Society | Medienförderung

Von Hahnenkämpfen und Wutbürgern

Ist es schlecht für die Demokratie, wenn Arnold Schuler mit Sepp Noggler öffentlich zankt und Brigitte Foppa die SALTO-Community einbremst? Eben nicht!
Um Kopf und Kragen
Foto: Seehauserfoto / Montage: H. Schoberwalter
  • Der öffentlich zugängliche SALTO-Kommentarbereich, in dem Leser auch unter Pseudonym kommentieren können, ist der Südtiroler Medienförderung ein Dorn im Auge. Dabei kommentieren auch immer wieder Politiker in Amt und Würden unsere Artikel. Natürlich unter ihren echten Namen. Manchmal, um parteiinternen Konkurrenten eins mitzugeben und manchmal auch, um ihre Position zu verdeutlichen. 

    Als fast schon historisch könnte man den Schlagabtausch zwischen dem designierten Landtagspräsidenten Arnold Schuler und seinem Vorgänger, dem entthronten Landtagspräsidenten Josef (Sepp) Noggler am 31. Januar 2024 bezeichnen. Die in diesem Fall gemachten Kommentare fallen eindeutig in die Kategorie: dem parteiinternen Konkurrenten eins mitgeben.

    Gefährdet das unsere Demokratie? Eben nicht!

    Noggler moniert in einem Interveiw mit dem Titel: „Ich zähle nicht zum Freundeskreis“, dass er bei der Suche des Landtagspräsidenten übergangen worden sei, da er nicht zum engeren Freundeskreis (sic!) von Landeshauptmann Arno Kompatscher gehöre. Von seinem Nachfolger im Amt, Arnold Schuler, sei er außerdem enttäuscht, da dieser vor der Wahl des Landtagspräsidenten nicht das Gespräch mit ihm gesucht habe.

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  • Der Schlagabtausch

    Arnold Schuler kommentiert daraufhin an besagtem 31. Januar, um 19.29 Uhr, Nogglers Ausführungen so: „Lieber Sepp, wie du weißt, habe ich mich mit dir vor der Entscheidung der Landtagsfraktion auf einen Kaffee getroffen, um dieses Thema mit dir zu besprechen.“

    Nogglers Retourkutsche lässt fast zwei Stunden auf sich warten. Um 21.27 Uhr schießt er schriftlich zurück: „Lieber Arnold, den Ball immer schön flach halten... Ich war am Tag der Entscheidung in der Fraktion überhaupt nicht in Bozen, wie könnte ich da, wie du behauptest, im Vorfeld mit dir einen Kaffee getrunken haben.“

    Diesmal dauert es nur 23 Minuten bis Schuler kontert: „Willst du ernsthaft abstreiten, dass wir dieses Thema bei einem Kaffee besprochen haben? (auf weitere Kommentare gehe ich nicht mehr ein, denn jetzt wird`s peinlich)“.

  • Peinlicher Auftritt - maximale Transparenz

    „Peinlich“ ist in diesem Kontext das richtige Stichwort. Auch die SALTO-Leser finden den Auftritt der beiden Landtagsabgeordneten peinlich. Sie kommentieren: Schuler und Noggler gäben „ein katastrophales Bild“ ab, von „Kindergarten“ und „Theater“ ist die Rede. Andere User bezeichnen die beteiligten Politiker als „Schmierenkomödianten“ und sprechen angesichts des Postenschachers von einem „miesen Kuhhandel“. 

     

    Der Normalbürger konnte einen innerparteilichen Hahnenkampf live mitverfolgen.

     

    Der politische Schaden für Schuler und Noggler hält sich in Grenzen - schließlich sind wir in Südtirol. Mit ihrem Auftritt sorgten die beiden SVP-Politiker aber endlich einmal für die in Wahlkampfauftritten viel beschworene Transparenz: Der Normalbürger konnte einen innerparteilichen Hahnenkampf live mitverfolgen. 

    Ein Schaden für die Demokratie?

    Eben nicht!

  • Kampf dem Wutbürger

    Neben Lehrstunden in Transparenz ist die Kommentarfunktion auch immer wieder ein kostruktives Mittel gegen Wutbürgerargumente.

