Liebe Schotten, bitte bleibt!
Das neue Jahr sollte in Großbritannien mit einem eindringlichen Appell starten. Noch neun Monate verbleiben bis zum Volksentscheid über die Unabhängigkeit von Großbritannien. Im September stimmen die Schotten ab, der britische Premier Cameron weiß um die Nachhaltigkeit der Entscheidung. Es gehe nicht um die "kommenden paar Jahre" bei dieser Abstimmung, sondern sie könne "unser Land für immer verändern".
Frei von England? Umfragen zufolge wollen lediglich ein Drittel der Schotten die Abspaltung. Die Ärmeln hochkremplen will deshalb die Scottish National Party (SNP), die seit 1934 für ein unabhängiges Schottland eintritt.
Die fiebrige Aufbruchsstimmung in Schottland nur vorgeschoben? Von den Nationalisten geschürt, um der Welt draußen den Eindruck zu vermitteln: Ein tapferes, seit Jahrhunderten unterdrücktes Volk "schüttelt endlich das englische Joch ab." Von Haustür zu Haustür zogen die Aktivisten, auch die Südtiroler Freiheit nutzte den Face-to-Face Kontakt.
Die SNP will 2014 auf jeden Fall nutzen "um Emotionen frei zu setzen". Das Jahr eignet sich hervorragend dafür, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Nicht umsonst endet der Film "Braveheart" damit, dass der schottische König Robert the Bruce in die Schlacht von Bannockburn zieht. Diese Schlacht ist historisch dokumentiert, 1314 schlugen die Schotten die englischen Nachbarn vernichtend. Sie ist der Gründungsmythos des unabhängigen Schottlands.
2014 wird ein spezielles Jahr. Das liegt nicht nur an den zahllosen Feiern des Siegs von Bannockburn. 2014 finden die Commonwealth-Spiele in Glasgow statt, im Ryder-Cup treten Golfer aus Europa und den USA in Gleneagles gegeneinander an, was bedeutet, dass das kleine Land mit seinen gut fünf Millionen Einwohnern sich als Gastgeber sportlicher Großveranstaltungen profilieren kann.
Cameron macht sich Sorgen. Von England, Wales und Nordirland aus formuliert er Richtung Schottland: "Wir wollen, dass Ihr bleibt, und gemeinsam können wir ein sogar noch stärkeres Vereinigtes Königreich aufbauen".