Society | Über Bär und Wolf

Das Schlachten der Jäger

Jäger und Bauern machen derart gezielt gegen Wolf und Bär mobil, wie es einst Goebbels lehrte. Egal eben, ob wahr oder Lüge.
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Foto: jaeger

Südtirols Jagdverband und der Bauernbund machen derart gezielt gegen Wolf und Bär mobil, wie es einst Goebbels lehrte: verbreite „dein“ Anliegen über alle Medien so oft du kannst, und alle werden es glauben. Egal ob wahr oder Lüge. Die straff organisierten Verbände wirken zudem wie Kot auf Fliegen: sie ziehen schlappe Politiker an, die von gebündelten Stimmen und medialer Macht bei den nächsten Wahlen profitieren wollen. Natürlich ist es politisches Kalkül, wenn zum Beispiel die Ebnerschen „Dolomiten“ ungerechtfertigte Hetzkampagnen gegen Bär und Wolf ad absurdum medialisieren und Jäger gebetsmühlenartig als Heger und Pfleger darstellen. 

Die Wirklichkeit ist anders. 

Zuallererst muss immer wieder betont werden, dass die Fauna unserer Landschaften allen gehört. Wir alle haben das Recht und sollten den Wunsch haben, wilde Tiere in freier Wildbahn sehen und erleben zu dürfen.  Über genannte Lobbys und deren Medieneinfluss wird versucht, den alleinigen Besitzanspruch über diese Fauna einer kleinen Minderheit zuzusprechen. Nur 2% der Südtiroler Wirtschaftsleistung wird von der Landwirtschaft erarbeitet (http://astat.provinz.bz.it/de/land-forstwirtschaft.asp), gerade 5% der Bevölkerung sind in der Landwirtschaft tätig. Es gibt nur 2000 Kleintierzüchter in Südtirol. Aber ca. 515.000 Menschen leben in Südtirol insgesamt. Jäger sind davon gerade 6000; das sind etwas mehr als 1%. Sollen diese Minderheiten über unsere Umwelt entscheiden dürfen? Nein.

Laut Schätzung der Südtiroler Bergrettung sind an guten Wintertagen 20.000 Alpinsportler in den Bergen unterwegs, im Sommer sicherlich ein Vielfaches. Ich auch. Aber, lieber Leser, wie oft hast du bei Bergtouren zu jeder Tageszeit Spiel-, Stein- oder Schneehühner gesehen, Fasane, Enten, Hasen oder einen Fuchs, oder einen Hirsch mit stolzem Geweih? Von Wolf oder Bär ganz zu schweigen! Die Jäger aber knallen jedes Jahr Hunderte und Tausende davon ab, allein 9000 (neunTAUSEND) Rehwild jährlich.  

Haben sich die Jäger dabei abgeschunden? Nein. Die genutzten Jagdstände stehen stets unweit von Forststraßen, deren Einrichtung mit Fenstern und Bänken wird immer luxuriöser und letzthin unterstützt auch modernste Technik Südtirols Schlächter, die Jäger. An Lichtungen installierte Bewegungssensoren starten automatisch an Jagdständen montierte mobile Kameras, damit der Jäger auch ohne tagelanger Lauer genau weiß, wann er welches Lebewesen wo töten kann. In Deutschland ist diese Technik verboten, aber wo kein Kläger auch kein Richter.

Kein Kläger fand sich auch am 9.März in Lana ein. Dorthin hatte der Bürgermeister zu einer Podiumsdiskussion geladen (https://www.gemeinde.lana.bz.it/de/Podiumsdiskussion_Grossraubtiere_und_Almbewirtschaftung_). Unter anderen waren Landesräte, Vertreter vom Bauernbund und des Amtes für Jagd und Fischerei anwesend. Und auch ein Martin Keller vom Schweizer Verein zum Schutz der Weidetierhaltung (https://www.vwl-ost.ch/politik/). Vor dem Bürgermeister, den Politikern und den Beamten des Amtes für Jagd rief Keller die 800 Anwesenden unwiderlegbar zu illegalem Handeln auf: „SSS – Schießen, Schaufeln, Schweigen“. Tobender Applaus. (https://www.youtube.com/watch?v=mjQo0gkwfd0) Ist es nicht Amtsunterlassung, wenn Moderator und BM Stauder sich von so einer Aussage nicht sofort distanziert und Anzeige gegen Keller erstattet? Ist er als offizieller Vertreter der Gemeinde Lana, offizieller Organisator des Abends, dazu nicht verpflichtet? Muss ich diese Anzeige erstatten? Dachverband für Naturschutz, du warst auch dort! Und ihr Politiker Sch... und  B...! 

