digitalisierung. Sehen Sie diese als Potential für den Dienstleistungssektor oder eher als Hindernis?

Die Digitalisierung ist ein Fakt und fast schon eine philosophische Entwicklung, die alle Berufe betrifft. Man kann sie somit weder als positiv noch als negativ einstufen. Sie kann natürlich für viele Bereiche von Vorteil sein und neue Berufe im Dienstleistungssektor schaffen. Einige Bereiche müssen aber auch ihr Geschäftsmodell auf das veränderte Konsumverhalten anpassen. Ein Dienstleister muss sich einfach überlegen, wie er Digitalisierung für sich nutzen kann um sich besser zu vermarkten. Die Digitalisierung ist meiner Meinung nach erst am Anfang. Man muss sich deshalb jetzt schon darauf einstellen und vorbereiten.

Wie können Unternehmen sich dieser Entwicklung am besten anpassen?

Dafür ist es essentiell, dass wir die richtigen Verbindungen schaffen. Seit einigen Jahren beschäftigen wir uns deshalb mit dem Ausbau des Breitbandnetzes. In Südtirol ist schon einiges passiert. Das ist aber noch nicht genug. Besonders wichtig ist es, das Netz nicht nur im Zentrum auszubauen sondern auch in der Peripherie. Ein guter Teil der Gemeinden ist zurzeit an einen zentralen Punkt angeschlossen, dem sogenannten PoP. Diese Breitbandleitungen müssen nun zu den einzelnen Betrieben bzw. Abnehmern gebracht werden. Das ist natürlich ein großer finanzieller Aufwand. Dies darf jedoch nicht auf die Gemeinden abgewälzt werden um Ungerechtigkeiten im Wettbewerb zwischen armen und reichen Gemeinden zu vermeiden. Über den Fachbereich der IT-Dienstleister gibt es bereits Ansätze für Projekte, die von der EU finanziert werden.

Wo sehen sie den lokalen Dienstleistungssektor heute und in Zukunft?

Der Dienstleistungssektor in Südtirol misst rund 55.000 Beschäftigte. Laut einer Umfrage der Handelskammer sehen die Südtiroler Unternehmen sehr positiv in die Zukunft. Die Dienstleistung insbesondere ist sicher ein Bereich der wachsen wird. Denn trotz Roboterisierung kann Dienstleistung nicht ersetzt werden. Dennoch müssen sich die Firmen dem wandelnden Umfeld anpassen.

Die neue Fachmesse für Dienstleister MOCO soll Unternehmen genau auf solche Herausforderungen vorbereiten. Vor allem aber dient sie auch dem gegenseitigen Austausch und Networking. Was erwarten Sie sich von der MOCO?

Die MOCO ist glaube ich ein großes Abenteuer. Denn die Schwierigkeit ist heute, alle Dienstleister auch physisch auf einen Punkt zu bringen und sich auszutauschen. Durch die Entpersonalisierung der Wirtschaft ist es wichtig, dass man sich dennoch persönlich trifft. Die MOCO bietet die Gelegenheit dazu. Im Rahmen dieses Tages soll das Bewusstsein für den Dienstleistungssektor geschaffen werden und vor allem das Bewusstsein unter den verschiedenen Dienstleistungsbranchen, dass es eine gemeinsame Ebene gibt wie z.B. gemeinsame Herausforderungen, Digitalisierung usw. Die Messe ist nicht nur für die Dienstleister an sich konzipiert, sondern auch für Unternehmen, die auf Dienstleister zurückgreifen. Denn heute können nicht alle Funktionen innerhalb eines Unternehmens erfüllt werden. Ergo müssen sie spezialisierte Dienstleistungen ankaufen. Auf der Messe finden sie ein breites Angebot. Der hds organisiert für solche Angelegenheiten jährlich den Tag der Dienstleister. Heuer findet er im Rahmen der MOCO statt. Währen der Messe bieten wir ein kontinuierliches Programm auf unserem Stand, wo Vorträge und verschiedene Veranstaltungen gehalten werden.

Wo steht der Dienstleistungssektor global gesehen?

Global gesehen gilt dasselbe wie für lokale Dienstleister. Sie hängen mit dem Menschen zusammen, die jene Dienste anbieten. Google oder Amazon wären wohl nichts ohne ihre Mitarbeiter. Genauso wie eine global operierende Unternehmergruppe, die ohne das nötige Knowhow der Mitarbeiter nicht funktionieren würde. In einem weltweit operierenden, größeren Unternehmen kann man die einzelnen Fachkräfte vielleicht noch besser bündeln. Aber auch Abläufe und Prozesse, die global gesehen noch mehr digitalisiert sind, bedürfen weiterhin einer menschlichen Schnittstelle.

Wie ist Südtirols Position in der Welt? Sind unsere Dienstleistungsfirmen global vernetzt?

Wir operieren sehr viel globaler als von den meisten angenommen. Es gibt eine ganze Menge an lokalen Dienstleistern, die vorwiegend außerhalb von Südtirol ihre Dienste anbieten, und die man deshalb vielleicht nicht so gut kennt. Generell kann man sagen, dass jene Dienstleistungen,  die Südtirol bietet, sehr gut exportierbar sind. Es gibt noch einige Firmen, die den weltweiten Export noch nicht sehr stark betreiben, aber ich wünsche mir, dass sich das in Zukunft ausbaut.