Society | Kindergärten

Jede Sprache willkommen?

Auch und gerade in Südtirol sprechen Kinder nicht nur Deutsch im Kindergarten. Julia Dalsant sieht darin großes Potential für mehr Bildungsgerechtigkeit für alle.
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Foto: Othmar Seehauser
Im vergangenen Schuljahr besuchten laut ASTAT rund 2.260 Mädchen und Buben mit Migrationshintergrund einen Südtiroler Kindergarten, das entspricht einem Anteil von 14,7 Prozent. Besonders in städtischen Gebieten wie Meran ist die Sprachenvielfalt groß, wobei mittlerweile auch in entlegeneren Ortschaften Kinder mit einer anderen Muttersprache als Deutsch in Kindergärten begleitet werden. Viele Kinder nichtdeutscher Muttersprache sprechen im Kindergartensprengel Meran Italienisch und noch zwei bis drei weitere Sprachen.
Für Julia Dalsant, Bereichsleitung im deutschen Kindergartensprengels Meran, bringen Dialekte und verschiedene Sprachen zwar Herausforderungen, aber auch viele Vorteile mit sich. Sie leitet dort den Bereich zur Umsetzung des inklusiven Bildungsauftrages in allen Kindergärten des Sprengels, dazu gehören die Einrichtungen von Meran und Umgebung einschließlich des Passeiertals.
 
 
Teil des inklusiven Bildungsauftrags ist die Arbeit mit Sprachenvielfalt und die Wertschätzung jeder Sprache: „Jede Sprache sollte als gleichberechtigt angesehen und niemand sollte wegen seiner Sprache ausgeschlossen oder diskriminiert werden. Dort, wo ich mit meiner Identität und Sprache einen Platz erhalte und gesehen werde, dort gehöre ich dazu. Deshalb ist es wichtig, die Sprachen der Kinder hereinzuholen, da bekomme ich dann eine Gänsehaut.“
Um dem gerecht zu werden, arbeite der Meraner Kindergartensprengel viel mit Bildmaterial und setzt auf eine enge Zusammenarbeit mit den Familien. „Das ist unsere Stärke, wir sind am Puls der Zeit und nah an den Menschen“, sagt Dalsant. Ohne Zweifel sei ein mehrsprachiges Umfeld im deutschen Bildungssystem aber auch mit Herausforderungen verbunden: „Mehrsprachigkeit erfordert die Anpassung der Didaktik und die Fortbildung von Fachkräften. Aber ein Kind, das nicht Deutsch spricht, ist kein Problem. Es gibt vielfältige Formen der Kommunikation, um sich auch so verständigen zu können.“
Darauf angesprochen, dass in einem Kindergarten das Erlernen von Deutsch noch spielerischer angegangen werden kann als in der Schule, antwortet die Pädagogin: „Wir versuchen uns von dem Druck, dass die deutsche Sprache erlernt werden muss, zu entlasten. Denn Druck verursacht Stress und kein Mensch lernt unter Stress gut.“
 

Besondere Situation Südtirols

 
Andere Sprachen sind deshalb in den Kindergärten des Sprengels alles andere als verboten. Dennoch bleibe es die Aufgabe, als deutschsprachige Institution die deutsche Sprache zu fördern und zu vermitteln. „Die Fachkräfte sprechen mit den Kindern deshalb in Hochdeutsch“, so Dalsant. Es sei gleichzeitig von Vorteil, wenn die Fachkräfte mehrsprachig sind, um sich falls notwendig in einer anderen Sprache mit dem Kind oder seiner Familie zu verständigen. Gerade in Südtirol habe Sprachenvielfalt auch eine historische Bedeutung.
 