Da kommen jetzt endlich Bären und Wölfe zurück (!) in unsere Berglandschaften, und nur weil ein paar wenige Prozent der Bevölkerung sich daran stören, wird von Bauern, Jägern und einigen Politikern medial eine Überlebensfrage daraus gemacht. Dass trotz einer derartigen Schmutz- und Lügenkampagne nur wenige Zehntausend die Petition gegen Bär und Wolf unterschrieben haben, werte ich als Niederlage dieser ewig jammernden Minderheiten. Diese Niederlage ist auch eine Schande für die Forstbehörden des Landes, welche die in die Hosen gegangene Petition aufliegen ließen, obwohl sie unparteiisch allen Bevölkerungsteilen dienen müssten. 

So parteiisch die Forstbehörden handeln, illegal manche Großwildgegner sprechen, fahrlässig der Bürgermeister schweigt und stimmengeil manche Politiker agieren, so irrational sind die Argumente aller Großwildgegner sowieso. Während von den Jägern Südtirols fast 30.000 (dreißigtausend!) Lebewesen jährlich umgebracht werden (http://www.provinz.bz.it/land-forstwirtschaft/fauna-jagd-fischerei/jagd/abschussstatistik-abschussplanung.asp), so hat der Wolf 2016 nur 17 und 2017 gerademal 40 Haustiere gerissen (Salto: nel 2016 il lupo ha ucciso in Sudtirolo appena 17 tra capre e pecore, nel 2017 sono salite a 40. ).  Dem Bären sind in den letzten Jahren stets weniger als 10 Tiere zum Opfer gefallen. (http://www.provinz.bz.it/land-forstwirtschaft/fauna-jagd-fischerei/fauna/braunbaer-suedtirol/schaeden-schutzmassnahmen.asp). Zum Einprägen noch einmal: nicht einmal 50 Tiere holen sich der „ach so böse“ Wolf und Bär, die Jäger aber töten jährlich 30.000 (dreißigtausend!) Wildtiere. Und was machen die rund 2000 Kleintierhalter Südtirols? Sie verbreiten falsche Informationen und tun so (https://www.youtube.com/watch?v=bWv79yYSdks)  als ob der Wolf ein grausamer Massenmörder wäre. Dabei bringen diese selben Bauern jährlich über 14.000 Tiere zum Schlächter, 10.300 davon sind Schafe, Lämmer und Ziegen (http://www.kleintierzucht.it/daten/faltblatt-taetigkeitsbericht-20171.pdf). 

Wieviele Kleintiere hat der hungrige Wolf 2017 gerissen? Richtig: 40. Und wieviele Kleintiere werden hierzulande jährlich geschlachtet? Richtig: 10.300. Und wer bringt die allerallerallerliebsten Tiere zum Schlächter? Richtig: die Bauern selbst. Aber die knüpfe ich mir ein andermal vor. Oder öfter noch, so wie sie, nach Goebbels, in Endlosschleife über Bär und Wolf  herfallen.

Bär und Wolf jagen, weil sie Hunger haben. Nicht weil sie Trophäen zuhause an die Wand nageln wollen. Deren Jagd „by fair means“, mit Krallen und Zähnen, berauscht die Tiere vermutlich mehr als menschliche Jäger mit Flinte und Bewegungsmeldern. In diesem Tötungsinstinkt und inmitten hilfloser Schafherden reißen Großwildtiere dann manchmal leider mehr, als sie fressen  können. Das mag grausam sein, aber das sind eben tierische Jäger. Sind menschliche Jäger weniger grausam? Hier ein altbekannter link zur Gamsjagd in Tirol https://www.youtube.com/watch?v=1WiyON7tzeI

Und zum Abschluss eine wahre Geschichte: 

Bei einem Waldspaziergang hier in Südtirol trieb ein Hund seinem Besitzer ein Reh genau zwischen die Beine. Just in diesem Moment tauchten zwei Jäger auf. Sie forderten den Hundebesitzer, der das Tier eingeklemmt zwischen den Beinen hielt,  auf, das Reh sofort laufen zu lassen. Dieser entsprach dem Wunsch, doch nach nur wenigen Metern knallte einer der Jäger das Reh nieder. Aber: die vermeintlich immer so treffsicheren Jäger trafen nicht genau. Mit offen klaffender, blutüberströmter Wunde entkam das Reh im Wald. Eine sofort durchgeführte, gemeinsame Suche nach dem verletzten Reh blieb ergebnislos. Am nächsten Tag nahmen der lokale Jagdaufseher und der dort ansässige Hundebesitzer die Suche wieder auf. Doch das Reh konnte nicht gefunden werden. Vermutlich musste es aufgrund der vom Jäger zugeführten Schussverletzung grausam und langsam im Wald verenden. 

