Auf den Mitterberg und zu den Rosszähnen
Im Südwesten von Bozen erhebt sich aus der breiten Sohle des Etschtals mit den endlosen Reihen von Obstbäumen der von mediterranem Buschwald überzogene Höhenrücken des Mitterbergs. Er trennt das Etschtal vom Überetsch, das am Fuß der Mendel liegt, eine von der Natur überreich ausgestattete und vom Menschen nachhaltig geprägte Landschaft mit den Dörfern Eppan und Kaltern. Markant sind die Felsabstürze im Osten des Mitterberges, zur Talsohle hin. Die von den Gletschern der Eiszeit abgeschliffenen Felsen an den südlichen Ausläufern des Mitterberges, die so genannten Rosszähne und die Ruine Leuchtenburg sind ein gutes Ausflugsziel für sonnige Wintertage. Wir finden am Weg keine Einkehr, aber viele schöne Picknickplätze, so packen wir Jausen und Getränke in den Rucksack. Nicht nur Erwachsenen, auch Kinder haben auf diesem Weg ihren Spaß: es gibt Felsen, kleine Schluchten und Höhlen, Spuren uralter Besiedlung mit Mauerresten, einen Felsspalt aus dem warme Luft herausströmt, die „Warmlöcher“, eine Burgruine für Ritterromantiker, tolle Aussichten zu den Dolomiten ins Etschtal zum Bozner Talkessel auf den Kalterer See.
Die Wanderung
Wir starten im Süden des Mitterberges, bei den Häusern von Gmund (218 m). Ein Wegweiser zeigt uns die Richtung, es geht über Stufen rasch steil bergauf. Der Steig windet sich im Zickzack durch Buschwald, als Unterholz begleiten uns der immergrüne Mäusedorn, ein interessantes stacheliges Pflänzchen. Wir achten auf die Markierung, bei einer Abzweigung bleiben wir links, der rechte Steig führt nur zum Masten einer Hochspannungsleitung. Der Steig ist holprig und steinig, geht über einen kleinen Sattel, bleibt am Kamm. Nach 40 Minuten Anstieg treffen wir auf einen Forstweg. Wir merken uns den Ort, auf diesem Forstweg kommen wir am Rückweg zurück. Im spitzen Winkel zweigt links ein Steiglein ab (keine Markierung, kein Wegweiser) das uns in wenigen Minuten zu einem phantastischen Aussichtpunkt bringt. Am Rand eines Felsabsturzes finden wir einen winzigen überdachten Ausguck, ein guter Platz für eine kleine Rast, im Tal liegt der Kalterer See und am Bergfuß die Häuschen des Munitionsdepots eines Militärareals. Wieder zurück, heißt es noch für 20 Minuten ansteigen, bis wir bei den höchsten Felsbuckeln der Rosszähne (606 m) angelangt sind. Bevor der Steig in eine Senke abfällt, führt eine Abzweigung zu den Warmlöchern, tiefen Felsspalten, aus denen in der kalten Winterluft deutlich spürbare warme Luft aufsteigt. Nun führt uns der Steig an Mauerresten vorbei bergab, es geht an der Ost-Kante an beeindruckenden Felsblöcken vorbei zum Fuß des Burghügels der Leuchtenburg, noch ein kleiner Anstieg und wir sind bei der Ruine. Über eine kleine Metallleiter klettern wir in die Ruine, auf der Südseite, im Schutz der Burgmauer, halten wir Ausblick. Für den Rückweg steigen wir von der Burg ab, gehen auf dem breiten Waldweg wenige Minuten in Richtung Kaltern bis wir auf einen breiten Forstweg stoßen, auf dem wir, jetzt auf der Westseite des Mitterberges, zurückwandern. Wir treffen auf die Kreuzung mit dem Aufstiegssteig, noch 30 Minuten Abstieg und wir sind wieder in Gmund.
Wegstrecke: 7,5 km, Gehzeit 3 Stunden, Höhenmeter im An- und Abstieg 538.
Start
Ausgangspunkt ist Gmund, eine Häusergruppe an der Straße, die Auer mit Tramin verbindet, in der Nähe ist die neue Großwäscherei und „Viktors Grill“ ein guter Platz für eine Einkehr und einen Imbiss. Wenige Parkplätze am Startpunt am Straßenrand.
Interessantes am Weg: Der Mäusedorn
Der Stechende Mäusedorn (Ruscus aculeatus) ist ein immergrüner, zwischen 20 und 80 cm hoher Strauch. Was uns als Blätter erscheint, sind in Wirklichkeit Flachsprossen mit einer Stachelspitze, also kurze, verbreiterte Triebe. So wundert es nicht, dass die korallenroten Beeren in der Mitte der Blätter sitzen. Die unscheinbaren, winzig kleinen, grünlich-weißen Blüten erscheinen von April bis Mai mitten auf den Scheinblatttrieben. Der Mäusedorn ist eine Heilpflanze, 2002 wurde er zur Arzneipflanze des Jahres gewählt. Seine Wirkstoffe helfen bei Venenbeschwerden, bei Krampfadern und Hämorrhoiden. Wegen seiner satt-grünen Blätter und den schönen roten Beeren, welche im Winter auf der Pflanze stehen, wird er von Floristen gern in Weihnachtsgestecken verwendet. Die Pflanze ist zweihäusig, d. h. es gibt weibliche Pflanzen, welche die Beeren tragen und männliche, welche nur als Pollenspender dienen. Der Name rührt vermutlich von der Verwendung der stacheligen Zweige als Schutz vor Mäusen und Ratten in den Vorratskammern. Die genügsame Pflanze liebt trockene, steinige, warme und sonnige Standorte, etwa als Unterholz im Flaumeichenwald im Mittelmeerraum. In Südtirol ist der Mäusedorn zwischen Meran und Bozen am Fuß der sonnenexponierten Porphyrhänge bis zu einer Höhe von 600 m häufig.
Blütezeit: April – Mai. Früchte von August bis April
Autor:
Oswald Stimpfl