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Zeichnung als widerspenstige Markierung

Magdalena Mitterhofer erforscht in ihrer Kunst gesellschaftliche Normen und lotet die Dynamik zwischen Sichtbarkeit und Scham, Privatheit und Öffentlichkeit aus.
Magdalena Mitterhofer Fenster 3
Foto: Magdalena Mitterhofer
  • Magdalena Mitterhofer (1994) bewegt sich als Künstlerin an den Schnittstellen von Performance, Film und Zeichnung. Ihre Arbeiten sind geprägt von der Suche nach zeitgenössischen Ausdrucksformen. Dabei überschreitet sie stilistische Konventionen, enthüllt deren oft grotesken Subtext und hinterfragt gängige gesellschaftliche Normen.

    Ihre ortsspezifischen Performances und Installationen reflektieren architektonische und sozialpolitische Themen wie Gentrifizierung und Privatisierung, indem sie die Trennlinien zwischen „öffentlich“ und „privat“ aufbricht.

    Inspiriert vom japanischen New-Wave-Kino und dem italienischen Avantgarde-Theater, erforscht sie menschliche Emotionen und deren ambivalente Darstellung. Dabei dekonstruiert sie konventionelle Bilder, insbesondere von Weiblichkeit, und schafft Raum für alternative Perspektiven. 2021 gründete sie gemeinsam mit der Choreografin Shade Théret das Format „lament.tv“. Die Plattform kuratiert Performances und Interventionen im öffentlichen Raum, fernab des institutionellen Rahmens. Begleitend zu ihren performativen Arbeiten erstellt Magdalena Mitterhofer regelmäßig Tusche-, Bleistift- und Aquarellskizzen, Storyboards sowie Illustrationen

  • Die Künstlerin Magdalena Mitterhofer Foto: Richard Gabriel Gersch

    SALTO Artstore: Deine Installation „Confessional“ war bis zum 1. September 2024 in der Ausstellung „Renaissance“ im Museion in Bozen zu sehen. Im Zentrum der Installation stand der Film Corte, doch auch drei Zeichnungen auf einem Beichtstuhl haben mein besonderes Interesse geweckt. Welchen Stellenwert haben Zeichnungen in deiner künstlerischen Arbeit?


    Magdalena Mitterhofer: Zeichnungen stehen für mich immer am Anfang – sie sind sowohl intuitiv als auch konzeptuell. Für die Installation in der Ausstellung „Renaissance“ im Museion habe ich einen Beichtstuhl aus dem Villaggio Eni reproduziert. Dabei wollte ich keine einfache Replik schaffen, sondern etwas hinzufügen, das mich an die händisch eingekerbten Zeichnungen und Inschriften erinnert, die man oft in alten Kirchenbänken findet. Diese haben mich immer fasziniert, weil sie widerspenstige Markierungen in einer autoritären Architektur darstellen.
     

    In deinen Arbeiten thematisierst du Eskalationen in sozialen Beziehungen, Scham und Sichtbarkeit von was?(…).

    Diese Themen haben mich schon immer interessiert, wahrscheinlich habe ich mich deshalb auch dem Medium der Performance zugewandt. Wenn ich mit meinem eigenen Körper arbeite, frage ich mich: Wann und wie löst sich das Ego auf? Wann beginnt eine Transformation, und welche Mittel helfen mir dabei? Was ist Scham, und kann Peinlichkeit transformierend wirken?

    In meinen Arbeiten beschäftigt mich die Darstellung und Bedeutung einer subtilen sozialen Disruption. Soziale Grenzüberschreitungen und Ideen von (sexueller) Freiheit waren schon immer zentral für das Streben, den Status quo zu überwinden. Doch was als progressiv, mutig, radikal oder positiv transgressiv gilt, wird von jeder Generation und Klasse unterschiedlich interpretiert.

    Auch in meinem Film Corte beschäftige ich mich mit einer Grenzüberschreitung. Da trifft sich eine Gruppe von Leuten in einem Ferienhaus, um ihren Winterurlaub zu verbringen. Jeder von ihnen hat verschiedene Sorgen und Sehnsüchte, die man den Millennials zuschreiben kann. Die Begegnung mit einem italienischen, alt-linken Intellektuellen aus der Boomer-Generation entfacht eine Auseinandersetzung, welche zu Schuldzuweisungen führt und schlussendlich in heftigen und entlarvenden Handlungen ausartet. 

    In der Narration wird keine der Parteien verschont: Der Blick richtet sich sowohl kritisch auf die Lebensentwürfe der zum Großteil aus privilegierten Familien stammenden jungen Menschen, als auch auf den patriarchalen Antagonisten Noél. 

    Das Drehbuch stammt aus der Auseinandersetzung mit meiner eigenen Herkunft ( Tourismus, Ferienwohnungen, Naturschutz ) und den Problematiken meiner Altersgruppe (Zukunftsangst, Hyperpolitik). 

  • Weitere Infos über die Künstlerin Magdalena Mitterhofer findet man auf ihrer Webseite

  • Werkangaben

    Künstlerin: Magdalena Mitterhofer

    Titel des Werks: Fenster 1, 2 ,3 (3 Zeichnungen)

    Material: Tusche auf Papier, Buntstift

    Dimension: 26 x 20 cm, 32 x 26 cm in schwarzem Künstlerrahmen (Distanzrahmen)

    Preis: 1.200 €

  • SALTO hat mit dieser digitalen Galerie einen speziellen Raum für Künstler aus dem Euregio-Tirolo-Gebiet geschaffen.
    Die Kunstwerke werden exklusiv im Artstore von SALTO präsentiert.

    Artstore ist ein Projekt, das von der Kulturvereinigung BAU entwickelt wurde. Heuer liegt die Kuratorenschaft in den Händen von Eau&Gaz, ein Residenzprogramm für KünstlerInnen, KuratorInnenund andere im Kulturbereich tätige Personen. Seit 2022 organisiert es auch das Kultur- und Bildungsprogramm auf Schloss Gandegg in Eppan. Für den Artstore hat sich das Team von Eau&Gaz entschieden, künstlerische Positionen vorzustellen, die sie dieses Jahr in Südtiroler Ausstellungen anzutreffen sind. Eau&Gaz wird von Kathrin und Sarah Oberrauch sowie Johannes Nowak kuratiert.

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    E-Mail: [email protected]

    Foto: SALTO