Zwischen Statistik und Gefühl
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Ausgangspunkt der Diskussion (im neuen SALTO-Aufnahmestudio) ist eine vergangene Woche von Sicherheitslandesrätin Ulli Mair vorgestellte Umfrage zum Sicherheitsgefühl der Südtiroler Bevölkerung, sowie die Veröffentlichung einer italienweiten Untersuchung zur Kriminalität der Zeitung Il Sole 24 Ore vor wenigen Tagen, in welcher die Stadt Bozen im Mittelfeld liegt.
Wie sicher sind wir? Wovor haben wir Angst? Warum hat die Sehnsucht nach Sicherheit die Sehnsucht nach Freiheit abgelöst?
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Die drei Gäste Dominik Oberstaller, Brigitte Foppa und Thomas Brancaglion sprechen über subjektive Wahrnehmung, objektive Befindlichkeit und über große Unterschiede zwischen Stadt und Land. Woher kommt das Unsicherheitsgefühl vieler Menschen? Und weshalb ist due Angst in Landgemeinden größer als in den Südtiroler Kleinstädten. Dominik Oberstaller erklärt dieses Paradox mit der Medienwirkung: Nachrichten über Vorfälle in Städten prägten auch die Wahrnehmung auf dem Land. Viele Menschen fürchteten, dass sich städtische Probleme – etwa Kriminalität oder Zuwanderung – auf ihre Gemeinden ausweiten könnten. Migration werde daher häufig als Unsicherheitsfaktor wahrgenommen, auch wenn sie vor Ort kaum real spürbar sei.
Brigitte Foppa sieht hinter dem wachsenden Unsicherheitsgefühl eine tiefere gesellschaftliche Verunsicherung. Migration sei nur ein Aspekt; hinzu kämen soziale Faktoren wie wirtschaftliche Unsicherheit, sinkende Einkommen, Zukunftsängste und der Verlust traditioneller Strukturen. Gerade in wohlhabenden Gesellschaften wie Südtirol entstehe Angst oft aus dem Gefühl, etwas zu verlieren.
Außerdem diskutieren die Gäste die Rolle des früheren Bozner Quästors Paolo Sartori, der mit harter Rhetorik und täglichen Presseaussendungen selbst für Schlagzeilen sorgte.
Thomas Brancaglion fordert mehr Maßnahmen im sozialen Bereich – etwa in der Drogenprävention, Wohnungspolitik und Arbeitsmarktintegration. Viele Probleme, die als Sicherheitsfragen erscheinen, wurzelten in sozialer Not. Er verweist auf die Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und Realität: Objektiv sei Bozen heute sicherer als vor 30 Jahren, doch das Gefühl sage etwas anderes. Frauen und ältere Menschen erlebten die Stadt subjektiv als gefährlicher, auch beeinflusst durch Medien und soziale Netzwerke, die Angst gezielt verstärken könnten.Ein zentraler Punkt der Debatte ist der Nutzen von Videokameras. Obwohl Südtirol in den letzten Jahren massiv aufgerüstet hat, habe sich das Sicherheitsgefühl nicht verbessert. Foppa meint, Überwachung allein könne keine Angst beseitigen; nötig sei ein gleichzeitiger sozialer und kommunikativer Ansatz. Außerdem diskutieren die Gäste die Rolle des früheren Bozner Questors Paolo Sartori, der mit harter Rhetorik und täglichen Presseaussendungen für Schlagzeilen sorgte. Viele hätten sich – kritisiert Brancaglion – mit Sartori medial in Szene gesetzt, statt über nachhaltige Lösungen nachzudenken.
Die Gäste in Folge 66Dominik Oberstaller (SVP-Bürgermeister von Welsberg-Taisten und Präsident des Südtiroler Gemeindenverbandes)
Brigitte Foppa (Landtagsabgeordnete der Grünen)
Thomas Brancaglion (Rechtsberater mit Schwerpunkt Migrationsrecht und Gemeinderat für das Team K in Bozen).
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In der Streitergasse - Die aktuelle Debatte auf SALTO
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