Economy | Medien

Legalisierter Beschiss

Die Förderung der Online-Medien im Land hat einige gravierende Fehler. Wer ordentlich trickst – wie die Athesia - wird belohnt. Ändern will man das aber nicht.
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Foto: upi
Es ist nicht nur für Salto.bz eine wichtige Unterstützung: Die Medienförderung des Landes Südtirol. Salto.bz erhält 2019 aus diesem Topf 34.616,20 Euro.
Rund 1,5 Millionen Euro schüttet das Land seit fünf Jahren jährlich für die lokalen Fernseh- und Radiosender, sowie für die Onlinemedien aus. In der Förderung spiegelt sich dann auch die Realität der Südtiroler Medienwelt wieder. Der Koloss Athesia erhält seit Jahren den Löwenanteil der öffentlichen Gelder.
2019 werden insgesamt 1.458.032,73 Euro an Medienförderung ausbezahlt. Der Löwenanteil davon fließt in Richtung Ebner-Verlag, der allein für die Tageszeitung Dolomiten im selben Jahr über 6 Millionen Euro aus Rom bekommt.
Die „Athesia Druck GmbH“ erhält gleich für drei verschiedene Onlineportale eine reichhaltige Landesförderung. 116.901,80 Euro für das Online-Portal “stol.it”. Für “südtirolnews” gibt es 42.434,31 Euro und für “Sportnews” 49.286,98 Euro. Dazu muss man 12.162,14 Euro rechnen, die “Bezirksmedien GmbH” für die Online-Ausgabe des “Der Vinschger” bekommt. Sowie die Radiosender „Südtirol 1“ mit 186.064,19 Euro, „Radio Tirol“ mit 103.687.59 Euro, Tele Radio Vinschgau mit 24.175,11 Euro. Macht insgesamt 534.712,13 Euro.
 

Die Reform

 
Vor allem auf Druck der Oppositionsparteien im Landtag will man das Gesetz der Medienförderung jetzt überarbeiten. Der Förderbeitrag setzt sich aus einem Sockelbetrag und aus einem Beitrag zusammen, der nach einem Punktesystem ermittelt wird,  das die Kosten, Reichweite und Seher/Hörer/Klicks berücksichtigt.
Der Plan von Landeshauptmann Arno Kompatscher: Jedes Unternehmen soll nur mehr maximal für drei verschiedene Portale ansuchen können. Dabei wird der Sockelbetrag beim zweiten Unternehmen halbiert und beim dritten nur mehr 25 Prozent ausbezahlt. Das dürfte auch der Grund sein, warum die Athesia 2019 nicht mehr für die Onlineausgabe des „Alto Adige“ um Förderungen angesucht hat. 2018 hatte sie dafür noch über 100.000 Euro vom Land erhalten.
 
 
Innerhalb der SVP weiß man aber nur zu gut, dass diese Reform eine Maus ist, die dem Berg Athesia kaum weh tut. Deutlich wird das im Onlinebereich. Dort beträgt der Sockelbetrag 5.000 Euro. Demnach verliert die Athesia hier – sollte die Reform so vom Landtag bestätigt werden 6.250 Euro.
 

Doppelt gez(ä)ahlte Klicks


Dabei wurden die zuständigen Stellen bereits vor Jahren auf einen augenscheinlichen Missstand bei der Onlineförderung hingewiesen.
Es ist ein Trick, den vor allem der Koloss Athesia anwendet. Es handelt sich um einen legalen Beschiss, den man im Land und im zuständigen Landesbeirat für Kommunikationswesen bisher aber einfach ignoriert.
Es geht um das sogenannte „Clickbaiting“, einen Prozess zur Erhöhung der Klickzahlen. Es ist ein einfacher und durchschaubarer Trick, der sich anhand der beiden Athesia-Portale „STOL“ und „Sportnews“ nachzeichnen lässt.
Wenn Sie heute auf STOL unter den Schlagzeilen die Sportnachricht „Denis Mair wechselt erneut den Klub“ anklicken, dann erscheint diese Seite.
 
 
Jeder und jede, die den Artikel lesen wollen, klicken natürlich weiter und landen damit auf „sportnews“. Hier kann man dann den Artikel lesen und erfährt, dass der Brixner Fußballer jetzt für den ASD NibionnOggiono in der Serie D kickt.
Der Vorteil dieser Konstruktion. Laut den Förderkriterien des Landes wird hier sowohl ein Klick für STOL, wie auch für „sportnews“ gezählt und gewertet.
Kritiker werden jetzt sagen: Kleinigkeiten. Keineswegs. Denn nach Informationen von Salto.bz kommen rund 60 Prozent der Leser und Klicks von sportnews so über STOL zustande. Demnach werden alle diese Klicks und Artikel vom Land doppelt gezählt und gezahlt.
Doch bei den zuständigen Stellen fällt dieser legale Beschiss nicht auf. So ist in der geplanten Reform auch kein Passus vorgesehen, der diese Machenschaften einschränkt. Dass es durchaus auch anders und ehrlich geht, macht Salto.bz vor. Wer Artikel unserer Partner dolomitenstadt.at oder ildolomiti.it lesen will, kommt direkt ohne Zwischenklick auf deren Seite.
Weil der Rundfunkbeirat Zugang zu den Metadaten der Onlineportale hat, wäre es technisch durchaus machbar, die Doppelklicks auszusortieren und nur für ein Portal zu zählen.
 Die Angst vor dem mächtigen Ebner-Verlag scheint hier aber zu groß zu sein.