Politics | Sanität

Die Sanität auf Vordermann bringen

Lange Wartezeiten, überfüllte Erste-Hilfe-Stationen und Ärzte, die das Weite suchen. Die Arbeitsgruppe des Team K will Abhilfe schaffen und mit einem 10-Punkte-Plan die Sanität reformieren.
Dorothea Kurz, Eugen Sleiter, Franz Ploner, Barbara Avesani
Foto: Team K
  • Die Südtiroler Gesundheitsversorgung verschlingt 1,5 Milliarden Euro und trotzdem gibt es zahllose Baustellen und Probleme. Das Team K hat eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Ärzten und Pflegern, gegründet und einen 10-Punkte-Plan erarbeitet, welcher heute (5. Oktober) von Franz Ploner, Eugen Sleiter, Dorothea Kurz und Barbara Avesani vorgestellt wurde. Wie Franz Ploner eingangs erklärte, habe man sich im Plan auf zehn Punkte fokussiert – nennenswert wären jedoch noch viele weitere Bereiche gewesen. Ein wesentlicher Punkt des Planes betrifft die hausärztliche Grundversorgung. Wie Landtagskandidat und Hausarzt Eugen Sleiter erklärte, nehmen sich derzeit viele Parteien der langen Wartezeiten an. Dabei sei es einfach, Schlagworte in den Raum zu werfen, vielfach fehle jedoch das nötige Hintergrundwissen. „Wir bringen jedoch dieses Fachwissen mit und sind überzeugt, dass man mit den richtigen Maßnahmen sehr wohl die Wartezeiten reduzieren kann“, so Sleiter. Dazu müssten die – derzeit – schlecht funktionierenden Abläufe besser organisiert werden. „Wenn wir Hausärzte eine Visite verschreiben, dann kommt es derzeit häufig vor, dass die Patienten einem privat konventionierten Arzt zugeteilt werden, der letztendlich vielleicht die gleiche Diagnose stellt wie wir, aber keine weiteren Untersuchungsschritte durchführen kann.“ 

  • Wenn wir Hausärzte eine Visite verschreiben, dann kommt es derzeit häufig vor, dass die Patienten einem privat konventionierten Arzt zugeteilt werden, der letztendlich vielleicht die gleiche Diagnose stellt wie wir, aber keine weiteren Untersuchungsschritte durchführen kann.

  • Das „Gerenne von einem Arzt zum nächsten“ verglich der Team-K Kandidat mit einem Ping-Pong-Spiel: Der Patient wird durch ganz Südtirol geschoben, als Ergebnis hat man noch längere Wartezeiten, die durch einen ineffizienten Ablauf noch gepusht werden. Um Abhilfe zu schaffen, habe man bereits konkrete Vorschläge ausgearbeitet, die ohne größere finanzielle Investitionen umgesetzt werden könnten. So sollte der einheitliche Vormerkkalender (CUPP) nach Bezirken gegliedert werden, um den Patienten des eigenen Gesundheitsbezirks vorrangig Erst- und Folgevisiten bzw. auch diagnostische Leistungen zu ermöglichen. Weiters sollten in den jeweiligen Krankenhäusern wieder Vormerk-Schalter eröffnet werden, damit direkt und ohne telefonische Warteschleifen Termine vorgemerkt werden können. Zudem sollten die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen werden, dass Fachärzte in das öffentliche Gesundheitssystem des Landes durch Verträge eingebunden werden. 

  • Hausarzt und Team K Kandidat Eugen Sleiter: „Die Erste Hilfe ist ein großes Thema.“ Foto: Team K

    „Die Erste Hilfe ist ein großes Thema“, betonte Sleiter. Ein großes Manko sei beispielsweise, dass Patienten, die von einem Hausarzt an die Erste Hilfe überwiesen werden, dort wieder das Triage-System durchlaufen und somit wieder warten müssen. „Wenn ein Hausarzt der Meinung ist, dass ein Patient in das Krankenhaus muss, dann muss gewährleistet werden, dass er auf der entsprechenden Abteilung behandelt wird“, erklärte der Mediziner. Das gleiche gelte für die Patienten in den Seniorenwohnheimen. Hier müssten die Abläufe dringend verbessert werden.

  • „Ein weitere große Baustelle ist das IT-System“, so Franz Ploner. Seit dem Jahr 2007 werde an einer einheitlichen Datenerfassung „herumgedoktert“. Leider sei es bis heute nicht möglich, dass die einzelnen Krankenhäuser miteinander verbunden sind. Dabei sei die Datenerfassung und Dokumentation das Um und Auf, wenn man eine gute und effiziente Betreuung haben wolle. Man hatte und habe immer noch die Möglichkeit, jenes System zu übernehmen, welches in der Nachbarprovinz Trient verwendet wird und dort gute Dienste leistet. Hausärzte, Pädiater wie auch die Krankenhäuser seien alle in dieses System integriert. „Leider mussten wir wieder einmal etwas eigenes machen und so haben wir Baustellen in Meran, Schlanders und Bozen“, betonte Ploner. Das führe unter anderem dazu, dass die einzelnen Stationen nicht in der Lage seien, miteinander zu kommunizieren. 

  • Leider mussten wir wieder einmal etwas eigenes machen und so haben wir Baustellen in Meran, Schlanders und Bozen.

