Politics | Kommentar
Ein bewegender Augenblick
Foto: salto
Es gibt wenige Dinge im Leben, auf die man stolz sein kann. Und noch weniger Momente, in denen man auf dieses Land stolz sein kann.
Dieser Sonntag war einer dieser wenigen Momente. An einem verregneten, kalten und (bereits) finsteren Novembernachmittag wird deutlich, wie sehr sich dieses Land verändert hat. Verändert hin zum Positiven.
An diesem 5. November 2017 wird der Hannah-Arendt-Schriftzug auf dem Piffrader-Relief am Finanzamt erstmals sichtbar. Die beiden Grödner Künstler Arnold Holzknecht und Michele Bernardi haben es mit einer einfachen, plakativen, aber umso wirksameren Lösung geschafft, ein neues Kunstwerk zu kreieren. Der Schriftzug gibt dem künstlerisch wertvollen Relief von Hans Piffrader eine neue Dimension, eine neue Ebene des Nachdenkens. Die Schrift eröffnet dem Betrachter - im wahrsten Sinne des Wortes - die Möglichkeit des Durchblicks.
An diesem 5. November 2017 wird der Hannah-Arendt-Schriftzug auf dem Piffrader-Relief am Finanzamt erstmals sichtbar. Die beiden Grödner Künstler Arnold Holzknecht und Michele Bernardi haben es mit einer einfachen, plakativen, aber umso wirksameren Lösung geschafft, ein neues Kunstwerk zu kreieren. Der Schriftzug gibt dem künstlerisch wertvollen Relief von Hans Piffrader eine neue Dimension, eine neue Ebene des Nachdenkens. Die Schrift eröffnet dem Betrachter - im wahrsten Sinne des Wortes - die Möglichkeit des Durchblicks.
Nicht nur der Schriftzug am Gerichtsplatz wurde an diesem Tag erleuchtet. Hannah Arendts „Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen“ ist auch ein Fanal für die miefenden, finsteren (Gehirn)Kammern einer weitverbreiteten und auf Revanchismus beruhenden Vergangenheitsbewältigung in diesem Land.
An einem verregneten, kalten und (bereits) finsteren Novembernachmittag wird deutlich, wie sehr sich dieses Land verändert hat. Verändert hin zum Positiven.
Am Sonntag ist aber auch das Unvorstellbare passiert: eine Kundgebung, auf der kein Politiker, kein Berufsschwätzer und keiner der obligaten Selbstdarsteller das Wort ergreift. Nur ausgewählte Texte und die Musik des Haydn-Orchesters.
Schüler haben dabei neben Hannah Arendt, Claus Gatterer und Primo Levi auch einen Text des Sarner Widerstandskämpfer Franz Thaler gelesen. Es war eine späte, ergreifende offizielle Anerkennung für „den Franz“, die ihm zu Lebzeiten versagt geblieben war.
Das Protokoll sah bewusst keine Tribüne und keinen organisierten Aufmarsch der
staatlichen, lokalen und kirchlichen Würdenträger vor. So mischten sich der Regierungskommissär, der Quästor, die Kommandanten von Carabinieri, Heer und Finanzwache genauso unter die normalsterblichen Schirmträger am Platz wie der Landeshauptmann und Altlandeshauptmann, die Parlamentarier und Landtagsabgeordneten verschiedenster politischer Couleur, der Bürgermeister und der Bischof.
Es war ein stimmiges Bild und ein klares Zeichen, dass die Botschaft und die Bedeutung dieses Festaktes größer und wichtiger sind als jene, die ihm beiwohnen.
Es war eine späte, ergreifende offizielle Anerkennung für „den Franz“, die ihm zu Lebenszeiten versagt geblieben war.
Das Regiebuch ist an diesem Tag voll aufgegangen. Selbst bei den unvorhergesehenen Dingen. So beendet man die Schweigeminute etwas früher als geplant. Der Grund: Ein Teilnehmer ließ es sich nicht nehmen, sein absurdes Geschichtsbild über die „SS-Männer“ in der Via Rasella lautstark von sich zu geben.
Obwohl die Zwischenrufe völlig deplatziert waren, hatte man plötzlich Hannah Arendts Aussage im Blick und unweigerlich den Gedanken, dass dieser Störenfried genau das umsetzt, was dort zu lesen ist.
„Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen“ ist kein seligmachendes Rezept, sondern eine Anleitung zum Nachdenken und ein Plädoyer für die geistige Eigenständigkeit. Das macht die Aussage so stark.
„Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen“ ist kein seligmachendes Rezept, sondern eine Anleitung zum Nachdenken und ein Plädoyer für die geistige Eigenständigkeit. Das macht die Aussage so stark.
Es war erhaben, beeindruckend und vor allem bewegend, was sich am Gerichtsplatz abgespielt hat. Es war für mich die emotionalste und schönste politische Kundgebung, die ich in diesem Land je erlebt habe.
Es sind Erlebnisse, die Hoffnung machen.
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Mancher hätte sich
Mancher hätte sich stattdessen als Referenz an den piazzale Loreto in Mailand eine öffentliche Gestaltungsfläche ... u./od. ein Urinal gewünscht.
Die herrschende politische Kaste hat sich anders entschieden. So haben die einen ihr historisierendes Placebo, die anderen ihr Nocebo.
Es lebe das Fehlzitat, der Witz der Neonklatsche eines Arno Kompatschers & co. Hoffentlich macht sich vor Lachen nicht noch jemand selbst an.