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Die Claudiana-Studie

Lange war die Claudiana-Studie der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Nun liegt zumindest die Zusammenfassung vor, die nichts Gutes ahnen lässt.
Krankenpfleger an der Claudiana
Foto: ©Claudiana
Der Fachkräftemangel in den Gesundheits- und Pflegeberufen stellt für den Südtiroler Sanitätsbetrieb mittlerweile ein enormes Problem dar und führte unter anderem dazu, dass bestimmte Dienste reduziert, Abteilung wie jene der Inneren Medizin (Abteilung 3) im Krankenhaus Schlanders geschlossen und Betten nicht mehr belegt werden können. In den Fokus rund um die Diskussion über den Fachkräftemangel ist dabei auch die Ausbildung geraten. In Südtirol wird diese am Universitären Ausbildungszentrum für Gesundheitsberufe „Claudiana“ angeboten. Gerüchte über die Qualität der Ausbildung, die nur hinter vorgehaltener Hand und anonym geäußert wurden, scheinen nun durch eine Umfrage, die eigentlich nicht öffentlich zugänglich ist, bestätigt.
 
 
 
Besagte Studie wurde im Jahr 2021 von der Claudiana in Auftrag gegeben, durchgeführt wurde sie vom Institut für Sozialforschung und Demoskopie Apollis. Im Rahmen der Februar-Sitzung des Landtages, als über den Beschlussantrag des Team K zum Pflegepaket diskutiert wurde, brachte Landeshauptmann Arno Kompatscher diese Studie erstmals auf's Tapet. Maria Elisabeth Rieder, Landtagsabgeordnete des Team K, stellte daraufhin einen Antrag um Aushändigung der Studie bzw. um Einsicht in die Ergebnisse zur Evaluierung der Dienste. Erhalten hat die Team K-Abgeordnete lediglich die 16-seitige Zusammenfassung der Studie. Die Studie selbst ist in fünf verschiedene umfangreiche Berichte gegliedert.
 
 

Minuspunkte

 

„Ich verlange Einsicht in alle Berichte, denn die Zusammenfassung lässt nichts Gutes ahnen“, so Rieder. Und tatsächlich sind darin die verschiedenen Problemfelder deutlich benannt. So heißt es beispielsweise, dass die Bereitstellung einer hochwertigen Gesundheitsversorgung für Südtirol durch qualifiziertes Personal von vielen Faktoren abhängig sei. Die Claudiana als Südtiroler Ausbildungsstätte spiele dabei ein Schlüsselrolle. Ihre Aufgabe sei es, motivierte Studenten anzuziehen, sie in effizienter Weise auszubilden, qualifizierte Abgänger in ausreichender Zahl zu entlassen und dazu beizutragen, dass sie auf dem Südtiroler Arbeitsmarkt Fuß fassen. „Nicht allen Zielen wird die Claudiana dabei gerecht“, so das Fazit.
 
 
Nicht allen Zielen wird die Claudiana dabei gerecht.
 
 
Die Claudiana habe im Vergleich zu anderen Hochschulen, vor allem zu Innsbruck, nicht überall gute Karten. Für Bozen würde nach Meinung der Studenten und Absolventen die zweisprachige Ausbildung sprechen, gleichzeitig sei dies auch einer der Hauptgründe, weshalb die Wahl auf Innsbruck fiele. Als Negativpunkte werden die Studienkosten sowie das Freizeit- und Kulturprogramm angegeben. Auch der Wunsch der Studierenden, außerhalb des Wohnortes auf eigenen Füßen zu stehen, spiele eine Rolle. Was die Frage nach der effizienten Ausbildung betrifft, so fällt die Analyse ernüchternd aus: „Die Frage nach der Bewertung der Studienwahl – als summativer Indikator für die Qualität der Claudiana – kann nicht zufrieden stellen. Zu hoch ist der Anteil jener, die angeben, sie würden nicht mehr in Bozen studieren.“
 
 
 
