Chronicle | Personalnotstand

Personalmangel bei der Post in Südtirol

Der Großteil der Probleme, wie die nicht zeitnahe Zustellung der Post oder die langen Wartezeiten in den Postämtern, haben ihren Ursprung im Personalmangel.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
(C) Fabio Petrini
Foto: (C) Fabio Petrini
  • Viele Postangestellte, sei es im Zustellungsbereich sowie im Schalterbereich, decken derzeit Dienste ab welche eigentlich zusätzliches Personal benötigen würden.

    Dies geschieht durch Überstunden bzw. Außendienste. Auch Ämter, die eigentlich genug Personal hätten, sind gezwungen, Beamte abzukommandieren, um andere Postämter abzudecken.

    So geraten diese selbst in Not und können oft nicht mehr den gewünschten Dienstleistungsstandard garantieren.

    Zurzeit sind zu viele offene Stellen nicht besetzt. Im Zustellungsbereich sind es knapp 80 Stellen, im Schalterbereich fast 50. Es finden aktuell in beiden Bereichen nationale Mobilitäten statt, welche es Postangestellten aus anderen Teilen Italiens ermöglichen, ihren Arbeitssitz in die Provinz Bozen zu verschieben.

    Auch fand kürzlich im Zustellungsbereich eine Stabilisierungsrunde der Arbeitsverträge statt, welche es Angestellten, die bisher mit Zeitverträgen eingestellt waren, ermöglichten, diese in eine Festanstellung umzuwandeln.

    Wir erkennen daher die Bemühungen seitens der Post, Personal in Südtirol anzustellen, durchaus an.

    Bei der letzten Runde der Vertragsstabilisierungen im Zustellungsbereich haben bei 77 ausgeschriebenen Stellen offiziell nur 9 dieses Angebot angenommen. Diese Zahlen zeichnen allerdings ein unvollständiges Bild. In der Rangordnung befanden sich 137 Personen, welche Interesse bekundet hatten, in der Provinz Bozen fest angestellt zu werden.

    Viele dieser Interessenten hatten zu diesem Zeitpunkt allerdings keinen gültigen Zweisprachigkeitsnachweis (A2 für Briefträger). Somit hatten sie nicht alle notwendigen Voraussetzungen und konnten deshalb nicht fest eingestellt werden.

    Ein weiterer Grund sind die geänderten Bestimmungen zur nationalen Mobilität, vor allem der Mindestverbleib von 3 Jahren vor einer möglichen Versetzung.

    Bis vor Kurzem konnte ein über diesen Weg Fix-Angestellter mit der nächsten Mobilität, üblicherweise nach einem Jahr, in seine Heimatprovinz zurückkehren.

    Somit haben in der Vergangenheit viele dieser Festangestellten die leeren Stellen in Südtirol als Sprungbrett genutzt, um eine gleichwertige Anstellung in ihrer Heimatprovinz zu bekommen.

    Wir hören oft den Vorschlag, man solle doch nicht so strikt an der Zweisprachigkeit festhalten. Die Zweisprachigkeit der Angestellten hierzulande ist allerdings wesentlich, denn die Post, wenn auch privatisiert, führt viele öffentliche Dienstleistungen aus. Mit dem Projekt Polis, welches z.B. die Ausstellung des Reisepasses im Postamt ermöglicht, werden immer mehr Aufgaben der öffentlichen Verwaltung vom Postamt übernommen. 

    Dort ist es unabdingbar, dass der Bürger in seiner Muttersprache und vor allem in beiden Amtssprachen bedient wird. Auch der universelle Postdienst mit Einschreiben und Gerichtsakten ist ein Dienst, welcher der Zustelldienst der Post für den Staat übernimmt.

    Wir sind dafür, den Arbeitsplatz als Postangestellter für Einheimische attraktiver zu gestalten, um mehr einheimisches Personal zu finden.

    Dieses würde auch eine höhere Personalstabilität für das Unternehmen mit sich bringen, da einheimisches Personal eher selten eine Mobilität in eine andere Region anstrebt.

    Ein großer Nachteil hierzulande ist die verhältnismäßig geringe Entlohnung, denn die Provinz Bozen gehört zu den teuersten Provinzen Italiens, was die Lebenshaltungskosten betrifft.

    Hinzu kommt die starke Inflation der letzten Jahre und der allgemein chronische Rückstand der Löhne in Italien im Vergleich zu den europäischen Nachbarn. Somit ist der nationale kollektivvertragliche Lohn bei uns schlicht zu niedrig, um konkurrenzfähig gegenüber anderen lokalen Unternehmen und dem öffentlichen Dienst zu sein.

    Im aktuellen Abkommen zwischen Post und Land Südtirol ist eine Zulage vorgesehen, welche allen Festangestellten für die Dauer des Abkommens eine Art Zweisprachigkeitszulage zugesteht.

    Allerdings ist diese Zulage am Dienstrang bemessen, nicht an der Rangstufe des Zweisprachigkeitsnachweises. Außerdem dient als Grundlage nicht die Zulagentabelle des Landes, sondern die Höhe der Zweisprachigkeitszulage im Jahre 2007, also vor der Privatisierung der Post.

    Dieser Betrag beträgt knapp die Hälfte der Zulage, welche ein Landesangestellter bekommt. Somit ist das für hier ansässige Personal mit Zweisprachigkeitsnachweis, wie z.B. der öffentliche Dienst in Südtirol, mit höherem Grundgehalt und höherer Zulage attraktiver.
    Auch Privatunternehmen zahlen hierzulande höhere Gehälter.

    Somit muss aus unserer Sicht zumindest die sogenannte „Abkommenszulage“ auf das Niveau angepasst werden, welche z.B. ein Angestellter im öffentlichen Dienst für denselben Rang des Zweisprachigkeitsnachweises bekommt.

    Thomas Taschler