Vom Leben und leben lassen
Was soll man studieren? Was macht man nach dem Studium? Was für einen Beruf wird man damit finden? Kann man sich davon überhaupt ernähren? Was wird die Zukunft bringen? Um es zusammenzufassen, was will man mit seinem Leben anfangen und kann man das überhaupt schon wissen? Es sind dies typische Fragen die sich Studenten weltweit stellen.
Auf der anderen Seite stehen meist Großeltern, Eltern und Arbeitgeber. „Such dir etwas mit Hand und Fuß. Am Besten etwas mit dem man auch genug Geld verdienen kann. Nur die Besten werden genommen. Hebe dich aus der Masse heraus. Denk an deine Karriere und an deine Zukunft“. Nur all zu oft kollidieren dabei die verschiedenen Vorstellungen der unterschiedlichen Generationen.
Bezeichnend dafür ist die Diskussion die der in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) erschienene Weckruf „Studenten, was geht?“ angefacht hat.
Auslöser für diese gezielte Provokation war eine Studie, der zu Folge sich immer mehr junge Menschen einen Arbeitsplatz im öffentlichen Dienst wünschen. Sieben Autoren schilderten daraufhin ihr Grauen vor der neuen Generation.
Den Studenten von heutzutage wird die Unfähigkeit echte Diskussionen zu führen und ein sich einschleichender Konformismus vorgeworfen, der dahingehend eskaliert, dass sich viele junge Leute einen Arbeitsplatz im öffentlichen Dienst vorstellen können. Unfähig Haltung anzunehmen, verloren in ihrem Toleranzgesäusel, fixiert auf die Gestaltung ihrer Lebensläufe und zu beschäftigt mit dem Absolvieren von Praktikas, wird da eine Generation herangezogen die zwar den Unterschied zwischen Cola und Pepsi kennt. Jedoch jeglichen Widerstand und eigene Weltanschauung vermissen lässt. Der Realität entflohen und bemüht nicht unangenehm aufzufallen werden aus den vermeintlich jungen Wilden, die angepassten Streber. Den Autoren ist die Zukunft der Jugend bereits völlig klar. Sie befinden sich auf dem besten Weg in ein Leben voll Zynismus und Spießigkeit.
Das Echo ließ zwei Wochen auf sich warten. Doch der Generalangriff schien den Nerv der vermaledeiten Jugend getroffen zu haben. Wiederum sieben Personen kamen in dem Rückruf der abermals in der FAZ veröffentlicht wurde zu Wort.
Dieses Mal in Form der Betroffenen selbst. Studenten, Studienabbrecher und Studium-Comebacker schilderten ihre Sicht der Dinge. Von wegen unfähig zu Diskussionen, viel mehr der Leistungsdruck der von der Arbeitswelt auf das Studium übergreift und der straffe Lehrplan, lassen einfach keine Zeit mehr für die oft zeitaufwändigen, musischen Dispute über Gott und die Welt. Die von der älteren Generation geschaffenen Strukturen sind schuld an dem momentanen Übel. Die Vorstellung eines Studiums als Brutstätte wirtschafttauglichen Humankapitals und als Werkstatt der Ersatzteile für das sich bereits drehende Räderwerk, sind die Ursachen für die Flucht in den kritisierten Konformismus. Die Angst geht um zu „ECTS-Punkte sammelnden, gleichgeschalteten Klonen“ degradiert zu werden. Oft wird der Wunsch geäußert, Zeit zum Nachdenken zu finden und sich den Wunsch seine Persönlichkeit zu entfalten, zu erfüllen und dies alles fernab vom Risiko prekärer Lebensbedingungen. Der Ellenbogengesellschaft wird der Spiegel vorgehalten und die Schminke des Erfolgs erblasst in den Vorstellungen von einem guten Leben der Studenten-Generation.
Eine interessante Diskussion, die beide Seiten zu Wort kommen lässt.