  • Den Aussagen stimmte die Ärztin und Team K-Kandidatin Barbara Avesani vollinhaltlich zu und betonte, dass man viel Zeit mit der Eingabe der Informationen verbringe. Anstatt sich dem Patienten zu widmen, der eigentlich im Mittelpunkt stehen sollte, müsse man sich mit Bürokratie beschäftigen. Wie Dorothea Kurz, Kinderkrankenpflegerin im Krankenhaus Schlanders, anmerkte, sei an ihrem Arbeitsplatz wieder der Vormerkschalter geöffnet worden, um insbesondere den älteren Menschen, die mit Internet und Computer nicht umgehen können, entgegen zu kommen. 

  • Mit Sonntagsreden werden wird diese Probleme nicht lösen können.

  • „Hört man sich die verschiedenen Wahlkampfparolen an, so frage ich mich wirklich, weshalb jene Leute, die an der Macht waren und sind, nichts von dem umgesetzt haben, was sie jetzt fordern“, so Sleiter abschließend. Bereits vor zehn Jahren habe er lösungsorientierte Vorschläge gebracht, die jedoch in irgendwelchen Schubladen verschwunden seien. Anstatt mit den Fachkräften vor Ort zu sprechen, würden diese jedoch ignoriert und offenbar sei es auch egal, wenn innerhalb kurzer Zeit 17 Fachärzte und Ärztinnen das Krankenhaus Meran verlassen. Auch mit den Ärzten, die im Ausland arbeiten und gerne zurückkommen würden, werde nicht gut umgegangen, so Ploner. Entsprechende Anfragen würden noch nicht einmal beantwortet. „Wir haben Landeshauptmann Arno Kompatscher bereits mehrmals darauf hingewiesen – aber es kommt einfach nichts und mit Sonntagsreden werden wird diese Probleme nicht lösen können“, betonte der Team K-Abgeordnete.

     

  • Der 10-Punkte-Plan des Team K

    1. Lange Wartezeiten abbauen: 
    • Zeitlich begrenzter Ankauf von vorwiegend Kontrollvisiten und Untersuchungen im Privatsektor, bis es der öffentlichen Sanität wieder gelingt, die gesetzlich vorgeschriebenen Zeiten einzuhalten.
    • Teilweise Rückvergütung von privat durchgeführten Untersuchungen, sofern im Vorfeld eine ärztliche Verschreibung vorlag. Intramoenia-Visiten sollen als Ansporn für jene Abteilungen möglich sein, die Visiten in den vorgegebenen Zeiträumen anbieten.
    • Effizienter Umbau der zentralen Vormerkstelle („CUPP“), um die Wartezeiten in der Telefonschleife so kurz wie möglich zu halten.
    1. Wertschätzender, respektvoller Umgang und professionelle Kommunikation mit allen Angestellten des Sanitätsbetriebes. Höhere Gehälter für alle Berufsbilder des Pflegesektors, bereits ab der Ausbildung, die zudem auch dezentral (d.h. auch außerhalb von Bozen) möglich sein soll.
    2. Übernahme einer praxiserprobten und bewährten Softwarelösung für alle Krankenhäuser, wie sie in anderen italienischen Regionen oder im Ausland längst eingesetzt werden.
    3. Bürokratische Entlastung und gleichzeitige Aufwertung der Hausarztmedizin, durch funktionierende Digitalisierung und Ankauf von diagnostischen Geräten, deren Einsatz für die Bürger kostenlos sein soll.
    4. Transparente und unabhängige Stellenausschreibungen mit korrekt berufenen Kommissionen. Ausreichend Stellenausschreibungen für Facharztausbildungen nach dem bewährten österreichischen Modell. Prinzipielle Erhöhung der Gehälter während der ärztlichen Ausbildung auf ein konkurrenzfähiges Niveau (= mindestens österreichisches Gehaltsniveau). Festanstellung von Hausärzten in Ausbildung und Abschaffung der schädlichen Dienst- und Rückzahlungsverpflichtung.
    5. Konventionierung von privaten Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Psychotherapeuten für alle Altersgruppen. Der Zugang erfolgt mittels ärztlicher Verschreibung.
    6. Verlegung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes („Guardia Medica“) in die Notaufnahmen der Südtiroler Spitäler, wo sie sich rund um die Uhr um leichte medizinische Fälle kümmern sollen.
    7. Erhöhung des Pflegegeldes mit erleichterter und beschleunigter Auszahlung. Verlängerte Öffnungszeiten für die zuständigen Anlaufstellen. Reform der Zivilinvalidität (z.B. Verschreibung von Hilfsmitteln durch den behandelnden Arzt ohne Visite in der Kommission)
    8. Nein zu den derzeitigen, intransparenten Plänen der „Medical School“, bei der uns eine Kostenexplosion mit sehr fraglichem Nutzen bevorsteht. Die eingesparten Gelder sollen in den Ankauf von für Südtiroler reservierte Studienplätze an medizinischen Universitäten im In- und Ausland fließen.
    9. Großzügige Förderung von Projekten zur Gesundheitserhaltung und Krankheitsprävention (z.B. Seniorensportgruppen). Umfassender Ausbau der Hilfsangebote bei Depressionen, Ängsten, Essstörungen, Süchten und Suizidalität inklusive öffentlichkeitswirksamer Bewerbung
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Gianguido Piani Fri, 10/06/2023 - 19:30

Team K segue la digitalizzazione della sanita' pubblica in Alto Adige da parecchio tempo. Qui articoli di Salto del 2015
https://salto.bz/it/article/08122015/teure-fotokopie
https://salto.bz/en/article/11122015/vi-spiego-perche

Sono passati otto anni e sinceramente ci si sarebbe dovuto aspettare di piu'. La cartella sanitaria oggi e' a un livello molto di base. Potrebbe venire gestita molto meglio.

Fri, 10/06/2023 - 19:30 Permalink