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Präzision und Spielfreude

Dem Schauspieler Thomas Fischnaller-Wachtler wurde gestern in Wien ein begehrter "Nestroy"-Preis zuerkannt. Er wurde zum besten Nachwuchsschauspieler Österreichs gekürt.
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Foto: Philine Hofmann
  • „Das ganze Leben ist ein Spiel und wir sind nur die Kandidaten“, lautet eine lebenserfahrene Zeile aus einem schunkeligen Songtext. In der Tat ist „Spielen“ nicht nur ein Lern- und Entwicklungsprogramm bei Kindern, sondern zieht sich bei vielen Menschen durch den Alltag und - das ist auch gut so -, bis ins hohe Alter. Auch in der Herkunftsfamilie des aus Raas bei Brixen stammenden Thomas Fischnaller-Wachtler wurde und wird gerne gespielt. Doch nicht das Fußballspiel – dem vor allem Vater Martin und Bruder Manuel überaus erfolgreich verfallen sind –, sondern die Schauspielkunst hat es dem mittlerweile in Wien wohnenden Bühnendarsteller Thomas angetan. Gekonnt "dribbelte" er sich gestern vor vollem Saal zum Nachwuchs-Nestroy und hob die Trophäe in die Höhe.
     

    Auch im Kinofilm über Ingeborg Bachmann und Max Frisch von Kultregisseurin Margarethe von Trotta ist Thomas Fischnaller-Wachtler in einer Nebenrolle zu sehen.


    Die Jury lobte im Rahmen der Verleihung des Nestroy 2023 die bemerkenswerte Leistung von Thomas Fischnaller-Wachtler, als „kokette, ihrem männlichen Umfeld weit überlegenen Effi Briest“, im Stück Effi Briest von Moritz Beichl, das frei nach dem Roman von Theodor Fontane im vorigen Jahr im Bronski & Grünberg Theater zur Aufführung kam. Das besondere der Inszenierung von Fontanes Klassiker, sei der radikale Bruch „mit den misogynen Tendenzen des Stoffs“. Das Stück lege den Fokus auf die Selbstbestimmung der Hauptfigur, die der Schauspieler durch eine Mischung „aus Präzision und Spielfreude“ verkörpert habe. Sei es als „Verführerin oder als Schmiedin ihres eigenen Schicksals“, Fischnaller-Wachtler ist es im Stück grandios gelungen, zu keinem Zeitpunkt „die Zerbrechlichkeit seiner Figur“ zu verraten. Seine starke und eigenständige Darstellung beeindruckte und er erntete Lob „für seinen Mut und seine Fähigkeiten.“ 

  • Thomas Fischnaller-Wachtler: Ein großer Dank an das gute und wichtige Arbeitsklima. Und an die Mama. Foto: Privat

    Seit dem Jahr 2000 werden in Österreich die Nestroy-Preise verliehen, um herausragende Leistungen auf den österreichischen Bühnen zu würdigen. Bei der 24. Verleihung am gestrigen Sonntagabend (5.11.) im Wiener Volkstheater wurde erstmals auch mit Spannung dem Sieger der neuen Kategorie Bester Nachwuchs Schauspiel entgegengefiebert und ein sichtlich überraschter Thomas Fischnaller-Wachtler bedankte sich kurz nach der Prämierung bei Familie, Freunden und Freundinnen, insbesondere bei seiner Mutter Renate für die Unterstützung. Außerdem lobte er in seiner Dankesrede „das gute Arbeitsklima der Theaterproduktion“ (welche ihm zum Sieg verholfen hatte) und rief dazu auf, solche Bedingungen „zum Standard in der Theaterwelt“ zu machen.

  • Der preisgekrönte Fischnaller-Wachtler ist lediglich drei Jahre älter als der Nestroy-Preis. 1997 wurde das Schauspieltalent in Brixen geboren und sammelte erste Bühnenerfahrungen 2014 beim Jugendtheater Rotierendes Theater. Unter anderem war er auch bei den Vereinigten Bühnen Bozen im Jahr 2015 bei Punk Rock von Simon Stephens zu sehen, sowie bei den Rittner Sommerspielen 2018 im Stück In der Löwengrube von Felix Mitterer. Ebenfalls 2018 brach Fischnaller-Wachtler das zunächst nach der Matura begonnene Lehramtsstudium Deutsch/Geschichte ab und begann seine Schauspielausbildung an der Musik und Kunst-Privatuniversität (MUK) in Wien. Er sei „zwischen Bergen und Apfelbäumen aufgewachsen“, gesteht er in einem kurzen Film zu seiner Person und erinnert darin auch an seine „erste Rolle, als singendes Zebra“. Außerdem würden „melancholische Momente“ für ihn sehr wichtig sein und „einen wichtigen Zustand“ darstellen.

  • Foto: Philine Hofmann

    Zuletzt zu sehen war Thomas Fischnaller-Wachtler am Theater der Jugend in Wien in der Rolle des Amadé Mozart im Stück Amadé und Antoinette von Thomas Birkmeier. Auch bei mehreren Auftritten in diversen Film- und Fernsehproduktionen war er mit von der Partie, aktuell sogar für den Film Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste von Kultregisseurin Margarethe von Trotta, der noch bis Mittwoch (8.11.) im Filmclub in Bozen zu sehen ist.