 
„Bei uns in Südtirol ist Mehrsprachigkeit und Sprachenvielfalt ein großes Thema. Und es kommt immer mehr die Frage auf, wieso wir noch immer in unterschiedlichen Institutionen sitzen, wenn wir mehrsprachige Kinder im Kindergarten haben“, führt Dalsant aus. Sie selbst sei noch monolingual in Tisens aufgewachsen.
„Ich bin mit deutschem Dialekt aufgewachsen. Bildungsgerechtigkeit wäre aber eigentlich, dass ich auch die Chance gehabt hätte, schon als Kleinkind Italienisch zu hören. Kinder in Städten wachsen mit verschiedenen Sprachen auf, das trainiert ihr Gehirn und sie gehen offener durch die Welt. Eigentlich wäre es doch gerecht, wenn es in jedem Kindergarten italienisch- und deutschsprachige Fachkräfte gäbe“, so Dalsant.
Ihr Sprengel tauscht sich diesbezüglich bereits seit einem Jahr regelmäßig mit dem italienischen Kindergartensprengel aus, um die Zusammenarbeit zwischen den Sprachgruppen zu fördern. „Die Bildungssysteme der deutschen und italienischen Sprachgruppen sind andere Wege gegangen. Deshalb ist eine behutsame Vorgehensweise notwendig, um sie wieder zusammenzubringen“, erklärt Dalsant.
 
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Josef Fulterer Fri, 12/09/2022 - 07:59

Im Vorschul-Alter wird neben dem besonders leichten Erfassen der Wörter in den Fremdsprachen, auch die Fähigkeit die Wörter richtig auszusprechen gebildet.
Durch "die Art. 19 Sturheit einiger Hüter der vermeint/edlen Sprachen," wird den Kindern diese Möglichkeit vorenthalten.

Fri, 12/09/2022 - 07:59 Permalink
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Peter Gasser Tue, 12/20/2022 - 12:10

In reply to by Josef Fulterer

Darf ich wissenschaftliches ergänzen, soweit ich darin belesen bin:
die Fähigkeit, eine Sprache akzentfrei zu lernen, bleibt bis ins Alter von 7-8 Jahren erhalten.
Damit eine Sprache, auch die Muttersprache, korrekt gelernt wird, ist es unabdingbar, dass im Kindesalter die Mutter mit dem Kind in der Muttersprache, und der Vater mit der Vatersprache spricht und die Schule eventuell die dritte Sprache einbringt.
Alles andere ist politischer Humbug und führt zur Sprachverwirrung bei Kindern und zum fehlerhaften Erlernen aller 3 Sprachen (Beispiel: mehrsprachige Familie in fremden Land: ungarische Mutter spricht mit dem Kind ungarisch, türkischer Vater türkisch, und in der Schule lernt das Kind deutsch oder italienisch - so gelingt es - und nur so)
Das ist nun mal so, auch wenn manche meinen, ein alles zugleich und durcheinander von allen wäre das Beste - das ist es nicht.

Tue, 12/20/2022 - 12:10 Permalink
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Liliana Turri Tue, 12/20/2022 - 11:40

Fa piacere leggerLa signor Fulterer. Spero che in provincia si apra la strada ad un bi-plurilinguismo sostenuto da persone che come Lei ne sanno mettere in luce tutti i vantaggi.

Tue, 12/20/2022 - 11:40 Permalink
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Peter Gasser Tue, 12/20/2022 - 23:11

Es wäre sehr schon un vorteilhaft, wenn die Diskussion sachlich bleiben würde;
eine korrekte Diskussion erlaubt widerstreitende Ansichten - das Abwerten dessen, der Ihnen nicht zustimmt, charakterisiert nicht den anderen, sondern Sie selbst, so meine ich.

Tue, 12/20/2022 - 23:11 Permalink
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Peter Gasser Tue, 12/20/2022 - 23:55

ja, Sie missionieren - augenscheinlich.
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Darf ich mir eine Wiederholung erlauben:
Es wäre sehr schon un vorteilhaft, wenn die Diskussion sachlich bleiben würde;
eine korrekte Diskussion erlaubt widerstreitende Ansichten - das Abwerten dessen, der Ihnen nicht zustimmt, charakterisiert nicht den anderen, sondern Sie selbst, so meine ich.
Seinen Sie unbesorgt: auch er Ihre Meinung nicht teilt, sieht dennoch ausreichend gut.

Tue, 12/20/2022 - 23:55 Permalink