Genossenschaft auf Sendung
Mehr als ein Radio !
Die älteren Mitglieder der Genossenschaft erinnern sich heute noch an die damalige Aufbruchsstimmung, die das Selbstbewusstsein der Sprachminderheit neu entfacht und deren Identität maßgeblich gestärkt hat. Nach dem verheerenden Erdbeben von 1976 hatte ein zielstrebiger, ohne hemmende Einflüsse von außen betriebener Wiederaufbau der Region ein neues Gesicht und neue Strukturen gegeben. Im Jahre 1978 kam dann die Gründung der Universität Udine dazu, mit dem Auftrag, für die Entwicklung und Erneuerung der friulanischen Kultur, Sprache und Tradition zu sorgen.
Ein freier Radiosender, im Dienst und als Sprachrohr der Minderheit, schien das geeignete Instrument, um diese Stimmung zu fördern und in die Welt hinauszutragen. Die Promotoren hätten unterschiedlicher nicht sein können, was deren Weltanschauung und berufliche Ausrichtung betraf, gemeinsam hatten sie aber alle das Ziel, einen Rundfunksender zu gestalten, der zum Kreativitätspol für die friulanische Kultur werden sollte. „Onde Furlane“ ist heute ein Ort der politischen Diskussion und ein Podium für bürgerliches Engagement, aber auch ein Experimentierraum für unabhängige Musik – einfacher gesagt, eine „freie Stimme“.
Lächelnd erinnert man sich an die Gründungsversammlung und an die Forderung des Notars, Begriffe wie „Selbstbestimmung“ und „Nation“ aus der Satzung zu streichen und die Genossenschaft in den Dienst der „friulanischen Gemeinschaft“ zu stellen. Friaul, sagt man heute rückblickend, war damals ein mitteleuropäisches Zweistromland zwischen Livenza und Timavo, oder, globalisiert ausgedrückt, der nördlichste Punkt des Mittelmeerraumes, der südlichste Zipfel Mitteleuropas, das westlichste Stück Osteuropas und der östlichste Teil des westlichen Abendlandes bis zum Fall der Berliner Mauer.
Schon in den ersten Jahren seiner Tätigkeit hat der neue Sender auf sich aufmerksam gemacht, davon zeugen die erfolgreichen Unterschriftssammlungen unter den Hörern, um das Gesetz zu den sprachlichen Minderheiten voranzutreiben oder die Errichtung der Autonomen Region Friaul zu fordern.
Als wichtigstes Empfangsgebiet für die in friulanischer Sprache geführten Sendungen gilt bis heute das kleine Stück Welt zwischen Alpen und Adria, aber treue Hörer gibt es auch in den neuen Wohngebieten der zahlreichen Auswanderer, die in Argentinien, Kanada und Australien den Sender entsprechend ihrer Zeitzone über das Internet empfangen und so die Verbindung zur eigenen Sprache aufrechterhalten können.
Mehr als ein Radio !
Fünfunddreißig Jahre nach dem Start geht die Genossenschaft immer noch in erster Linie mit Rundfunksendungen ihrer anfänglichen Ausrichtung nach, dabei hat sie die deutsche und die slowenische Sprachgruppe im Friaul zur neuen Zielgruppe ihrer Sendungen für und mit Minderheiten gemacht. „Onde furlane“ widmet sich aber zunehmend auch anderen Formen des kulturellen Schaffens, die von einer eigenen Verlagstätigkeit und einer aktiven Präsenz in den Schulen über einen Online-Übersetzer Italienisch-Friulanisch auf der Homepage bis hin zur Förderung der musikalischen Produktion von Rock, Hip Hop e Reggae auf Friulanisch reichen. Jüngste multikulturelle Entwicklung sind die ersten Sendungen für und mit in den Einwanderern, in deren Sprache, um auch den neuen Mitbürgern ein freies Radio zu bieten.
...wie heißt es doch so schön
...wie heißt es doch so schön...
"amo la radio perché arriva dalla gente, entra nelle case e ci parla direttamente e se una radio è libera, ma libera veramente mi piace ancor di più, perché libera la mente." (E.Finardi)