Berlusconis Juden Sager
Während Enrico Letta um die Aufbringung von 2,4 Milliarden Euro ringt, ein Haushaltsgesetzt in Kürze unter Dach und Fach bringen soll und ein Streit um die zweite IMU-Rate ausgebrochen ist, hält es Silvio Berlusconi nicht lange aus - ohne Aufmerksamkeit.
Aber auch die italienischen Medien holen ihn immer wieder zu sich. So will Starjournalist Bruno Vespa wissen, ob es denn stimme, dass seine Kinder den Vorschlag gemacht hätten alles zu verkaufen und weg zu ziehen, aus Italien. Da antwortet der ehemalige Ministerpräsident: "I miei figli dicono di sentirsi come dovevano sentirsi le famiglie ebree in Germania durante il regime di Hitler. Abbiamo davvero tutti addosso...".
Eine tiefe Empörung, verspüre er, Berlusconi, seit seiner Verurteilung am 1. August. Dieses Gefühl wolle ihn seither nicht verlassen. Und er, der 77-Jährige, in der Politik nach langem Kampf gescheitert, erinnert sich. Nicht an seine Vergehen, nicht an seine Delikte, nein, an die "genitori." Mama Berlusconi würde leiden, der Papà sowieso: "Wie stark meine Eltern leiden würden, wären sie noch am Leben. Ich will mich mit derselben Würde verhalten, die sie mir gelehrt haben", so der Medienzar.
Geliebtes Italien
Doch nein! Italien zu verlassen? Das kommt nicht in Frage. "Ich bin 100-prozentiger Italiener. In Italien habe ich meine Wurzeln. In Italien bin ich das geworden, was ich bin. Ich bin hier Unternehmer, Mann des Sports und Politiker. Das ist mein Land, das Land, das ich liebe. Ich ziehe es nicht einmal in Erwägung, Italien zu verlassen."
Sham on you
Die Reaktionen auf Facebook fallen unfreundlich aus. Berlusconi solle sich schämen, endlich den Mund halten, "non sporcare la nostra tragedia", schreibt ein User des Portals Shalom 7. Ausführlicher wird ein anderer Kommentator: "La dignità che i suoi genitori gli hanno insegnato non gli ha impedito di speculare sulle aree fabbicabili di Milano,di pagare il pizzo alle mafie e di servirsi della loro protezione,di finanziare illecitamente il PSI di Craxi e ottenerne favori e privilegi economici e antenne TV,di corrompere avvocati e giudici,di far eleggere in Parlamento i suoi dipendenti e amici accollandone le spese al paese intero,di favorire la prostituzione di ragazze minorenni e di sfruttarne le prestazioni,di tenere a libro paga le ragazze testimoni a suo favore,di essere amico personale di dittatori che fanno uccidere e incarcerare giornalisti e avversari politici...debbo continuare? Potrei..."
Der Senat entscheidet
Warum nur passiert mir das Alles? Fragt ein ratloser Berlusconi. Und so muss er weiter warte, er der Große, auf die Entscheidung des italienischen Senats am 27. November. Dieser befindet dann über einen Ausschluss des früheren Ministerpräsidenten aus der zweiten Parlamentskammer. Bereits Anfang Oktober hatte ein Ausschuss des Senats empfohlen, Berlusconi sein Mandat als Senator zu entziehen. Für den Medienmogul würde das weitreichende Folgen haben: Verlust der Immunität als Parlamentarier, die ihn bislang vor Festnahmen schützt. Gegen Berlusconi laufen Verfahren, unter anderem, wie auch seine Kinder wissen werden, wird ihm Sex mit einer Minderjährigen vorgeworfen.