 
Minuspunkte haben dabei die Bereiche Ausgewogenheit des Studienplans, Abstimmung der Lehrveranstaltungen, Verhältnis von Theorie und Praxis erhalten, weiters die Organisation des Lehrveranstaltungsbetriebes und der Prüfungen sowie die mangelnde Vermittlung von Kompetenzen im Informatik- und Medienbereich. Als durchschnittlich bewertet wurde die Erreichbarkeit der Lehrkräfte und Tutoren, positiv bewertet wurde die fachliche Qualifikation der Lehrenden, die Infrastrukturen, die Vermittlung von Fachwissen und Sprachkompetenzen. Den Gründen für diese durchwachsene Bewertung ist das Umfrage-Institut in den Interviews nachgegangen, die mit den Studenten geführt wurden. Diese haben sich über die äußerst bzw. zu anspruchsvolle Ausbildung beklagt sowie über die mangelnde Betreuung der Studierenden – auch während der Praktika –, sie haben auf Mängel in der Kommunikation und in den Abläufen in der Verwaltung hingewiesen und gemeint, dass an der Claudiana insgesamt wenig „Hochschulfeeling“ durch das Fehlen eines echten Hochschulcampus herrsche. „In den Gesprächen mit Studierenden wird immer wieder darauf verwiesen, dass die Abbruchquote in den Lehrgängen hoch sei und dass dies auch auf die Leistungen der Claudiana zurückzuführen sei“, heißt es in der Zusammenfassung weiter. Auch der Beitrag der Claudiana in den konkreten Berufseinstieg sei laut Angaben der Studierenden gering, wobei vor allem eine adäquate Betreuung in den Praktikas bemängelt wird. Die Schlussfolgerung daraus lautet, dass dies eine vertane Chance sein könnte, um die Abgänger in Südtirol zu halten.
 
 

Optimierungsfelder

 

Neben der Auflistung der Problemfelder enthält die Zusammenfassung der Studie auch einen Ausblick, in dem mögliche Optimierungsfelder aufgezeigt werden. So zum Beispiel:
 
  • Anwerbung von Studierenden: Kanäle, Rolle der Webseite?
  • Studienpläne: Entrümpelung?
  • Betreuung der Studierenden: Stärkung der sozialpsychologischen Betreuung, Rolle der Studentenvertretung?
  • Kommunikation und Abläufe?
  • Praktika: Praktikumsbetreuer in den Abteilungen?
  • Claudiana-Campus: Orte der Begegnung?
  • Zweisprachigkeit: Angst nehmen?
  • Provinzialität: ein bisschen Internationalisierung?
 
Eigentlich alles machbare Dinge. Trotzdem hat sich bis heute nicht viel geändert, oder wie Rieder meinte: „Diese Studie stammt aus dem Jahr 2021. Was hat man in der Zwischenzeit getan? Offensichtlich hat man noch keine Konsequenzen daraus gezogen, denn die Rückmeldungen seitens der Studenten sind immer noch die gleichen. Das ist eigentlich unglaublich!“
 
 
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rotaderga Fri, 04/07/2023 - 08:42

Ich würde diese Studie auch erst dann rausrücken, nachdem ich selbst denn Inhalt voll verstanden hätte um den Wissensabstand zu erhalten. Das kann von Person zu Person mehr oder weniger lange dauern.
(ENA)

Fri, 04/07/2023 - 08:42 Permalink
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Daniel Demichiel Fri, 04/07/2023 - 11:20

Ich verstehe den Punkt mit den Kosten nicht… soweit ich weiß konnte man entscheiden ob man sich in die Uni einschreibt oder nicht.

Ohne Uni hat man keine Kosten, mit Uni zahlt man die Unigebühren.

Wurde dies inzwischen geändert? Müßen sich jetzt alle in die Uni einschreiben?

Fri, 04/07/2023 - 11:20 Permalink
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Josef Fulterer Thu, 05/18/2023 - 06:52

In reply to by Daniel Demichiel

"KRANKEN-PFLEGE ist großteils Hilfe bei vorüber-gehend, aber auch dauernd verlorener Selbstständigkeit.
Es ist sicher richtig, die leitenden Stellen-Inhaber*innen sehr gut auszubilden, aber die ganze Pflegetruppe "UNIVERSITÄR zu BEHANDELN" und dazu noch schäbig zu entlohnen, hat zu den nicht mehr beleg-baren Betten in den öffentlichen Krankenhäusern geführt und "den PRIVATEN GESUNDHEITS-BETRIEBEN die Kunden zu getrieben!"

hilfe

Thu, 05/18/2023 - 06:52 Permalink