Hiking | Ausflug der Woche

In die Val Sorda

Ausflug in die Val Sorda auf einem abenteuerlichen Steig ein Bächlein entlang, über Treppen, Leitern, kleine Brücken, vorbei an Gumpen und Wasserfällen...

Wo die Lessinischen Berge in die Hügel des Valpollicella bei Fumane, der gesegneten Weingegend bei Verona, auslaufen, haben sich kleine Bäche tiefe Schluchten in den weichen Kalkstein gefräst. Zwei solch beeindruckender Naturphänomene können durch einen abenteuerlichen Steig zu einem schönen Rundweg verbunden werden. An Bächlein entlang, durch lichtes Unterholz, über kleine Brücken und Leitern steigt der Weg auf die Hochfläche, geht an einsamen Weilern entlang, senkt sich wieder ins Tal und führt an einem anderen Bachlauf zum Ausgangspunkt zurück. Unterwegs finden wir besonders im Frühjahr in den schattigen Tälchen eine üppige Vegetation mit seltenen, schönen Frühjahrsblühern wie der stattlichen lila Fünfblattzahnwurz (Cardamine pentaphylos), dem Gelben Buschwindröschen (Anemone ranunculoides), verschiedenen, in allen Grüntönen leuchtenden Farnen und Moosen, den immergrünen, stacheligen Mäusedorn, während auf der Hochfläche im Frühling ein Meer von Kirchbäumen blüht. Viele Wege sind mit den für die Lessinischen Berge typischen Kalksteinplatten gesäumt, die auch als Dachplatten auf den alten Hausdächern eingesetzt werden. Auf halber Stecke, am höchsten Punkt der Wanderung, liegt ein Gasthaus für eine Einkehr bei typischen ländlichen Gerichten wie „carne salada“ (mariniertes Rindfleisch), lokalen hausgemachten Würsten und Käse günstig am Weg. Wegen den durch Moos und Feuchtigkeit schlüpfrigen Steigstellen, der Leitern und schmalen, mit kräftigen Stahlseilen und Eisenhaken gesicherten Stellen sind gutes Schuhwerk und Trittsicherheit unbedingt Voraussetzung, Hunde schaffen möglicherwiese diese Kraxelpassagen nicht.

Der Wegverlauf

Ausgangspunkt ist Molin de Cao (300 m), am Talschluss. Hier Parkplatz und Bar-Trattoria, mit Infotafel. Im Bachbett beginnt der Weg, der Bach ist sofort auf einer kurzen Stahlbrücke zu überqueren (nicht bachaufwärts nach Molina gehen!), wir folgen dem Steig 238 (Valsorda Mondrago) der nach einer alten Mühle auf einen Seitenbach stößt (Rio Mondrago) und diesem entlang stetig aufwärts, über Treppen, Leitern, kleine Brücken, den Bachlauf mehrmals querend, an Gumpen und Wasserfällen entlang an Höhe gewinnt. Wo der Weg aus der Schlucht tritt, biegen wir links auf einen Feldweg ein (Markierung jetzt 252) der durch Wiesen, an verlassenen Bauernhöfen entlang zu Ortschaft Cerna führt. Auf der kaum befahrenen Hauptstraße geht es eben zum Dorf (Dorfbrunnen für Durstige) hinaus, nach 600 m finden wir auf der linken Seite die „Locanda Aristogoti“ (740 m), die einzige Einkehrmöglichkeit auf unserem Rundweg. Bis hierher 2 h 30’. Wir folgen anschließend den Markierungen ein Stück auf der Landstraße, um bei den ersten Häusern links abzuzweigen, es geht zuerst über Wiesen und dann immer steiler und holpriger werdend im Zickzack bergab, der Steig quert nun den felsigen Hang und vereint sich im Talgrund mit dem Steig, der von der Ortschaft Molina kommt (bis hierher vom Gasthaus in Cerna ca. 1 h). Die Markierung ist jetzt Nr. 238, der Wegweiser gibt 1h 10’ für die Strecke zum Ausgangspunkt bei Molin de Cao an, aber in 50’ schafft es jedermann locker, diesen herrlichen, jetzt problemlosen Talweg am Bächlein entlang zurückzulegen.

Länge 11 km,
Höhenunterschied 480 m,
Gehzeit 4 h 30’
Schwierigkeit: Nur für trittsichere, mit gutem Schuhwerk ausgerüstete Wanderer

 

Sehens- und Wissenswertes

In den Bergen um Fumane findet sich Silex, ein Gestein, das die Menschen über viele Jahrtausende zur Herstellung von Werkzeugen und Waffen benötigten. Speer- und Pfeilspitzen, Messer und Schaber, später Feuersteine und Zündsteine für die Gewehre, die „Flinten“ wurden aus dem glasharten Silex hergestellt. Studien von Wissenschaftlern bestätigen: Bereits vor 400.000 Jahren nutzten die Menschen das Silex-Material der Lessinischen Bergen. Die Pfeilspitze, mit der Ötzi getötet wurde, stammt ebenfalls aus dieser Gegend. Das Gestein wurde in der Nähe der Fundstellen verarbeitet, die Steinhauer warfen unbrauchbares Gestein und überschüssige Abschläge talwärts, so dass ganze Halden bildeten. Kurz bevor der Weg aus der Schlucht bei Mondrago auf die Hochfläche austritt, finden wir solche Abschläge in Massen längs des Weges.

 

Einkehren

Locanda Aristogoti, Via Crosara, 3, Cerna, Sant’Anna d’Alfaedo (Verona), Tel 333 4433505, auch auf Facebook

 

Anfahrt:

Auf der A22 Berennerautobahn Ausfahrt Affi, nach Domegliara, Sant Ambrogio, Fumane. In Fumane nach Maolina, der Straße im Talverlauf folgen, bis zur Parkplatz bei Molin de Cao. Ab Affi 21 km.

 

Autor: Oswald Stimpfl

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