Über einen Monat lang ist Arnold Mario Dall'O schon unterwegs. Start in Meran am 3. Mai 2014, Ziel Samarkand in Usbekistan. Ein Reisetagebuch auf Facebook führt uns in die Ferne:

zusammen mit raoul ist geplant, über triest den balkan hinunter  bis nach istanbul zu fahren und dann weiter am ufer des schwarzen meeres entlang bis an die grenze zu georgien, dieses land zu durchqueren, dann über die grenze nach aserbaidschan bis nach baku am kaspischen meer. dort, am 24.5. müsste dann norbert auf uns warten, mit dem flugzeug aus mailand kommend. dann wollen wir alle drei mit einer fähre übersetzen bis nach türkmenbasy in turkmenistan. diese überfahrt ist uns noch ein rätsel, da es weder fahrpläne noch sonstwelche informationen gibt. verbunden sind diese beiden häfen nur durch containerschiffe die unregelmässige zeitpläne haben und für die strecke 19 stunden benötigen. durch turkmenistan erhalten wir eine “begleitung”, wir haben noch nicht verstanden ob es bewacher sein werden oder reisebegleiter, auch die route ist weitgehend vorgeschrieben. für diese begleiter müssen wir 100 dollar pro kopf am tag bezahlen !

Eine Reise unter Freunden. Arnold Mario Dall'O, Raoul Schrott und Norbert Pescosta reisen gemeinsam von Italien nach Usbekistan.

Tag 18, 21. Mai

grauer tag heute, bergfrisch, später einsetzender regen. gehen durch den markt und die karawanserei. fahren dann an die grenze zu dagestan, die auf einem viertausender liegt, alles alpin, bis auf die militaerkontrolle vor illisu und die breiten geroellhalden, die die fluesse aus dem kaukasus herabschwemmen. graue talschluesse aus schiefer. was bringt einen dazu, landschaften zu lieben oder nicht? es gibt naechstenliebe, kinderliebe und hundeliebe (pothos und himeros – begierde und ungezuegeltes verlangen, einschub raoul), aber welche art von eros verbindet sich mit einer landschaft?

Abenteurlich ist die Reise, unvorhersehbar das, was passiert. Wüstendurchquerung, keine Netzverbindung. Dann am 2. Juni in Usbekistan die Festnahme:

… hatten in turkmenistan kein netzt. sind jetzt in uzbekistan von der grenzpolizei festgehalten. haben immer noch kein netz um text u fotos runterzuladen. setzen fort sobald möglich. tagebuch geführt haben wir dennoch.
sitzen jetzt (zunächst noch) in hausarrest in einem hotel in nukus. warten auf anruf des italienischen botschafters. stecken in schwierigkeiten wegen eines milden tranquillizers den norbert, unser arzt für erste hilfe mitgennommen hat und den man hier für ein psychotropes rauschmittels erklären will. situation völlig ungewiss.

Eintrag auf Facebook am 4. Juni:

"seither sind wir in Nukus, dieser gottverlassenen grenzstadt in der autonomen region Karakalpaxstan. die italienische botschaft wurde informiert und macht das mögliche, gleichzeitig wird auf politischem wege aus rom interveniert. die tage vergehen mit warten, warten, kleinen neuigkeiten zum fall und neuem warten."

Beobachtungen stehen seit den Verhören auf dem Programm, suspekt erscheinen die Weißen. Am 6. Juni schreibt Arnold Mario Dall'O:

In Turkmenistan zahlt man offenbar keine steuern,strom ist gratis und jeder erhält eine freie zuteilung benzin. fotografiere auf dem markt einen abgehauenen kuhschädel in einem plastiksack,gehe dann weiter tomaten und wasser kaufen für unsere fuenftaegige fahrt durch die wüste. zurück beim auto nehmen drei polizisten norbert ins verhör, verlangen kamera und pass,weil ich angeblich müll fotografiere, um das land schlecht darzustellen.

Warten steht auf dem Programm, die letzte Einträge am 7. Juni 2014:

18 uhr. wieder verging der tag mit warten. eigentlich hätte jemand von der militärbehörde am nachmittag vorbeikommen sollen um das weitere vorgehen zu erklären. passiert ist gar nichts.
beim letzten male verabschiedete sich der polizist mit den worten ‘komme zurück in einer minute’, daraus wurden 4 tage.

Und während Arnold Mario Dall'O ausreisen darf, muss sein Freund Norbert Pescosta bleiben:

werde den flug heute abend nach taschkent nehmen, morgen früh nach riga dann weitere bis mailand. wäre gerne bei norbert geblieben, doch mein visum verfällt ebenso wie seines.