Society | Austausch
Auf an „Ratscher“ mit Kompatscher
Foto: Salto.bz
Gestern (5. Juni) kam Landeshauptmann Arno Kompatscher „auf an Ratscher“ nach Pfitsch, um sich mit der lokalen Bevölkerung auszutauschen. Eingeladen hatte dazu die SVP-Ortsgruppe Wiesen rund um Obfrau Sandra Leopardi. Gekommen waren rund 50 Personen, die Fragen an den Landeshauptmann richten und ihren Ärger und Frust loswerden konnten. Diese Gelegenheit nahmen einige auch lautstark wahr, wie beispielsweise Stefan Messner. Der Bauer aus der Faktion Stein berichtete, dass er mittlerweile 60 Schafe durch Wolfsrisse verloren habe und sich nicht mehr mit politischen Parolen abspeisen lassen wolle. Im Laufe der sehr emotional geführten Auseinandersetzung versuchte Kompatscher zu erklären, dass das Thema Wolfsmanagement leider nicht einfach zu lösen sei. Wenn dem so wäre, wären in anderen Ländern wie Deutschland und Österreich bereits Wölfe abgeschossen worden. Auch in Tirol sei es bei den Freigaben für Abschüsse geblieben – Grund dafür sind unter anderem radikale Tierschützer, die meinten, sie müssten die politischen Verantwortlichen und Jäger mit Todesdrohungen einschüchtern.
Wir sind mit dem Gesetz viel zu spät dran.
Aber auch die Meinung der Mehrheit, die vorwiegend in den Städten lebt, der Rückkehr des Wolfes positiv gegenüber steht und wenig Ahnung von der Situation vorort hat, sei ein Problem. Mittlerweile habe aber zumindest die Bevölkerung in Südtirol erkannt, dass eine Regulierung notwendig sei. Ein erster Schritt in Richtung „Problem unter Kontrolle bringen“ stelle das neue Landesgesetz zur Entnahme von Wölfen dar, das nach einer festgelegten Frist auch ohne Gutachten seitens der Höheren Anstalt für Umweltschutz und Forschung (ISPRA) angewendet werden kann. „Wir sind mit dem Gesetz viel zu spät dran“, erklärte der Landeshauptmann mit Verweis darauf, dass bereits im heurigen Sommer die ersten Abschussgenehmigungen ausgestellt werden könnten. Das Zwigespräch zwischen Messner und Landeshauptmann Kompatscher setzte sich fort, als der Bauer aus Innerpfitsch, der sich und einige Mitstreiter durch eine Entscheidung der Höfekommission benachteiligt sieht, auch die bereits seit Jahrzehnten andauernden Familien-Fehden im Hochtal zur Sprache brachte.
Aber auch einige andere Anwesende durften sich zu Wort melden wie beispielsweise Josef Lungkofler, der den Wipptaler SVP-Kandidaten für die Landtagswahlen, Christian Egartner, für nicht geeignet hielt, den Bezirk im Landtag zu vertreten. Dafür wärmte Lungkofler die alte Suppe rund um die Causa Teissl-Hof auf. Als ehemaliger Sachwalter des Besitzers des Teissl-Hofes nahm Lungkofler Egartner offenbar immer noch übel, dass dieser wegen eines Formfehlers vom Oberlandesgericht vom Vorwurf der Übervorteilung freigesprochen worden war. Egartner ließ sich durch diese Kritik nicht weiter aus der Ruhe bringen und verwies auf sein gutes Ergebnis bei den Vorwahlen, wo sich eine satte Mehrheit für ihn ausgesprochen habe.
Weitere drängende Themen waren der Verkehr – im Wipptal macht man sich insbesondere wegen der anstehenden Sanierung der Luegbrücke Sorgen bzw. fragt man sich, wieviele Lkw den Bezirk zuparken werden – und die Wartezeiten in der Gesundheitsversorgung. Verständlicherweise wünschten sich die Anwesenden einfache Antworten und schnelle Lösungen, wobei ihnen Landeshauptmann Kompatscher in dieser Hinsicht nichts vormachte. In der Sanität habe man dem Mangel an Fachärzten mit gezielten Maßnahmen entgegen wirken können, das nächste Problem – der Mangel an Pflegekräften stehe aber bereits vor der Tür. Auch hier versuche man, die Ausbildung attraktiver zu gestalten als in Österreich. Die Früchte dieser Maßnahmen werde man allerdings erst in einigen Jahren ernten können. Ein Thema, das Kompatscher bereits bei vorausgegangenen Veranstaltungen angesprochen hatte, war die Stimmungslage unter der Bevölkerung und die Zufriedenheit der Bürger und Bürgerinnen. Laut Daten einer Eurostat-Umfrage bewerten die Bürger und Bürgerinnen die allgemeine Stimmungslage in Südtirol als sehr schlecht, obwohl die wirtschaftliche Situation eigentlich dagegen sprechen würde. Nach der persönlichen Zufriedenheit gefragt, fiel das Ergebnis allerdings überraschend positiv aus, womit man zu den Regionen Europas mit dem besten Ergebnis in dieser Hinsicht zählt. Das Brutto-Inlandsprodukt der Südtiroler gehört mit zu den höchsten in Europa, trotzdem machen sich die Leute Sorgen und sind mit vielem unzufrieden – die Stimmung ist nicht so gut, wie sie eigentlich sein könnte. Wichtig sei es deshalb, gemeinsam mit den Bürgern und Bürgerinnen herauszufinden, wo die Probleme liegen, so Kompatscher.
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Dank Wahlkampf entdecken LH
Dank Wahlkampf entdecken LH Kompatscher bzw. seine Medien-, Kommunikations-, Imageberater für ihn nun offenbar als politisches Format: auch mal mit den Menschen, dem Wahlvolk, vor Ort zu reden. Immerhin. Auch wenn der Arbeitstitel "Auf an „Ratscher“ mit Kompatscher" etwas von paternalistischer Leutseligkeit anhaftet.
Gemeinwesenlenkung in
der res publica heißt übrigens seit ihren Anfängen mit Anliegen und der Konvulsion der Bürger umgehen können.
"versuchte Kompatscher zu
"versuchte Kompatscher zu erklären, dass das Thema Wolfsmanagement leider nicht einfach zu lösen sei. Wenn dem so wäre, wären in anderen Ländern wie Deutschland und Österreich bereits Wölfe abgeschossen worden."
Der Landeshauptmann scheint schlecht informiert zu sein. In Kärnten - gehört meines Wissens zu Österreich - wurden in den letzten Monaten bereits drei Wölfe abgeschossen. Aber im Verdrehen und Verschweigen von Tatsachen ist der LH sowieso immer gut ...