Politics | Gastbeitrag

Euregio-Jugendfestival: "Entdecke deine Potenziale"

Studium, Beruf, Gesellschaft – entdecke deine Potenziale“: Das war das Motto der heurigen Auflage des Euregio-Jugendfestivals. An vier Tagen im April kamen etwa 100 Jugendliche aus allen drei Landesteilen Tirols (Trentino, Südtirol, Nord/Osttirol) zusammen, um gemeinsam zu diskutieren, sich auszutauschen und um neue Freundschaften zu schließen.

Veranstaltet wurde das Jugendfestival vom EVTZ Europaregion Tirol; die Jugendlichen konnten sich frei anmelden, die meisten unter ihnen kamen jedenfalls über Schülervertretung und Schulamt dazu. Um die Verbundenheit der drei Länder zu betonen, wurde das Festival an drei verschiedenen Orten ausgetragen: Lienz, der alten Residenzstadt der Görzer Grafen in Osttirol, Bruneck, Hauptort des Südtiroler Pustertals, und abschließend in der Alttiroler Bischofsstadt Trient. So bereisten die Jugendlichen in vier Tagen ihre gemeinsame, interregionale  Heimat.

Von der Gruppendynamik bis zum Ehrenamt

Die Euregio-Jugendfestivals können als Mischung zwischen Seminar und Event bezeichnet werden: die Teilnehmer/innen wurden zunächst in gemischte Arbeitsgruppen unterteilt. Als erste Herausforderung galt die Kommunikation, wobei jeder dazu eingeladen war, die eigene Muttersprache zu gebrauchen. Diese erste „Übung“ förderte nicht nur linguistische Kompetenzen, sondern sollte auch Gruppendynamik schaffen. Gruppendynamik – dieses Stichwort fasst neben Teamgeist den thematischen Inhalt des ersten Arbeitstages zusammen. Auf spielerisch anmutendem Weg beschäftigten sich die Jugendlichen mit den komplexen Bereichen Zusammenhalt, Gegenseitigkeit und Respekt. Die „Aufgabe“ lautete, eine Expeditionsgruppe in den Amazonaswald zusammenzustellen, wobei jedem eine unterschiedliche Funktion in der Gruppe zugeteilt werden musste. Ihrem Ausdruck und ihren Aussagen nach zu schließen, waren die Jugendlichen begeistert und überrascht zugleich.

Der zweite Tag, diesmal in Bruneck, war hingegen dem Ehrenamt und dem freiwilligen Engagement für das Allgemeinwohl gewidmet. Ein interessanter Vortrag zu diesem Thema – gehalten von zwei Referenten des Südtiroler Jugendringes – ermöglichte den Teilnehmer/innen einen Einblick in dessen Tätigkeit sowie eine Übersicht über die vielen Möglichkeiten, die Südtirol seinen Jugendlichen hinsichtlich Freiwilligenarbeit bietet. Nach einer stärkenden Vormittagspause ging es weiter mit der Gruppenarbeit. Diesmal sollten die Teilnehmer/innen einen ehrenamtlichen Verein gründen – freilich nur als Übung. Sinn des Ganzen war es, sich über Ehrenamt, soziale Missstände, über das „Anpacken“ auszutauschen, Anregungen und Ideen zu formulieren.

"Die Europaregion ist lebendig"

Mens sana in corpore sano – auch diesem bekannten Sprichwort wurde auf dem Jugendfestival entsprochen: am Nachmittag rundeten verschiedene sportliche Betätigungsmöglichkeiten, vom kniffligen Schachspiel bis zum schwungvollen Tanzen, das Programm ab. Am letzten Vormittag (Samstag) wurden in Mattarello bei Trient die Ergebnisse der vergangenen Tage gesammelt, besprochen und dem Trentiner Landeshauptmann Ugo Rossi (PATT) sowie anderen prominenten Vertretern präsentiert. Rossi zeigte sich begeistert über das Interesse der Jugendlichen, zudem unterstrich er die Wichtigkeit von grenzüberschreitender Jugendarbeit, wie sie die Euregio leiste. Beendet wurde das Festival mit einer kurzen Diskussionsrunde.

Die Tage des Jugendfestivals wurden jedoch nicht bloß in Arbeitsgruppen sitzend verbracht. Vielmehr sorgte die Europaregion als Veranstalterin für ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm, wobei versucht wurde so weit als möglich allen Wünschen und Vorlieben gerecht zu werden. In Lienz soll hierbei die Besichtigung des „Heizhauses“, einem innovativ gestalteten Ausstellungsgelände zur Kultur Osttirols und der Geschichte der Pustertalbahn, nicht unerwähnt bleiben. Schon am Vortag wurden die Jugendlichen durch das Areal der Firma Durst – spezialisiert im Bereich Drucktechnik und Photographie – geführt. Experten und Arbeiter der Firma hatten dabei alle Hände voll zu tun, die zahlreichen Fragen der jungen Besucher zu beantworten. In Bruneck waren nachmittags die Sportbegeisterten an der Reihe, abends die Musikliebhaber: der Tag in Bruneck klang, im wahrsten Sinne des Wortes, mit den Tönen eines Jazzkonzertes im Jugendzentrum UFO, aus. In Trient überzeugte vor allem die abendliche Besichtigung des modernen Naturwissenschaftlichen Museums Musé in der neuen Universitätsstadt. Um es kurzzufassen: das Jugendfestival bot den jungen Euregio-BürgerInnen die optimale Gelegenheit, neue Freund-  und Bekanntschaften zu knüpfen, Gleichaltrige aus allen Landesteilen kennenzulernen und auf diese Weise die Europaregion zu erleben. Man merkte: die Europaregion ist lebendig, dynamisch. Für die Teilnehmer wird der Begriff Euregio nicht ein leeres Wort sein, sondern sowohl eine fröhliche Erinnerung an unvergessliche Tage als auch eine Hoffnung für die Zukunft: denn es sind gerade solche Projekte, die die erste Stufe bilden, eine machbare, realistische Stufe hin zur vielgenannten „geistigen Landeseinheit“ Tirols.

*Julian Rensi ist Schüler des Bozner Franziskanergymnasiums und hat am Jugendeuregiofestival im April teilgenommen.