Die Wahlrechtsreform in Bürgerhand
Es gibt schon erprobte Verfahren, diesen Interessenkonflikt aufzulösen. In verschiedenen Ländern ist die Ausarbeitung des Wahlgesetzes für die Parlamentswahlen einer Versammlung von Bürgern anvertraut worden, die per Zufall aus dem Wählerverzeichnis gewählt wurden. Einer mit Zufallsverfahren bestimmten Bürgerversammlung Entscheidungsmacht für spezielle Gesetze zu verleihen, ist geschichtlich gesehen gar nicht neu. Schon die gesetzgebende Versammlung (bulé) des alten Athen bestand aus 500 zufällig ausgewählten männlichen Bürgern.Zusammensetzung und Funktionsweise der Bulé von Athen
In der Zeit der italienischen Stadtrepubliken des Mittelalters gab es derartig zusammengesetzte Stadtversammlungen in Florenz, Orvieto, Siena, Pistoia, Perugia, Lucca und sogar die Dogen Venedigs wurden auf diese Weise gewählt. "Tratta" von Florenz
Die Wahl der Dogen von Venedig
Im kanadischen British Columbia wurde 2004 per Zufallsverfahren 160 Bürger mit der Abfassung des neuen Wahlgesetzes beauftragt, das anschließend einem Referendum unterworfen wurde. Dasselbe geschah auch in Ontario 2007. Citizens' Assembly on Electoral Reform British Columbia
Citizens' Assembly on Electoral Reform Ontario
2009 erstellte eine Versammlung aus 150 zufällig ausgewählten Bürgern in Australien Empfehlungen zur Änderung des politischen Systems im Interesse der Bürger und übergab sie feierlich dem Parlament. Das Bürgerparlament Australiens
Der Bürgerhaushalt der Gemeinde Capannori (Lucca) ist 2011, 2012 und 2013 von 90 zufällig ausgewählten Bürgern erarbeitet worden. Bilancio Socio Partecipativo Capannori
In diesem Sinn hat der Demokratie-Aktivist Paolo Michelotto (Rovereto) eine Petition mit folgendem Vorschlag verfasst, die jedermensch unterzeichnen kann.
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Es soll eine entscheidungsbefugte Versammlung aus 500 italienischen Staatsbürgern gebildet werden, die per geschichtetem Zufallsverfahren aus den Wählerlisten ausgewählt werden, um die Zusammensetzung der Bevölkerung zu spiegeln.
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Dieser Versammlung muss alle notwendige fachliche Unterstützung und Hilfe zur Seite gestellt werden.
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Die 500 Mitglieder erhalten eine angemessene Vergütung für ihren Zeitaufwand und ihre Mitarbeit.
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Sie tagt permanent bis zur Verabschiedung mit Mehrheitsbeschluss eines neuen Wahlgesetzes.
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Das ganze Verfahren wird öffentlich und transparent abgewickelt.
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Alle übrigen Bürger können ihre Vorschläge und Kommentare über alle technisch möglichen Kanäle bei der Versammlung deponieren.
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Die dergestalt von der Versammlung ausgearbeitete Wahlrechtsreform wird einem bestätigendem Referendum unterworfen.
Hier die Petition:
O-Text: Paolo Michelotto. Übersetzung: Thomas Benedikter