Peter Brunners Suche nach Stabilität
„Ich bereue nichts“, sagt die Brixner Assessorin und Bürgermeisterkandidatin Elda Letrari, wenn sie auf ihre Jahre in der Stadtregierung zurückblickt. Fünf Jahre ist es her, dass sich die Grüne Bürgerliste in Brixen angesichts eines zehnprozentigen Rückgangs gegenüber ihrem Rekordergebnis von fast 28 Prozent im Jahr 2005 ein wenig die Wunden leckte – und gleichzeitig das Abenteuer einer Koalition mit der Volkspartei und dem Partito Democratico einging. Für die langjährige Bürgerlistlerin hat es sich trotz konfliktreicher Abschnitte gelohnt: „Wir haben vor allem in den Bereichen Umwelt und Soziales Dinge bewegen können, zu denen wir in der Opposition nie imstande gewesen wären“, lautet ihre Bilanz. Wer SVP-Bürgermeisterkandidaten Peter Brunner zuhört, muss allerdings Zweifel daran bekommen, dass Letrari und ihre 19-köpfige Liste dazu auch in den kommenden fünf Jahren die Gelegenheit erhalten. „Das Ziel heißt stabile Mehrheiten“, wird der der bisherige Wirtschaftsstadtrat nicht müde zu betonen. Dass diese auch dazu dienen, nicht auf eine mühsame Konsenssuche mit einer Grünen Bürgerliste angewiesen zu sein, wird zwar nicht offen angesprochen, doch versteht sich auch so. „Es war nicht immer leicht in den vergangenen Jahren“, sagt Brunner. „Und die BürgerInnen haben nicht unbedingt Verständnis dafür, wenn intern viel Zeit und Energie verloren geht, um Mehrheiten zu finden.“
Knapp 44 Prozent der Stimmen konnte die damals in Stadt und Land gespaltene SVP-Liste 2010 für sich gewinnen. Heuer sollen es mehr werden, lautet das Wahlziel, dass sich Peter Brunner und seine 30-köpfige Mannschaft gestellt haben. Von einer Mehrheit zu träumen, wagt wohl in Zeiten wie diesen auch der vor Optimismus strotzende Brixner SVP-Bürgermeisterkandidat nicht. Doch jeder Prozentpunkt mehr sichert Stabilität – und damit größere Chancen, etwas weiterzubringen in der Bischofsstadt, argumentiert Brunner. Mit wem sich die SVP dafür zusammentun will, wird zumindest nach außen hin noch offen gelassen. „Das hängt stark vom Ergebnis und den Personen ab“, meint Brunner.
Bewährte Partner
Zumindest in Position dafür bringt sich der bisherige Partner PD – mit einer ganzen Armada von gleich 41 KandidatInnen rund um Bürgermeisterkandidat Mario Cappelletti. Nicht mehr mit dabei ist der bisherige Vize-Bürgermeister Gianlorenzo Pedron. Statt dessen wurde ein wenig bei der Bürgerliste Insieme per Bressanone eingekauft – zum Beispiel mit dem bisherigen Bürgerlisten-Gemeinderat Alberto Conci, der nach dem Abgang von Bürgerlisten-Mythos Dario Stablum Partei wechselt. Ob die Chancen auf stabile Mehrheiten mit so viel Auswahl für die WählerInnen steigen, wird sich zeigen.
Als Alternative bzw. Ergänzung locken immer noch die Freiheitlichen. Bürgermeisterkandidat Walter Blaas macht zwar keinen Hehl daraus, dass er sein Landtagsmandat nur gegen den Brixner Bürgermeistersessel, und nicht gegen ein neuerliches Gemeinderatsmandat tauschen würde. Doch auch er unterstreicht, dass die Freiheitlichen in der vergangenen Legislatur nicht nur gute Oppositionsarbeit geleistet hätten, sondern die Stadtregierung auch immer dann gestützt hätten, wenn „ihre Arbeit in Gefahr war“. Klares Wahlziel der Blauen in Brixen ist es aber vor allem, weiterhin die zweitstärkste Brixner Kraft zu bleiben, sagt Blaas. Bei einer Verkleinerung des Gemeinderats von 30 auf 27 Sitze werden die bisherigen fünf Sitze zwar auch laut ihm schwer zu halten sein. Doch auf zumindest vier hoffen die elf Freiheitlichen KandidatInnen – darunter die bisherigen Gemeinderäte Wilhelm Zelger, Mathias Harrasser und Josef Fischer, aber auch Blaas Sohn Werner.
Neue Konkurrenz
Spannend wird in Brixen am Sonntag aber auch, wie viel Stimmpotential der jüngste politische Mitspieler, die Bürgerliste demos - Brixen Bressanone, hat bzw. wem sie am meisten wegnimmt. Ganz ohne Befürchtungen dürften die bisherigen Platzhirsche zumindest laut den Erfahrungen von Bürgermeisterkandidatin Barbara Mair nicht sein. Sie hat bei Podiumsdiskussionen und anderen gemeinsamen Veranstaltungen „einen wahren Kuschelkurs der Alteingesessenen“ beobachtet. „Eingeschossen haben sie sich vor allem auf uns“, sagt sie. Vielleicht auch, weil man sich bei der Bürgerliste nicht davor scheute, am „Mantel des Schweigens“ zu ziehen, den laut Mair vor allem SVP und PD im Wahlkampf über das heiße Eisen Plose-Seilbahn und Referendum geworfen haben. Einen direkten Beweis dafür gibt ein aktueller Fragebogen des Komitees ProAltvor an alle Parteien, in dem die Regierungspartei PD es vorzieht, Fragen zur Seilbahn nicht einmal zu beantworten.
Von der Bevölkerung haben die – bis auf Markus Lobis - politischen Newcomer in ihrem erstem Wahlkampf dagegen viel positives Feedback erhalten, erzählt Barbara Mair. Auch sie selbst stellt den BrixnerInnen ein äußerst gutes Zeugnis aus: „Wir waren überrascht, wie politikbewusst die Menschen sind.“ Wie sich dieses Bewusstsein dann auf das Wahlergebnis auswirken wird, lässt das zehnköpfige Bürgerlisten-Team „nun einfach mal auf uns zukommen“, wie Mair meint. „Natürlich hoffen wir sehr auf einen Einzug in den Gemeinderat, aber selbst im schlimmsten Fall wird zumindest unsere Denkfabrik weiter bestehen bleiben.“