    Im Artikel „Südtirol-Pass für Landesbedienstete?" vom 31. März 2025 beispielsweise geht es um einen Vorschlag der Grünen, in dem diese fordern, dass der Südtirol-Pass für Landesbedienstete gratis sein solle. 

    Das Urteil der meisten SALTO-Kommentatoren ist vernichtend: Anstelle des Südtirol-Pass' brauche es dringend Personalabbau im öffentlichen Dienst, die meisten Landesbediensteten seien überflüssig, Landespolitikerinnen seien überbezahlt, und es wäre besser, Geld statt Sachleistungen an die Landesbediensteten zu zahlen. 

  • Foppa weist Community in ihre Schranken

    Brigitte Foppa: "Ich finde es kurios, dass das hier auf Salto gemacht wird." Foto: Seehauserfoto

    Schließlich meldet sich Brigitte Foppa von den Grünen zu Wort. Foppa stellt klar, dass der Südtirol-Pass ein Dazu wäre und nicht die Gehaltserhöhung ersetzen solle. Nebenbei weist sie dann auch die SALTO-Community ein wenig zurecht: „Gehaltserhöhungen (und daraus resultierende Rentenzahlungen) sind 100x besser als Fringe Benefits. Daher verwehren wir uns auch gegen das Aufrechnen der einen gegen die anderen. Ich finde es kurios, dass das hier auf Salto gemacht wird. Ist nicht unser 'ragionamento'". Interessant an Foppas Wortmeldung: danach ebbt die Empörungswelle spürbar ab. Das Wutbürgertum ist eingehegt.

    Hat die Demokratie aufgrund der öffentlich lesbaren und teilweise unter Pseudonym verfassten SALTO-Kommentare Schaden genommen? 

    Eben nicht!

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Salto User
adige Fri, 04/11/2025 - 19:07

Es ist unglaublich, dass die Vorgaben der Medienförderung Rechts- und Verfassungskonform ist. Die italienische Verfassungsversammlung hat einen groben Fehler gemacht, nicht den 1. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten zu übernehmen. Ich hoffe, Salto lässt es von Anwälten überprüfen.

Fri, 04/11/2025 - 19:07 Permalink
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Robert Rieder Thum Sat, 04/12/2025 - 06:37

Meinungsfreiheit bei Salto? Ja, aber nicht allzuviel, denn auch bei Salto wird bei den Leserzuschriften manipuliert. Zum Beispiel, wenn die Meinungsäußerungen nicht in der chronologischen Reihenfolge gedruckt werden, so dass man nicht mehr erkennen kann, welche Antworte auf welches Argument gegeben wurde.
Oder noch schlimmer, wenn manche Zuschriften gar nicht veröffentlicht, oder gelöscht werden, so wie es bei Dolomiten, Alto Adige, Tageszeitung, Ff, Zett, usw üblich ist. Da braucht es gar nicht viel, etwa keine Schimpfwörter, keine Beleidigungen, man braucht nur die "falsche" Darstellung über Israel oder über Russland schreiben, dann ist der Beitrag weg.
Aber manche Zeitgenossen sind sowieso für Zensur. Da hat doch einmal eine Schreiberin gefordert, Salto möge doch nicht ständig "Verschwörungstheorien" abdrucken.
Was eine Verschwörungstheorie ist, und was nicht, würde wohl sie bestimmen, schätze ich.

Sat, 04/12/2025 - 06:37 Permalink
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Salto User
opa1950 Sat, 04/12/2025 - 07:54

Es sind sicher nur Politikerinnen und Politiker welche dafür sorgen daß in der Tageszeitung und auf Südtirol News viele Kommentare nicht veröffentlicht werden. Ist es schon soweit daß die Südtiroler Politik bestimmten Zeitungen einen Maulkorb angelegt hat. Ein großes Kompliment an Salto. Werde mich nächste Woche an den Aufruf von Salto beteiligen und meinen Beitrag leisten.

Sat, 04/12/2025 - 07:54 Permalink