Eine Woche später flatterte dem Hundebesitzer eine Strafe für den Hund ohne Leine ins Haus, ausgestellt vom Amt für Jagd auf Intervention des Jagdaufsehers. Keine Strafe für den Jäger, der gefährlich direkt neben dem Hundebesitzer abdrückt und das verletzte Reh entkommen lässt, auf dass es grausam stirbt; keine Anzeige gegen den Referenten Martin Keller, der offen zur illegalen Wilderei aufruft; aber ja, eine Strafe gegen den Hundebesitzer.

So richten Südtirols Schlächter, die Jäger.

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Rudi Pohlenz Tue, 05/08/2018 - 06:21

Dem ist rein gar nichts mehr hinzuzufügen. Diese Beobachtungen machen wir fast täglich. Nicht nur in Europa oder Deutschland, sondern weltweit werden Tiere jeglicher Art dem abartigen Trieb dieser fragwürdigen Menschen geopfert. Und der Staat schaut zu, ja verdient sogar kräftig dabei mit. Das Problem sind fehlende unabhängige Kontrollistanzen. Die Jagdbehörden sind doch ohnehin "jägerverseucht" und eine Krähe hackt bekanntlich der anderen kein Auge aus. wir können uns der Meinung von Theodor Heuss nur anschließen: "Jagd ist eine Form menschlicher Geisteskrankheit"

Tue, 05/08/2018 - 06:21 Permalink
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Jäger Bauer Tue, 05/08/2018 - 17:04

Wer sagt denn, dass nur Bauern und Jäger, die Ebner und gewisse Politiker, die ausgefeilten Techniken Goebbles nutzen dürfen? Wie's geht, zeigen amerikanische Präsidenten und gewisse europäische Staatsmänner in Bezug auf Muslime, Russland, den Iran, Syrien, usw. Ich lerne. Deshalb, freuet euch über weitere Berichte, deren Inhalt übrigens stimmt. Nicht wie bei Bauern, Jägern, Ebners, gewissen Politikern, Trump und sonstigen Mähs und Clees.

Tue, 05/08/2018 - 17:04 Permalink
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Thomas Pichler Thu, 05/10/2018 - 16:25

Das Niveau dieses comunity Beitrages ist unterirdisch und untergriffig. Bin auf Salto eine andere Kultur der Auseinandersetzung mit Themen gewohnt. Schade. Unter Synonym einen solchen Text zu veröffentlichen finde ich persönlich auch nicht richtig.

Thu, 05/10/2018 - 16:25 Permalink
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Anton Chiavazza Tue, 05/15/2018 - 14:54

In reply to by Andreas gugger

Ich bin dafür, dass den Jägern die Waffe abgenommen wird, stattdessen sollten sie mit Kamera schießen. Die mürbe Ausrede, dass Jäger als Regulatoren dienen, ist wohl kaum zu belegen: http://www.sueddeutsche.de/wissen/streit-um-die-jagd-befriedigung-der-m…. Die Sinnlosigkeit der Jägerschaft und das Schlachten von Wildtieren sollten in einer aufgeklärten Welt mit Nahrungsüberfluss endlich verboten werden. Etliche Tonnen von Lebensmittel landen im Müll: http://www.fao.org/docrep/014/mb060e/mb060e00.pdf . Das Buch "Mysterium der Tiere, was sie denken, was sie fühlen" vom Verhaltensforscher Karsten Brensing vermittelt auch dem Laien einen Zugang zur komplexen Tierwelt und zeigt auf, das wir nicht die einzig denkenden Lebewesen auf diesem Planeten sind. Sollte der Mensch ein vernunftbetontes humanistisch- ethisch denkendes Wesen sein, so müsste er sein Tun in vielerlei Hinsicht ändern. Das Erste wäre die sinnlose Jagd abzuschaffen (https://www.abschaffung-der-jagd.de/) und über den Speziesismus und die Artgrenze hinauszudenken. Schließlich hängt es von uns ab, ob wir mit dem 98,7 % übereinstimmenden Genom des Schimpansen mehr Affe oder Mensch sind.
Und nun wird auf Wolf und der Bär gehetzt. Wer sich eine Meinung zum Thema Wolf verschafft, sollte sich auch die Meinung von Experten an horchen: http://woelfeindeutschland.de/vor-der-wahl-nach-der-wahl/

Tue, 05/15/2018 - 14:54 Permalink