Politics | Shalom – Salam? ... Von Grenzen und Übergängen

Eine Reise nach Israel Teil 3

Die Schwelle
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Wir verlassen den Vorposten Betlehem und bewegen uns nach Süden in Richtung Hebron. Die Strassen sind frei befahrbar. Allerdings ermahnen die Militärposten daran, man solle sich nicht auf die „andere Seite“ begeben, d.h. sie fragen, ob man sich der Gefahr bewusst wäre die dort auf uns zukommen könnte. Wieder erscheinen Bilder vor unserem inneren Auge, die an veröffentlichte Kriegsszenarien erinnern. Und doch ermutigt uns diese unklar formulierte Botschaft der Militärs weiterzugehen und selbst nach einer Antwort auf die vielen offenen Fragen zu suchen.

Wie kommt man am besten ins Innere des Gebietes der anderen Seite, ohne allzu sehr entmutigt zu werden? Das Kennzeichen  unseres Mietwagens ist israelisch. Wollen wir aber möglichst ungestört weiter eindringen so geht das am besten in einem  Fahrzeug mit palästinensischem Kennzeichen - die Palästinenser haben nämlich eigene Nummernschilder. An den Bushaltestellen bietet uns der Taxifahrer Waled an, uns direkt ins Zentrum zu bringen, in die Mitte d.h. direkt dorthin wo die Mitte gespalten ist, wo mitten im Herz, von Hebron z.B., eine schmerzhafte Trennung vollzogen ist.

An der Schwelle begegnet uns ein aussagekräftiges Bild: ein Fenster und eine Leiter. Der Führer erklärt. Das Haus liegt genau auf der Grenze. Die Juden (so bezeichnet unser Führer das Volk von der anderen Seite) haben die Eingangstüren des Gebäudes, die auf der anderen Seite liegen, einfach geschlossen. Die Menschen steigen nun durch eine Leiter und das Fenster ins eigene Haus. Eine Frau, die mit ihrem Kind im Schoß durch das Fenster ins Haus treten will, bemerkt erschrocken unsere Anwesenheit.

Weiter unten im Zentrum über dem Markt: die Menschen der anderen Seite bauen mehrstöckige Gebäude direkt auf die Häuser der Palästinenser. Ein horizontales Netz schützt die Menschen von herabfallendem Müll und Bauschutt, welcher teilweise absichtlich auf die Straßen der Palästinenser geworfen wird. Diese Gebäude scheinen in den oberen Geschossen nicht erreichbar zu sein, da sie vom Boden abgehoben sind. Der Führer verweist uns auf eine hohe Brücke, die von einem israelischen Gebiet aus über einen Teil des Marktes zu den oberen Hauseingängen führt.

Wer will denn hier wohl wohnen wollen?