SEL: Friedensgruß des neuen Direktors
Sein erster Auftritt erfolgte via Telefonleitung aus Mailand: Mehr als zwei Stunden lang stand der neue Mann an der Spitze der SEL am Freitag der lokalen Presse für Fragen zur Verfügung. In der lombardischen Metropole beweist Albert Stuflesser derzeit als Business Angel mit Investitionen in viel versprechende Start-ups, dass er keine Angst vor dem Risiko hat. „Zumindest, wenn es darum geht, das Risiko zu kontrollieren“, präzisiert der gebürtige Grödner. Denn: „Ich bin nicht einer, der auf einem Stuhl sitzen bleibt, mir gefällt die Dynamik, die Bewegung, die Umsetzung neuer Ideen, die Anbahnung von Geschäften“.
Eine Leidenschaft, die er mit seinen beiden Vorgängern Maximilian Rainer und Thomas Frisanco teilt . Immerhin war deren unfreiwillige Trennung von der SEL nicht zuletzt mit unternehmerischen Eigeninteressen verbunden. Gibt es hier also erneut Grund, die Alarmglocken läuten zu hören? „Keineswegs“, entgegnet Stuflesser. Denn hinsichtlich seiner unternehmerischen Investitionen seien mit dem Verwaltungsrat der Landesenergiegesellschaft bereits maximale Transparenz und klare Spielregeln vereinbart worden. Sprich: Er behalte ausschließlich Investitionen im Ausland und in Feldern, die nicht im Tätigkeitsbereich der SEL liegen.
Heimweh und Herausforderung
Was aber bewegt einen 61-Jährigen am Ende einer ansehnlichen Karriere in der Energiebranche überhaupt, sich in das wirtschaftliche wie politische Minenfeld zu begeben, in das die SEL in den vergangenen Jahren geraten ist? Heimweh – oder tatsächlich die Lust, sich noch einmal eine großen Herausforderung zu stellen? „Es ist alles zusammen“ , lacht der neue SEL-Direktor. „Die Rückkehr in die Heimat, zu meinen Wurzeln, aber eben auch die Herausforderung, mit Hilfe meiner bisherigen Erfahrung die anstehenden Problem der SEL in Angriff zu nehmen“.
An Ideen dafür scheint es dem Grödner nicht zu mangeln. Weder wenn es um neue mögliche Geschäftsfelder wie den Bereich der Erneuerbaren Energie , die Gasverteilung oder neue Serviceaktivitäten geht, noch für den Konflikt um die umstrittene SEL-Konzessionen. „Ich habe bereits einige Vorstellungen, wie dieser gelöst werden könnte.“ Konkreter will der eue Direktor hier erst nach seinem Amtsantritt am 1. Oktober werden.
In welche Richtung die Lösung des vielschichtigen Stromstreits seiner Ansicht nach gehen soll, macht er jedoch auch schon aus Mailand klar: eine möglichst große Bündelung einer Kräfte am Markt. Denn: „In den vergangenen Jahren hat es auch in Italiens Energiesektor eine große Konzentration gegeben“, sagt er. „Und wenn es in Südtirol nicht ein starkes Zusammenspiel aller Beteiligten gibt, öffnet man nur all jenen großen Konkurrenten das Tor, die jetzt schon großes Interesse am Südtiroler Markt und seiner Wasserkraft hätten.“ Sprich: Die strategische Weiterentwicklung des Südtiroler Energiemarktes sollte unter einer einzigen Federführung geschehen. „Darunter kann es dann ja mehrere operative Einheiten geben“, so Stuflesser.
Ob er sich diese Zuversicht auch in Zukunft behalten wird, wird sich ab Oktober zeigen. Albert Stuflesser selbst hat zumindest keinen Zweifel daran: „Die SEL ist im Prinzip ein gesundes Unternehmen mit sehr kompetenten Mitarbeitern. Was es nun vor allem zu tun gilt, ist das Wachstum der Struktur und das Wachstum des Geschäftes wieder in Übereinstimmung zu bringen.“