Gescheiterte Revolution
Ein koptischer Christ und exzentrischer Aristokrat, ein Taugenichts, wenn es nach seiner Frau geht. Jemand, der der Politik längst abgeschworen hatte, sich dem Drogenkonsum und einem Techtelmechtel mit seiner Dienerin hingibt. Dieser Mann wird zum Sinnbild einer Revolution, die am Ende scheitern wird, deren Lauf uns die jüngere Geschichte schon vorwegnimmt. Einer Revolution aber, die die vielen erweckte aus einem ohnmächtigen Tiefschlaf und auf die Straße brachte, gleich ob Muslime, Christen, Ungläubige, unabhängig von Herkunft, Zunft und Klasse.
Der Bestsellerautor und Zahnarzt Alaa Al-Aswani, selbst aktiver Treiber der gescheiterten ägyptischen Revolution und Mitglied der Graswurzelbewegung Kifaya („es reicht“) erzählt in seinem kürzlich ins Deutsche übersetzten Roman, Die Republik der Träumer, von eben jener Revolution des Jahres 2011, den Schicksalen zahlreicher Ägypter und Ägypterinnen, jenes der Tochter des Geheimdienstchefs Dania, des aufmüpfigen Studenten Chaled, des Ingenieurs Mazen und der Lehrerin Asma, der Hooligans, Fabrikmitarbeiter und des Chauffeursl, die sich bisweilen treffen und überschneiden, in Briefwechseln träumen, in Liebschaften verfallen, die aber durch ihr Wirken allesamt den Rahmen des Romans und jenen der Revolution ausfüllen und mit Leben und mit Zuversicht schmücken.
Al-Aswani, der sich im Exil in der USA aufhält, spart allerdings auch die Antagonisten, Gegner und Mitläufer nicht aus. Er offenbart deren Widersprüche und Janusköpfigkeit. Ein ehemaliger Kommunist, der gefoltert wurde, der sich nun fügt und die Interessen der Arbeiterschaft verrät, ein Scheich aus den Emiraten, der sich als reicher Moralprediger Einfluss verschafft, eine berühmte Fernsehjournalistin, die sich in den Dienst der Herrschenden stellt und jene vermeintliche Mehrheit der Ägypter die sich dem Regime und der Furcht fügen; sie alle komplettieren das Bild, das Al-Aswani von Ägypten und Kairo zu zeichnen versucht.
Al Aswanis Werk liest sich wie eine immer düster werdende Chronologie jener Tage des Jahres 2011, vom Vorabend der Revolution bis zum Sturz Mubaraks. Eine Geschichte – nein, viele verwobene Geschichten, geschrieben für die breite Leserschaft, freilich ohne guten Ausgang. Die Revolution in Ägypten mag gescheitert sein, doch für wenige Wochen vermochte sie das Klischee des obrigkeitshörigen und unterwürfigen Ägypters zu widerlegen. Sie offenbarte stattdessen ein wehrhaftes Volk in Aufbruchstimmung, das Diktatur, Korruption und Missstände leid war. Ein Volk „dessen Großmut und Anstand unter vielen Schichten Frustration und Unrecht verschüttet [war], bis die Ägypter sie abgeschüttelt haben, um das Beste zum Vorschein zu bringen, was in ihnen steckt.“ Mit Al Aswanis Buch bleibt ein literarisches Zeugnis erhalten, das die Revolution nicht in seiner Gänze zu porträtieren, wohl aber die Flüchtigkeit jener Momente gebündelter Hoffnungen auf eine bessere Zukunft, einzufangen und zu konservieren vermag.
Muss man das verstehen?
Muss man das verstehen?
Sie haben in ihrer Aufzählung
Sie haben in ihrer Aufzählung Ägypten vergessen, darum gehts hier.