Kunst als Selbsthilfe
Kreativität braucht es nicht nur für das Vollbringen von Kunstwerken oder für die Entwicklung einer neuen Geschäftsidee, sondern die eigene schöpferische Kraft kann auch als Selbsthilfe dienen. Dieses Potential greift die Kunsttherapie auf, die in allen Richtungen der Psychotherapien als ergänzender Baustein zur Linderung und Heilung von Erkrankungen eingesetzt werden und die Gesundheit fördern kann.
„Die Kunsttherapie ist ein Baustein aus dem Spektrum der Kreativtherapien. Sie umfasst die Arbeit mit allen kreativen Medien wie etwa Musik oder Bewegung, Tanz und Theater, Gestalten in der Natur oder Arbeit mit Ton und Plastik aber auch kreatives Schreiben und Poesie“, erklärt die integrative Kunsttherapeutin Monika Rieder.
Rieder leitet am Samstag, den 9. April, einen der Workshops des Schnuppertags mit dem Titel „Kunsttherapie heute – arteterapia oggi“ im Kolpinghaus in Bozen. Die Veranstaltung wird vom ehrenamtlichen Verein „Healing Arts“ organisiert und soll Einblick in die theoretischen und praktischen Aspekte der kreativen Therapieformen geben. Hauptaugenmerk liegt dabei in der praktischen Selbsterfahrung in einem geschützten Raum.
Einsatzbereiche der Kunsttherapie
„Das Credo der Healing Arts ist, durch Austausch und Zusammenarbeit ein Netzwerk zu schaffen, das den Mensch dort abholt, wo er steht und ihn dorthin begleitet, wo er sein möchte“, beschreibt der Verein seine Zielsetzung. „Die Kunsttherapie wird als kreativer Baustein zu anderen therapeutischen Methoden ergänzend in allen klinischen, pädagogischen, medizinischen und soziopädagogischen Einrichtungen angewandt“, so Rieder. Sie selbst arbeitet beim Dienst für Abhängigkeitserkrankungen im Gesundheitsbezirk Bruneck.
Kunsttherapie kann also dort zum Einsatz kommen, wo der Mensch im Fokus steht, etwa im Krankenhaus, im Altersheim, in der Jugendarbeit, in der Behindertenbetreuung und in pädagogischen Bereichen. „Das Gestalten von Bildern, Plastiken und anderen Werken an sich entfaltet sowohl eine ‚heilende‘ als auch eine klärende Wirkung“, erklärt Monika Rieder.
Spielerischer Lernprozess
Die Kunst werde dabei Ausdruck der körperlichen und seelischen Verfassung und könne im therapeutischen Gespräch geklärt, verstanden und bearbeitet werden. „Es gelingt spielerisch Ressourcen praktisch erlebbar zu machen und im Bild oder in der Skulptur, in Bewegung und Tanz ‚nach außen‘ zu bringen, was bisher nur im Inneren fühlbar und manchmal ‚undefinierbar‘ war.“
Es wird ‚nach außen‘ gebracht, was bisher nur im Inneren fühlbar und manchmal ‚undefinierbar‘ war - Monika Rieder
Dabei können Menschen mehr über sich selbst erfahren, etwa über die eigenen Fähigkeiten und Grenzen sowie die inneren Konflikte. Der Kunsttherapeut oder die Kunsttherapeutin begleitet diesen Prozess und steht für Austausch zur Verfügung. Ziel dabei ist es, die Persönlichkeitsentwicklung zu fördern und das Erlernte im Alltag umzusetzen. Konkret geht es hier um Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, Selbstwert, Eigeninitiative und Eigenverantwortung.
„Kreative Therapien sind einsetzbar für Menschen jeden Alters, die aufgrund einer Erkrankung, eines Unfalles, eines Traumas oder einer Behinderung zeitweise oder langfristig in ihren persönlichen, seelischen, geistigen und sozialen Fähigkeiten eingeschränkt sind“, sagt Rieder.